
fein Zertheilte eindringt, der aber von voluminösen Bissen (bei
der ersten Deglutition) ausgedehnt werden muss. Vergl. Berthold,
Beüräge zur Anat., Zootomie und Physiol. Gott. 1831.
In Hinsicht des Erbrechens fand F lourens, dass während
die beiden ersten Mägen leicht die Speisen zum Wiederkäuen
austreiben, der vierte Magen, durch welche das Erbrechen stattfindet,
ausserordentlich schwer zu dieser Bewegung bestimmt
wird. Mém. de Vacad. des sc. T. 12.
5) Erbrechen.
Das Erbrechen ist eine mit 'Ekel verbundene antiperistaltische
Bewegung des Magens (zuweilen auch eines Theils des Darms)
und der Speiseröhre, begleitet von heftigen Zusammenziehungen
der Bauchmuskeln und des Zwerchfells, welche erregt werden
kann durch jede auf den Schlund, die Speiseröhre, den Magen,
den Darmkanal unmittelbar, oder mittelbar durch die Nerven dieser
Theile einwirkende starke Reizung, oder welche selbst erfolgt,
wenn die Reize dieser Theile in den Kreislauf von andern
Orten aus eingeführt'werden. So entsteht das Erbrechen durch
mechanische Reizung des Schlundkopfes mit einer Feder, mit dem
Finger, ja selbst durch einen Bissen, der im Schlunde zu lange
verweilt, durch alle Mittel, welche den Magen mechanisch oder
chemisch reizen, durch Entzündung desselben und des Darmkanals,
durch eingeklemmte Brüche und Intussusceptionen des Darmkanals,
durch Reizung des Gehirns und Unterbrechung des Hirneinflusses
nach Durchschneidung oder Unterbindung der Nervi
vagi, zuweilen selbst durch die beim Husten sich associirenden
Bewegungen; ferner bei Kopfverletzungen, endlich durch Einflössen
von Tarturus emeticus in die Venen. Alle Reize, welche, in
geringem Grade örtlich applicirt, die peristaltischen Bewegungen
der gereizten Theile befördern, machen in heftigem Grade der
Wirkung dieselben Bewegungen antiperistaltisch, und bewirken
durch Consensus der Nerven auch die Bewegungen der übrigen
zum Erbrechen concurrirenden, nicht primär gereizten Theile.
Nach D zondi ist die Stellung des hintern Gaumenbogens im Erbrechen
dieselbe, wie im Schlingen, und indem die Schenkel des
hintern Gaumenhogens sich einander nähern und ein Planum in-
clinatum vom Gaumensegel bis zur hintern Wand des Schlundes
bilden, der hintere Gaumenbogen aber mehr aufgezogen wird und
das Zäpfchen durch die Wirkung seines Muskels sich verkürzt,
ist der Weg bezeichnet, durch welchen das Erbrochene in den
Mund gelangt und die Nase vermeidet, welches letztere freilich
nicht immer geschieht, da die unteren, auch bei den Annäherungen
seitlich auseinander weichenden Schenkel des hintern Gaumenbogens
den Eingang vom untern Theil des Schlundes in die
Chöannen erleichtern. Die reissenden Thiere brechen leicht, das
Pferd sehr schwer.
Magendie hat den früher von Bayle, Chirac)' S enac und
J. H unter angeregten, von H aller aber widerlegten Zweifel
über den Antheil des Magens am Erbrechen wieder vorgebracht,
und behauptet, dass der Magen dabei völlig unthätig
sey, und das Erbrechen allein aus Zusammendrückung' des Magens
vermöge der Verkleinerung der Bauchhöhle durch die Zusammenziehung
des Zwerchfells und der Bauchmuskeln entstehe.
M agendie beobachtete bei Hunden, denen er Brechmittel durch
Einspritzen in die Venen oder irn Magen beigebracht, niemals
Zusammenziehungen am,Magen. Zog er denselben aus der Bauchhöhle
. heraus, so erfolgte kein Erbrechen, sobald er aber den
Magen in die. Bauchhöhle zurückbrachte, erfolgte es. Ein
Druck mit der Hand ersetzte die Bauchmuskeln; zerschnitt er
die letzteren, so bewirkte das Zwerchfell noch Erbrechen, in
Verbindung mit der weissen Linie. Die Durchschneidung der
Zwerchfellsnerven hob das Erbrechen auf. Ersetzte er den
Magen durch eine an die Speiseröhre angebundene ffchweins-
blase, so erfolgte das Erbrechen aus denselben Ursachen, wie
bei dem unverletzten Magen. Maingault’s Widersprüche gegen
diese Behauptungen, welcher nach Durchschneidung des Zwerchfells'und
der Bauchmuskeln Erbrechen sah, veranlassten weitere
Untersuchungen. Das Comité der Academie fand, dass ohne
äussern Druck auf den Magen kein Erbrechen stattfindet; dieser
Druck kann aber sehr gering seyn, und Flüssigkeiten können
nach durchschnittenen Bauchmuskeln und Lähmung des Zwerchfells
durch blosse Annäherung der untersten Rippen zu der Regio
epigastrica jin die Speiseröhre getrieben werden; im Magen
selbst entdeckten sie, ausser den vom Erbrechen unabhängigen (?)
girkelförmigep Zusammenziehungen in der Gegend des Pförtners,
keine Bewegung, dahingegen R udolphi solche Bewegung auch
nach Durchschneidung der Bauchmuskeln gesehen hat. Ueber
die den Gegenstand nicht wesentlich aufklärenden, weiteren Versuche
von P ortal, Bourdon, Beclard, Merat gegen M agendie,
und R ostan, P iedagnel, Gondret für denselben, kann man das
angeführte Werk von L und nachsehen. Magendie’s Versuch mit
der Blase beweist wohl nicht viel, und R u.dolphi bemerkt mit
Recht,,; dass durch Einspritzung von Brechweinstein in die Venen
antiperistaltische Bewegungen in der Speiseröhre entstehen
müssen,, welche dèn Inhalt der Blase, der ohnehin nur zum kleinsten
Theil ausgeworfen würde, hinaufziehen können. Dieser
-Versuch verliert aber alle Béweiskraft, "wenn man bedenkt, dass
die Ursache, warum überhaupt der Mageninhalt nicht in die
Speiseröhre auslaufen kann, die beschriebene Zusammenziehung
der Speiseröhre an der Cardia, hei dem Durchschneiden der
Speiseröhre an dieser Stelle aufhören musste, jede Flüssigkeit
also ausfliessen konnte bei der geringsten Veranlassung. Ein
wichtiger Umstand, der bisher nicht gewürdigt worden, ist eine
Art von umnerklicher Zusammenziehung des ganzen Magens, wo
er in seinem Volumen im Ganzen kleiner wird, ohne dass man an
einzelnen Theilen Contraction sieht. Diess habe ich oft ausser
dem Erbrechen beobachtet. . Mir scheint die Contractiou des
Magens im Erbrechen unzweifelhaft, da inan deutlich die Zusammenziehung
des Magens dabei fühlt, obgleich man im Allgemeinen
den Antheil des Magens dabei viel zu. gross angeschlagen hat, der
heim Erbrechen von unmittelbarem Reiz des Magens die Reizung
sympathisch auf andere Muskeln, namentlich die Bauchmuskeln
Miiller’s Physiologie. 1. 33