
Rippen versehenen Amphibien athmen durch Erweiterung und
Verengerung der Körperhöble vermöge der Rippen. lieber die
Athemhewegungen der Fische und ihren Mechanismus siehe Cu-
VIER Vergl. Anat. T. 4. 222.
Die Hypothese von der Mitwirkung der Lungen hei de»
Athembewegungen ist seit den ältesten Zeiten bald erhoben, bald
verworfen worden. Für diese Hypothese stritten Avebroes, R io-
lan, F later, S enkert, Bremond {mém. de l’acad. d. sc. Par. 1739.),
ge«en dieselbe T h. Bartholin, D iemerbröcr, M ayow und H aller.
H aller elemenia physiol. T. 3. I. 8 . p. 226. Die Ersteren sahen
hei Thieren, deren Brusthöhle geöffnet war, die Lungen nicht
immer zusammen fallen, sondern in einigen Fällen sich dauernd
bewegen, obgleich die Brustmuskeln ausser Thätigkeit waren. In
der neuern Zeit haben F lormann und R udolphi diese Hypothese
vertheidigt. R udolphi anat. physiol. Abhandl. p. 111. F lormann
sah, dass die Lungen eines ersäuften Hundes selbst nach Zerschneidung
des Zwerchfelles noch fortfuhren sich zu bewegen, R udolphi
sah die Bewegung der Lungen an einem erdrosselten Hunde, bei
entferntem Brustbeine, zerschnittenem Zwerchfelle und Interco-
stalmuskeln. Man leitete schon solche Bewegungen der Lungen
von den Erschütterungen des Brustkastens ab, sie können auch
wohl von den Zusammenziehungen des Herzens, und von den von
mir beobachteten Zusämmenziehungen der Lungenvenen herrühren.
H aller hatte nie so etwas gesehen, er sah immer die Lungen
"bei vollständiger Oeffnung der Brusthöhle ganz collabirt; ich
habe auch nie dergleichen gesehen, und, ich vermuthe bei den
Erfahrungen der ehrwürdigen Männer F lormann und R udolphi
eine Täuschung. Die weitere Auseinandersetzung dieser Controverse
hat bloss ein geschichtliches Interesse. Die Gründe und
Gegengründe wiederholen sich, und man ist zuletzt aufdasZeug-
niss seiner Augen angewiesen, das nach meinen Erfahrungen gegen
die Hypothese spricht. T iedemann sah Bewegungen an dem
Athemorgan der Holothurien. T reviranus hatte an den Lungen
der Frösche auf Application von Opiumtinctur und Belladonnen-
extract Bewegungen gesehen. Die Frösche füllen von der Kehle
aus ihre Lungen mit Luft, die beim Oeffnen der Stimmritze und
Nasenlöcher entweicht. Ist die Stimmritze geöffnet, so sind die
Lungen für immer collabirt, und man kann keine Zusammenziehungen
an* ihnen erregen. Vergl. über diesen Gegenstand L und
Vioisectionen p. 243—250.
Dagegen ist die Contractionsfähigkeit der Luftröhre und ihrer
Aeste wohl weniger zu bezweifeln. Man könnte vermuthen,
dass die Luftröhrenäste an den von H oustoun, Bremond, F lormann
und R udolphi gesehenen Phänomenen Antheil„ haben. Indessen
ist es doch problematisch, dass die Fleischfasern der Luftröhre
rhythmische Bewegungen ausüben. Die queren Fleischfasern
der Luftröhre an ihrer hintern Seite sind bekannt. Fleisch-
fasern sollen sich auch noch an den ziemlich kleinen Zweigen der
Luftröhrenäste finden. Diese Fasern sind durch R eisseisen de
fabrica pulmonum. Berol. 1822. fol. am meisten berühmt geworden.
R eisseisen wollte die Fleischfasern mit der Loupe noch an
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so kleinen Luftröhrenzweigen erkannt haben, an welchen er keine
Knorpel mehr wahrnahm.
Es ist merkwürdig, dass die Contractionskraft der Muskelfasern
der Luftröhre und Luftröhrenzweige noch durch keinen di-
recten Beweis entschieden ist. Alle Ausführungsgänge der Drüsen
haben wahre Muscularcontractilität, sie sind unwillkürlich
beweglich. Den Ductus choledochus der Vögel kann man bei
Vivisectionen sich rhythmisch bewegen sehen, wie ich mehrmals
selbst ohne Reize sah. Die Ureteren sah ich bei Säugethieren
und Vögeln auf starken galvanischen Reiz sich zusammenziehen.
T iedemann sah Zusammenziehungen am Ductus deferens des Hoden
beim Pferde. Aber die Zusammenziehungen der Luftröhrenfasern
auf Reize sind bis jetzt nur von K rimer (Untersuchungen
über die nächste Ursache des Hustens. Leipz. 1819.) gesehen worden.
W edemeyer dagegen beobachtete bei einem Hunde und einem
Meerschweinchen weder auf mechanische, noch auf galvanische
Reizungen auf den ganzen Umfang der Luftröhre, mit und
ohne Trennung der Schleimhaut angewandt, irgend etwas von
Contraction. Dagegen zeigte sich in den Bronchialzweigen von
•|-— 1 Linie Durchmesser eine allmählige Verengerung ihres Lumens,
fast bis zum gänzlichen Erlöschen desselben. Bei einem
lebenden Hunde befreite W edemeyer die Luftröhre 2 Zoll lang
von allem Zellgewebe, und schnitt vorn ein Stück aus der Luftröhre
aus. W edemeyer sah bei der Reizung der hintern Wand
der Luftröhre durch mechanischen und galvanischen Reiz keine
Spur von Zusammenziehung. W edemeyer öffnete nun schnell
die Brust, nahm die Lungen mit ihren Bronchien heraus, und
machte mehrere Durchschnitte derselben. Die Stämme der Bronchien
zeigten kein Zeichen einer Zusammenziehungskraft. Dagegen
glaubte W edemeyer in kleineren Aesten von circa 1 Linie
Durchmesser auf den galvanischen Reiz eine deutliche Constri-
ctiori zu sehen, doch geschah diess sehr langsam. Den letzteren
ähnliche Beobachtungen machte bereits V arnier. Eine rhythmische
Bewegung der Luftröhre mit den Athembewegungen, die in
diesem Falle willkürlich seyn könnte, wäre ein ganz isolirtes Factum.
Der Ductus choledochus zieht sich zwar auch rhythmisch
zusammen, aber diese Bewegungen sind doch aller Willkür entzogen,
dahingegen rhythmische Bewegungen der Luftröhre, welche
mit den anderen Respirationsbewegungen gleichzeitig geschehen,
auch mit diesen der Willkür unterworfen seyn müssen.
Ein solcher Einfluss der Willkür bis auf die Zweige des Ausführungsganges
eines Eingeweides ist im höchsten Grade unwahrscheinlich.
Vielleicht könnte eine beständig sich äussernde Con-
tractilität in den Fasern der Luftröhrenzweige, bei dem Nachlass
jeder Ausdehnung durch Inspiration, zur rhythmischen Verengerung
wirken. Diess kann aber auch durch blosse Elastici-
tät erfolgen, und wirklich sind die Luftröhren, so wie ihre
Aeste mit elastischen gelben Längsfasern besetzt. Bei den Vögeln
giebt es allerdings willkürliche Verkürzungen der Luftröhre
durch besondere Muskeln, M. sternotracheales und M.
ypsilotracheales (und bei vielen Vögeln für den Zweck des Gesan