
Die elektrischen Fische sind nach diesen Prämissen weniger
wunderbar, obgleich ihre Entladungskraft nur während des Lehens
und hei ungestörtem Nerveneinfluss stattfindet. Die bekanntesten
elektrischen Fische sind der Zitterrochen, Torpedo, wovon T. mar-
morata und T, ocellata in den südlichen europäischen Meeren
verkommen, der Zitteraal, Gymnotus electricus, in mehreren Flüssen
von Südamerika, der Zitterwels, Silurus electricus seu Malapte-
rurus electricus, im Nil und im Senegal. Weniger bekannt sind
Rhinobatus electricus, Trichiurus electricus undTetrodon electricus.
Zur Kenntniss der elektrischen Fische haben am meisten W alsh,
F ahlenberg, G ay-L ussac und v. H umboldt beigetragen. Die elektrischen
Organe der Zitterrochen liegen zu beiden Seiten des Kopfes
und der Kiemen, und bestehen aus neben einander stehenden 5
öseitigen Prismen, welche die ganze Dicke des Fisches an jenen
Stellen einnehmen. Jedes Prisma bildet eine mit Nerven und Ge-
fässen umgebene Röhre mit dünnhäutigen Wänden, in der eine
grosse Menge (150) überaus dünner, parallel auf einander geschichteter
Querplatten mit einer zwischen allen verbreiteten gallertartigen
Flüssigkeit liegen. Zu diesen Organen gehen jederseits drei
starke Nerven, vom N. vagus, welche vorher Zweige deri Kiemen
abgeben. Auch ein Ast vom N. quintus verbreitet sich in den
vordem Theil des Organes. H unter Philos. transacl. 17/3. p• 2.
iah. 20. Die Organe "des Zitteraals und Zitterwelses liegen nach
R udolphi’s genauen Untersuchungen zu Leiden Seiten vom Kopf
bis zum Schwanz und sind jederseits doppelt, ein oberflächliches
und ein tieferes; beide sind durch eine Scheidewand, hei Gymnotus
seitlich auch von Muskeln getrennt. Bei Gymnotus electricus bestehen
die Organe aus horizontalen, in der Länge des Fisches
ausgespannten Häuten von i Lin. Distanz, zwischen denen von
innen nach aussen gerichtete , senkrechte Scheidewände sich befinden,
in deren Zwischenräumen Flüssigkeit ist. Das kleinere tiefere
Organ ist noch feiner getheilt. Die Nerven des Organes
sind 224 Intercostalnerven, die an der innern Seite des Organes
hinabgehen und sich in alle Lagen zertheilen, während feinere
Enden der Intercostalnerven unter dem kleinen Organ an die
Haut des Fisches gehen. Ein Nerve, der durch Zweige vom IV.
quintus und N. vagus zusammengesetzt wird, geht oberflächlich,
ohne sich in dem Organe zu vertheilen, in die Rückenmuskeln.
R-Udolphi in den Abhandlungen der Academie von Berlin 1820 —
1821. p. 22.9. tat. I. II.
Bei dem Zitterwels giebt es, wie R udolphi . gezeigt hat, auch
jederseits zwei elektrische Organe, die ich nach R udolphi und
nach eigener Anschauung dieser Tlieile beschreibe. Beide sind
durch eine aponeurotische Haut getrennt, das äussere liegt oberflächlich
unter dem corium, das innere über der Muskelschicht;
die Nerven des äusseren kommen vom N. vagus, der unter der
aponeurosis intermedia hergeht, aber diese mit seinen Zweigen
duchbohrt, um in das äussere Organ zu gehen; die Nerven des
innern Organes kommen von den Intercostalnerven und sind äuS-
serst fein. Das äussere Organ besteht aus sehr kleinen rautenförmigen
Zellen, die man mit der Loupe betrachten muss, das
innere scheint auch aus Zellen zu bestehen. R udolphi nennt die
Substanz des innern Organes flockig. R udolphi in Abhandlungen
der Academie zu Berlin '1824.
Die Wirkungen der elektrischen Fische auf thierische Wesen
gleichen ganz den elektrischen Entladungen. Die Erschütterung
des Zitterrochens reicht bei der Berührung mit der Hand bis
zum Oberarme, die' Zitteraale vermögen dagegen selbst Pferde
zu bekämpfen und zu schwächen, was A. v. H umboldt so schön
in seinen Ansichten der Natur beschrieben hat. Es steht fest,
dass sowohl beim Zitterrochen als beim Zitteraal, welche bisher
allein in Hinsicht der Wirkungen näher untersucht sind, die Isolatoren
der Elektricität die elektrische Kralt der Organe aufhalten,
und die Conductoren, wie Metall, Wasser, sie leiten, dass
sich die Entladung durch eine Kette von Personen fortpflanzt,
wenn die äussersten Glieder den Fisch berühren. W alsh hat
sogar beim Zitteraal elektrische Funken entlockt, indem er den
Schlag durch einen auf eine Glasscheibe geklebten und in der
Mitte durchschnittenen Staniolstreifen leitete; er sah mit P ringle,
Magellan und IngenhoUss- den Funken von der einen Hälfte des
Streifens zur andern überspringen. Journ. de phys. 1776. Oct. 331.
F ahlenberg hat “diesen Versuch mit gleichem Erfolge wiederholt,
indem der Fisch sich in der Luft befand. Vetensk. Acad. nya
handling. 1801. 2. p. 122. L inari und M atteuci ist es neulich
selbst beim Zitterrochen gelungen, einen Funken zu erhalten.
L. Institut. 167. Sie wandten bei ihren Versuchen Spiralen von
300 —577 Meter Länge des Kupferdraths an. Im Innern einer
oder zweier , der Spiralen befand sich eine Stange von weichem
Eisen. Die Enden der Windungen waren in L inari’s Versuchen
an zwei Silberschienen befestigt, welche mit dem Bauch und
Rücken des Fisches in Verbindung gebracht wurden. Der Drath,
welcher die letzte Windung der Spirale mit einer der Silberschienen
verband, war unterbrochen und die Drathenden in
Quecksilber gestaucht. Beim Herausheben und Wiedereinsenken
des Draths im Quecksilber sprang der Funke über, wenn das
Thier zugleich mit den Silberschienen gerieben wurde.
Es ist früher niemals gelungen eine Reaction auf das Elektrometer
zu erlangen. J. D avy war der Erste, der bei Anwendung
des Galvanometers auf den'Zitterrochen einen entschiedenen
Erfolg. beobachtete. Philos. Transact. 1834. p. 2. Er hat
auch die Versuche über die Wasserzersetzung mit Erfolg angestellt.
Einer der feinsten Reagentien für die Elektricität ist hier
wie auch sonst eine gelatinöse Masse, dje man durch Zusatz von
Stärke in Pulver zu einer gesättigten oder fast gesättigten Solution
von Jodkalium erhält. Eine einfache Gombination von Kupfer
und Zinkdrath und sehr verdünnter Säure bewirkt in dieser
Zusammensetzung eine Präcipitation von Jodstärkmehl.
Die Kraft der Entladung ist ganz willkührlich und an die
Integrität der Nerven jener Organe geknüpft. Man kann den
elektrischen Fischen das Herz aussclineiden, und sie können noch
lange Schläge austheilen, aber mit der Zerstörung des Gehirns
oder Durchschneidung jener Nerven hört das Vermögen der Ent