
auf folgende Gegenwirkung widerstrebt dieser Veränderung und
ist von der Natur des Reizes ganz verschieden, nicht mechanisch,
nicht chemisch, sondern eine Aeusserung der Lehenseigenschaft
eines Organes, wie Empfindung als Schmerzen, oder Entzündung,
oder Zuckung. Wärme, Electricität, Licht theilen sich den organischen
Körpern wie anderen nach allgemeinen pbysicalischen
Gesetzen mit, aher es entsteht hei der restitutio in integrum immer
zugleich eine Lehensäusserung, verschieden nach dem Theile,
welcher verändert wird, und die Phänomene bis zur Herstellung
des Gleichgewichtes sind zusammengesetzt aus der Wirkung des •
Reizes und der Reaction gegen den Reiz. Die chemisch wirkenden
Stoffe verändern auch die organischen Körper und suchen
binäre Verbindungen auf Kosten der organischen Körper zu erzeugen.
Wenn diess gelingt u,nd die Affinität der organischen
^fheile nicht hinreicht, die organische Combination zu erhalten,
und der chemischen Einwirkung das Gleichgewicht zw halten, so
entsteht ein chemisches Product mit dem Tode des afncirten Thei-
les, z. B. bei der Verbrennung, bei der Einwirkung einer Mineralsäure,
eines caustischen Alkalfs. Allein so länge der organische
Theil, welcher einem chemisch wirkenden Körper ausgesetzt-wird,
noch lebt, so lange ggirt er auch in den ihm eigenen Wirkungen,
z. B. Empfindungen, Bewegungen, Entzündung. Chemische Einflüsse,
wie Säuren, Alkalien, können zwar an dem Ort ihrer Einwirkung
auf organische Körper binäre Verbindungen hervorbringen
und auf diese Art Brand oder Tod bewirken; allein so weit
an einem so afficirten Theile noch Leben besteht, und an der
Grenze des Todes äussert es sich auch in den organischen Eigenschaften,
wie Entzündung u. s. w.
Aber Dicht allein ist die Wirkung der thierisehen Körper gegen
äussere Reize Reaction in organischen Eigenschaften, sondern
die Art dieser Reaction, die Eigenschaften, welche reagiren,- sind.
häufig verschieden nach der Natur eines Theiles und seiner Zusammensetzung.
Da,her bewirken z. B. mechanische, chemische,-
electrische Reize, auf einen Muskel angewandt, dieselbe Reaction
des Muskels, nämlich Bewegung. Alle diese verschiedenen Reize
bewirken dagegen in einem Empfindungsnerven nur Empfindungen,
und die Art der Empfindung ist selbst bei verschiedenen
Nerven verschieden, wenn gleiche, und bei denselben Nerven
fleich, wenn verschiedene Reize darauf wirken. So z. B. bewir-
en mechanische und electrische Reize in den Sehnerven nur
Lichtempfindungen als Eigenschaften dieser Nerven, und scheinen
keinen Schmerz zu bewirken, während die Empfindungen des
Schmerzes und nicht des Lichtes in den Gefühlsnerven möglich
sind. So erregen mechanische und electrische Reize, auf den Gehörnerven
wirkend, Tonempfindungen, der. electrische Reiz in
dem Geruchsneryen Geruchsempfindüngen. So erregen die vorderen
Wurzeln der Rückenmarksnerven im gereizten Zustande
von mechanischem oder galvanischem Reize keine Empfindungen/
sondern Zuckungen in den Muskeln, aher die hinteren Wurzeln
dieser Nerven erregen unter denselben Umständen nur Empfindungen,
keine Zuckungen, Die Physiologie gewinnt eine eben
so sichere Empirie, wie die übrigen Naturwissenschaften, wenn
sie die eigenthümliche Reactionsart aller Theile des thierisehen
Köi’pers kennt. , i n .
Es ist nun nicht auffallend, dass die Symptome desselben
Organes in ganz verschiedenen Zuständen sich oft sehr ähnlich
sind, weil es z. B. im Zustande von gereizter Kraftäusserung so
gut wie im Zustande der Reizung bei abnehmender Kraft die
ihm eigenen Lebenseigenschaften mit mehr oder weniger Energie
kund giebt. Es giebt eine gewisse Gruppe von Hirnsymptomen,
Herzsymptomen, die in verschiedenen Krankheiten dieser Theile
Vorkommen. Hierbei lässt sich ein Blick auf die Thorheit der
Homöopathen werfen, welche mit Mitteln, die - eine der Krankheit
ähnliche Wirkung hervorbringen, zu heilen glauben, während
sie doch entweder gar nichts thun, oder während die Natur
die ihr dargebotenen Mittel anders verwendet als der Arzt glaubt.
Wenn zwei Mittel einige ähnliche Symptome in einem Organe
hervorrufen, so beweist diess noch nicht, dass sie ganz ähnliche
Wirkungen hervorbringen, sondern dass sie auf dasselbe Organ
wirken, wobei ihre qualitativen Wirkungen ganz verschieden sCyn
können. | Syphilis und Mercurialkrankheit können wesentlich verschieden
seyn, und doch sich darin gleichen, dass gewisse Organe
-in beiden Krankheiten zerstört sind. So zerstören Mineralsäuren
und Alkalien die organischen Theile- gleich stark, und Niemand
wird behaupten, dass sie Similia seyen. So kann also Mercur
durch gelinde Umwandlung der organischen Materie sie für die
Fortsetzung der syphilitischen Zerstörung unfähig machen, worauf
der natürliche Lebensprocess (nicht der Mercur) die weitere Heilung
bewirkt.
Da die Reize die Organe in Thätigkeit setzen, und jede ohne
gleichzeitige Vermehrung der organischen Kraft vermehrte Thätigkeit
die Kraft für eine Zeit unwirksam macht, und gleichsam
consumirt, so consumiren auch die Reize und bewirken insofern,
wenn sie nicht integriren, wie die allgemeinen Lehensreize, jedesmal
einen Nachlass der hervorgerufenen Thätigkeit, auch wenn
sieJ fortfahren einzuwirken. Hierdurch entsteht das Periodische
mancher Lehenserscheinungen. Ein contractiles Organ, welches
eine mechanisch oder chemisch reizende Materie enthält, zieht
sich zusammen. Durch diesen Act wird der coritractile- Theil
unfähig, sich in dem nächsten Momente gleich stark zusammenzuziehen
; aher die Erregbarkeit entsteht allmählig wieder, und der
foi'tdauernde Reiz wird wieder wirksam. So können sich die
Zusammenziehungen von Zeit zu Zeit wiederholen. Wir sehen
dieses Schwanken in den Undulationen der Iris bei gleichbleibendem
Lichteinflusse, in den periodischen Zusammenziehungen
des Mastdarmes, der Gedärme, des Magens, des Herzens, des
Uterus, der Harnblase, der Muskeln, welche die Contenta der
Harnröhre bei dem Coitus austreiben. Der Reiz der Zusammenziehung
ist hier oft äusserlich, ein Contentum, wie der Harn, die
Excremente u. s. w. Er scheint aher auch oft innerlich, z- B.
durch die Nerven zuzuströmen, während die Contraction doch
periodisch ist, wie z. B. beim Herzen. Denn wenn auch das