
wirkt, wie 'schnell [eine leidenschaftliche Aufregung den Schlag
des Herzens umändert., Bewegungen des Darmkanals rhit Kollern
hervorruft; wie ein Nervenänfall, hei dem die Centralorgane des
Nervensystems afficirt wareny mit Kollern im Darmkanal endigt.
Wir werden später Sehen, dass die Ganglien auch keine Isolatoren'
für retrograde oder centripetale Wirkungen im N, sympa-
thicus sind. Nur diess zeigt sieh überall,- dass der motorische
Einfluss der Centralorgane, des Nervensystems auf den sympathischen
Nerven wirkend} nicht jene schnellen, der Dauer
des Reizes entsprechenden Zuckungen hervorbringen kann, wie
hei den Wirkungen auf die Gerebrospinalnerven, sondern, dass
durch den motorischen Einfluss des Gehirns und Rückenmarkes
mehr nur def Zustand, der Modus einer anhaltenden Reihe von
Bewegungen verändert wird. Indessen besitzen dóch nicht bloss
die Ganglien, sondern der ganze N.- sympathicus, auch die feineren
Nervenzweige desselben die Fähigkeit, schnelle Einwirkungen
auf die dem N. sympathicus unterworfenen Rhede so zu modifi-
ciren, dass nicht Zuckungen, sondern langer dauernde Veränderungen
des Modus der Bewegung eintretén, wie oben bewiesen
worden. Denn an dem abgèschnittenen ermatteten Herzen kann
man durch einen momentanen Reiz auf eine geraume Zeit die
Art dés Herzschlages verändern, und der abgéschnïttene Darm
zieht sich auf angebrachten Reiz viel länger, als dieser dauert,
zusammen, und erreicht den höchsten Grad der Contraction erst
lange nachdem ein momentan wirkender Reiz aufgehört hät.
XVII. Es ist nicht entschieden, dass die Hemmung des Willeneinflusses
auf die vom N. sympathicus versehenen T!teile, von der
Natur der Ganglien abhängt. Dieser Satz bedarf keines weitern
Beweises, da uns keine hinreichenden Gründe für die erste
Ansicht bekannt’ sind. Ich muss jedoch bemerken, dass es im
Allgemeinen viel wahrscheinlicher ist, dass die Ganglien nicht
die Ursache der Isolation des Willenseinflusses sind.. Denn da
sie, wie vorher bewiesen wurde,: den motorischen Einfluss -auf
das sympathische System nicht isoliren, sondern das ganze sympathische
System (nicht bloss die Ganglien) diesen Einfluss all-
mähliger und dauernder wirkend macht, so könnte ein vom
Willen ausgehender motorischer Einfluss der Centralorgane auf
den N. sympathicus so gut, wie aller motorischer Einfluss kein
absolutes Hinderniss in den Ganglien des N. sympathicus finden.
Es scheint daher, dass die Unfähigkeit zu willkührlichen Bewegungen
in allen vom -Nh 'sympathicus versehenen Theilen ' nicht
von dem N; sympathicus und den Ganglien abhängt)‘ sondern dadurch
bedingt ist, dass die Fasern des N. sympathicus im Rückenmark
und Gehirn nicht, wie die Fasern anderer Nerven, ‘bis zu
der Quelle des Willenseinflusses gelangen. Die dem N. sympathicus
unterworfenen Theile gleichen daher in Hinsicht. des.Män-
gels der Willensbestimmung einigermassen den für den Willen
gelähmten, willkührlich beweglichen Theilen. Hier kann - die
Leitung des durch den Willen bewirkten motorischen Stromes
zu dem Nerven an einer Stelle im Laufe des Rückenmarkes gehemmt
seyn, gleichwohl bleibt dieser Nerve noch für nnwillkührliehe
motorische Einflüsse von dem unter der Verletzung liegenden
Theile des Rückenmarkes empfänglich.
XVIII. In gewissen, von dem N. sympathicus und den Spinalnerven
zugleich abhängigen Theilen scheint ein wiUkährlieber Einfluss erst
hach einer lange dauernden cehtripeialen oder sensoriellen Einwirkung
stattzufinden. So ist es mit der Harnblase; diess ist ein in Hinsicht
seines Verhältnisses zum Gehirn und Rückenmark noch sehr
rätbselhaftes Organ. Es ist von rein sympathischen Zweigen des
Plexus hypogastricus und von, nicht sympathischen Nerven, nämlich
Zweigen der SacralnerVen versehen. Es scheint in der Regel
dem Einfluss des" Willens ganz entzogen zu seyn; und doch
können wir bei voller Urinblase durch eine blosse intendirte
Zusammenziehung der Harnblase, ohne die Mitwirkung des Zwerchfelles
und der Bauchmuskeln, den Harn austreiben. Auch E. H.
W e b e r fAnatamie 3. p. 354,)- nimmt einigen Einfluss des Willens
auf die Urinblase an. Wenn diess nun so sich verhält, so tritt
jene Fähigkeit doch erst nach einer langen Ansammlung des
Urins in der Harnblase ein; also nachdem diese Flüssigkeit einen
dauernden Empfindüngseindruck auf die Empfindungsnerven der
Blase, und so auf das Rückenmark gemacht hat.
XIX. Manche dem N. sympathicus unterworfene Theile sind zwar
nur unwillkührlich beweglich, gerathen aber in Mitbewegung (p. 692.),
wenn willkührlich bewegliche Theile bewegt werden, so dass von dem
willkührlich motorischen Einfluss etwas auf sie gegen den Willen überspringt,
gerade so, wie wenn dem Willen unterworfene Theile gegen
unsern Willen mit andern mitbewegt werden. Ein Beispiel dieser
Art liefert die Iris. Von diesem Theile ist es schwer zu sagen,
ob er wirklich zu den von dem N. sympathicus oder von den
Cerebralnerven abhängigen Theilen gehöre. Seine Bewegung ist
unwillkührlich, gleicht aber doch den Bewegungen mehrerer
schwachen willkührlichen Muskeln, die in der Regel allein nicht
willkührlich bewegt werden können, wohl aber durch Mitbewegung
mit anderen willkührlichen Muskeln sich zusammenziehen
können, wie die Ohrmuskeln bei mehreren Menschen, wie bei
mir, mit dem Muse, epicranius bewegt werden können, und manche
Menschen den sonst dem Willen entzogenen Cremaster mit
Anziehung der Bauchmuskeln bewegen können. Nun ist es äus-
serst merkwürdig, dass man die Iris willkührlich mitbewegen kann,
wenn man gewisse Aeste des N. oeulomotorius willkührlich in
Thätigkeit setzt, wie z. B. jedesmal, wenn man das Auge nach
innen oder nach oben und innen dreht; denn daun wird die
Iris bei allen Menschen zusammengezogen oder die Pupille enge.
Man hat also hier das merkwürdige Beispiel, dass mit der willkührlichen
Intention in einem Cerebrospiualnerven zugleich scheinbar
willkührlich etwas auf eiqen dem N.' sympathicus unterworfenen,
sonst unwillkührlichen Theil überspringt. Vielleicht‘gehört
es auch hieher, dass man bei einem grossen Bedürfniss zum
Harnlassen durch Thätigkeit der Muskeln der unteren Extremitäten
beim Gehen oder Laufen den Harn länger zurückbehalten,
also die Thätigkeit des Musculus sphincter vesicae verstärken
kann. Endlich scheint ein solches Ueber&ehen des 'Nervenein