
geführt war, beobachtete man, dass die Flüssigkeit im Momente
der Exspiration steigt, im Momente der Inspiration fällt. Das
Steigen betrug 85 Millim., das Fallen — 90, später das erste 60,
das zweite1— 70. Bei grossen Anstrengungen betrug das Steigen
während der Exspiration 140 := 155 Millimeter, das Fallen—240
— 250 beim Einathmen. Diese Versuche, welche wiederholt gleiche
Resultate lieferten, bestätigen die Schlussfolge von P arry, dass
die Brust im Augenblicke des Einathmens in den starken Venenstämmen
der Brust eine.Annäherung des Blutes der Venen erzeugt.
Anderseits kann die Exspiration die Bewegung des Venenblutes
nicht in allen Venen aufhalten, weil die Klappen in den Venen,
welche dem Muskeldrucke ausgesetzt sind, das Zurückweichen des
Blutes verhindern. ,
P arry hat den Einfluss des Einathmens auf die Anziehung des
Venenblutes überschätzt. Dieser Einfluss zeigt sich nur an' den
der Brust nahen Venenstämmen. Dagegen erhielt P oiseuij.le gar
keine Veränderung des Niveaus an seinem Instrumente, an den ferneren
Venen, z. B. den Venen der Extremitäten. Das Einathmen
entleert die Venenstämme, der Brust, das Blut der änderen
Venen findet dadurch weniger Widerstand; aber dieser Einfluss
ist nicht die Hauptursache der Bewegung des Venenblutes, er
fällt ohnehin hei den nicht durch Erweiterung der Brust, sondern
durch Schlucken einathmenden Amphibien, hei den Fischen
und im Foetus weg. .
Es ist also keinem Zweifel unterworfen, dass die Kraft, welche
das Blut in den Arterien bewegt, auch seine Bewegung in den
Haargefässen, und sein Zurückströmen in den Venen bis zum
Herzen bedingt, und dass die Anziehung des Blutes in den Hauptvenenstämmen
beim Einathmen, die Saugkraft, die Klappen der
Venen nur einen Theil des Widerstandes, den das Blut auf diesem
Wege erfährt, wieder aufheben. Dass die Capillargefässe
diese Kraft nicht aufheben, wird auch aus dem Kreisläufe der
Fische bewiesen, deren Arterienblut noch zu allen Organen geführt
wird, nachdem es zuvor schon durch das Capillargefässsy-
Stem der Kiemen durchgegangen ist. Die Kraft des Herzens hat
hier das Blut durch zwei Capillargefässsysteme, zuerst durch die
Kiemen, dann durch die Arterien, die, wie wir von Nysten. wissen,
hier auch nicht contractil sind, und wieder durch das Capil-
largefässsystem des ganzen Körpers zu treiben. So reicht auch
die Kraft des Herzens hin, das Blut bei allen Wirbelthieren noch
durch das Capillargefässsystem der Pfortader zu treiben, nachdem
es schon die Capillargefässe des Darmes, der Milz etc.
durchgegangen ist.
Die Veränderungen der Blutbewegung, welche durch die
Athembewegungen entstehen, bewirken in einigen Theilen eine
Art von Anschwellung, indem die Zusammendrückung der Brust
im Ausathmen die Gefässstämme comprimirt, das Blut der Arterien
stärker aus der Brusthöhle austreibt, und das Einströmen des
Venenblutes in den rechten Vorhof aufhält Man sieht daher
nicht allein die Jugularvenen beim Ausathmen voller, sondern
selbst das Gehirn zur Zeit des Athmens blutreicher werden, so
dass das blossgelegte Gehirn auch bei Menschen, welche trepa-
nirt sind, beim Ausathmen sich etwas erhebt, und beim Einathmen
senkt. Magendie will diess auch vom Rückenmarke beobachtet
haben. Während des Lebens kann bei geschlossenem
Schädel keine Bewegung des Gehirnes durch das Athmen entstehen,
da die Schädelhöhle von festen Wänden eingeschlossen ist
und das Gehirn sein Volumen nicht verändern kann. Was man
darüber vorgebracht h,at, lässt, sich leicht durch die physikalische
Unmöglichkeit widerlegen.
Wenn die Bewegung des Blutes in den Venenstämmen durch
mechanische Hindernisse gehemmt wird, so entsteht Erguss von
wässerigen eiweisshaltigen Theilen des Blutes in die Höhlen und
ins Zellgewebe. Faserstoff wird gewöhnlich nicht ergossen; in einem
von A. Magsus beobachteten Falle von Ascites aber, gerann die
durch diePunction entleerte Flüssigkeit ausser dem Körper nach
einigen Minuten vollständig.
Häufig findet man in den Arterien nach dem Tode Blut, wie
bei Erhängten, Ertrunkenen, im Kohlendampfe Erstickten, nach
Entzündungen, in Verknöcherten Arterien. Siehe O tto path. Anat.
1. 343. Aber gemeiniglich findet man die Arterien leerer als
die Venen. Es ist bekannt, dass die Arterien gewöhnlich sich
in dem Maasse verengern und verkürzen, als sie weniger Blut
enthalten, d. h. bis »uf eine gewisse Grenze. Die elastische Verengerung
der Arterien treibt nun im Tode noch das Blut in einem
gewissen Grade weiter, insoweit nämlich die Arterien streben,
ihren spätem engen Zustand einzunehmen. Einige Zeit
nach dem Tode muss die Menge der Flüssigkeiten in den Gefas-
sen beträchtlich vermindert seyn, weil bei der Fähigkeit der thie-
rischen Theile,; durch ihre Porosität sich mit wässerigen Flüssigkeiten
zu imbibiren, sie flüssige Theile des Blutes durchlassen.
Carson (Meck. Archiv 6. 604.) schreibt das Leerseyn der Arterien
vorzüglich den Lungen zu; indem diese nach dem letzten Athemzuge
durch ihre Elasticität sich zusammenziehen, soll ein leerer Raum
entstehen, den die Flüssigkeiten durch Erweiterung der venösen
Stämme der Brust und der Lungen einnehmen sollen.- Carsoit
sah die Arterien voller bleiben, wenn er bei sterbenden Thieren
den Brustkasten öffnete. Allein die Elasticität der Lungen kann
nicht so gross seyn. •
P arry, welcher zwar die rhythmische Contractilität der Arterien
leugnet, • aber den Tonus oder die unmerkliche gleichförmige
Contractilität derselben ausser der Elasticität annimmt, erklärt die
-Erscheinungen folgendermaassen: Nach dem Tode ziehen sich
die Arterien durch ihren.Tonus stärker zusammen, als sie durch
ihre Elasticität gethan haben würden, wodurch das Blut zum
Theil in die Venen ‘getrieben wird. Bald hört der Tonus auf,
und die Arterien werden nun wieder weiter. Diese Veränderungen
des Durchmessers der Arterien will P arry nach dem Tode
beobachtet haben. Bei der unerwiesenen Hypothese, dass die Theil-
chen des arteriellen Blutes von den Theilchen der Substanz angezogen
werden, aber dunkelrotli geworden, diese Anziehung verlieren,
liesse sich eine Erklärung aufstellen, die unwahrscheinlicher ist.