
Färberröthe fand H unter (Geschichte der Zähne 1778.), dass die
schon gebildete Zahnsubstanz nicht von Färberröthe durchdrungen
wurde, wohl aber die innei’ste Schicht des Zahnes, welche
eben gebildet wurde.
Gegen das Wachsthum der Zähne durch blosse Apposition
scheint auf den ersten Blick der Umstand zu sprechen, dass inan
in den Stosszähnen von Elephanten öfter bleierne Kugeln gefunden
hat, die von allen Seiten von Knochensubstanz umgeben waren.
Dieser Einwurf widerlegt sich indess durch die Supposition,
dass diese Kugeln in denjenigen Theil des Zahnes eingedrungen
waren, der eben in der Bildung begriffen war.
Wenn die Zähne schmerzen, so ist bloss der Zahnkeim empfindlich,
ebenso bei dem Empfindlichwerden der Zähne von Säuren,
wobei wahrscheinlich die Säure in die Zahnröhren vermöge
der Risse oder Poren des Schmelzes eindringt, und den Zahnkeim
selbst afficirt. Die sogenannte Caries der Zähne ist von der Ca-
ries der organisirten,Knochen wohl zu unterscheiden. Diess ist
eine blosse chemische Zersetzung der Zähne bei fehlerhafter Zusammensetzung,
eine allmählige Zersetzung durch die Mundflüssigkeiten.
Die weissen Zahnröhren unter einer cariösen Stelle
der Oberfläche des Zahns verlieren meist bis zu einiger Tiefe
ihr weisses Ansehen.
Der sogenannte Weinstein an den Zähnen des Menschen
und des Pferdes besteht bloss aus angesetzten Speichelsalzen.
Ueber das Wachsthum der verschiedenen Thierzähne findet
man herrliche Beobachtungen von Cuvier und M eckel in Cu-
vier’s cergl. Anat. übers, von Meckel, 3. Nach R osa sind die
Keime der durchbohrten Giftzähne der Schlangen Platten, die
sich umlegen, um zuletzt zu einem Kanäle sich zu verbinden.
Siehe Cuvier Ptrgl. Anat. 3. 127. Auch nach Knox ist das Mark
oder der Keim der Zähne ein umgerollter Körper, welcher aussen
und innen gegen den Giftkanal Zahnsubstanz abzusondern scheint.
Doch sah er keine offene Furche, sondern einen durchsetzenden
festen Streifen an der konvexen Seile des Zahns. Auch der Giftkanal
enthielt anfangs eine Art Mark. F rorief’s Not. 406. Jeder
Zahnkeim entsteht in einer besondern Capsel, die gleichsam seine
Eihaut ist, und diese Capsein sind wieder von einer gemeinsamen
Haut vereinigt. f '
So wahrscheinlich es ist dass die Zähne der meisten Thiere
durch Apposition wachsen, so giebt es doch öffenbare Ausnahmen
davon bei einigen Knorpelfischen. Ich finde z. B. dass die dik-
ken Zahnplatten der Myliobates und Rhinoptera unter den Rochen,
ehe sie ossificiren, schon ihre ganze Grösse erreichen, während
sie doch dann bloss aus häutigen Theilen bestehen. Sie
enthalten im weichen Zustande viele weite Röhren, die später
indem ihre Wände ossificiren, erstarren, mehr und mehr sich
verdicken, während die Kanäle enger werden. Man sieht diesen
Bau an den hintersten, immer sich nachbildenden Zahnplatten.
Was die chemische Zusammensetzung der Zähne betrifft, so
unterscheidet sich der Schmelz von der Knochensubstanz des
2. Vom Wachsthum. Wachsthum durch Appositio. Zähne. 380
Zahnes dadurch, dass Letztere viel mehr thierische Substanz
(Knorpel) enthält. •
Die Verschiedenheit zwischen beiden Substanzen ergiebt sich
aus Berzeliüs Analyse derselben vom Menschen.
Schmelz. Zahnknochen.
Thierische Substanz . . . . . . — 28,0
Phosphorsaurer Kalk mit Fluorcalcium 88,5 64,3
Kohlensaurer Kalk . . . . . . 8,0 5,3
Phosphorsaure Talkerde i- ■. . . . 1,5 1,0
Natron mit etwas Kochsalz . . . . — 1,4
Alkali, Wasser, thier. Substanz. . . 2,0 —
100,0 100,0
Der Kitt au den Zähnen des Rindes besteht nach L assaigne
aus 42,18 thierischer Materie, 53,84 phosphors, Kalk, 3,98 koh-
lens. Kalk. ^ 11 r i _ 1 ,j<
Die Hornzähne des Schnabelthiers stehen mit einer breiten
Fläche auf dem Zahnfleische, und bestehen aus hohlen Hornfasern.
H eusinger a. a. O. 197. Die Zähne des Orycteropus bestehen
auch aus senkrecht stehenden conglutinirten Röhrchen,
zu denen nach Cuvier Blutgefässe gehen. Diese Zähne sind nicht
hornartig; aber die Zähne des Schnabelthiers enthalten nach Las-
saigne 99,5 hornartige Masse, und 0,3 Knochenerde.
Diese Zähne bilden offenbar den Uebergang zu den Barten
der Wallfische, welche hier die Zähne ersetzen. Hierüber haben
H eusinger und R osentbal [Abhandlungen der Akademie zu Berlin
1829.) Untersuchungen angestellt. Nach R osenthal bestehen die
Barten aus vielen grösseren und kleineren, etwas gekrümmten
Hornplatten, welche mit ihren schwach konkaven Flächen nach
vorn, mit- ihren konvexen nach hinten, mit ihren scharfen Rändern
nach aussen und innen gerichtet sind; sie stehen also quer
parallel, und sind \ Zoll von einander entfernt. An ihrer Basis,
mit der sie auf dem Oberkiefer aufsitzen, werden sie durch ein
2 Zoll breites Hornhand, welches alle Blätter wie ein Kranz umfasst,
vereinigt. Jede einzelne Platte besteht aus einer äussern
und innern Substanz; die Marksubstanz bildet parallele Röhren,
die, am untern Rande der Platte in borstenartige Fasern übergehen.
Im untersten Theile jeder Platte weichen die Lamellen
der Rinde von einander, und hier entsteht eine Höhle, in welche
die Keimhaut der Barten hineinreicht. Jede Barte ruht auf ei-
neV über 1 Zoll dicken gefässreichen Haut. Diese bildet unter
jeder Platte einen hervorragenden Fortsatz, welcher in den, hohlen
Raum an der Basis der Platten dringt, und in fadenartige
Verlängerungen übergeht, mit denen sie in die Röhrensubstanz-
bis zu den Borsten der Barten dringt. Die Gef ässe der Keimhaut
der Barten dringen bis in die Röhren der Barten nach R osenthal
ein. Zwischen den Fortsätzen der Kebnhaut,. die in die untere
Höhle einer Barte eindringen, liegt eine weisse hornige Masse,,
welche sich in die Rindensubstanz der Barten, fortsetzt. Siehe
die schönen Abbildungen R osentiial’s a. a. O. tab. 1 — 3.
3. Vom Gewebe der Crystaülinse,. Die Linse des Auges be