
und das Zwerchfell, 'fortpflanzen kann. Diess Letztere ist keine
Venmithung mehr; denn ich liahe mehrmal die Beobachtung gemacht,
dass die mit der Nadel bewirkte Zerrung des N. splähch-
nicus in der Bauchhöhle, wo er bei Kallinchen auf der linken
Seite an der innern Seite der Nebenniere ziemlich leicht zu finden
ist, Zusammenziehungen der Bauchmuskeln veranlasst. (Beim
Hunde .ist diess nicht gelungen.) Da nun der Nervus splänch-
nicus die Verbindung zwischen dem Nervus sympathicus und
dein Ganglion coeliacum bewirkt, der NervuS sympathicus aber
wieder mit den Spinalnerven,. und durch sie mit dem Rückenmark
zusammenhängt, so folgt, dass Reizung des Nervus splänch-
niciis mit Vermittelung des Rückenmarks die Spinalnerven der
Bauchmuskeln reizen kann, und dadurch in Reizungen des Magens
durch Vermittelung des G. coeliacum Und des Nervus splanch-
nicus Zuckungen der Bauchmuskeln sympathisch entstehen müssen.
Diese Beobachtung macht mir Magendie’s Theorie von der
Wirkung der - Brechmittel unwahrscheinlich. Er nimmt nämlich
an , dass die Brechmittel in den Magen ,eingeflösst auch erst ins
Blut aufgenomrnen werden, und von dort aus die beim Brechen
eoncürrirenden Organe afficiren, wie beim Erbrechen, welches
durch Einspritzung von Brechweinsteinlösung in anderen Theilen
und in die Venen entsteht. Wenn der Nervus splanchnicüs Zuk-
kungen der-Bauchmuskeln erregen kann, so ist es fast erwiesen,
dass das Erbrechen von Einnehmen des Brechmittels durch Propagation
der Nervénreizung erfolgt, wie dehn eine ändere Erklärung
auch unmöglich; beim E.rbrephen von mechanischer Reizung
des Magens, von mechanischer Reizung des Darms, vbn Mägen-
und Darmentzündung, von mechanischer Reizung des Schlundes
statffinden kann. Siehe übrigens Magehdie mémoire concernant
Vinfluence dé l’émetiqùe etc. noua. bull, de la sàc. phtlom, T. 31 'pi 360.
Wenn. es nun ; sehr wahrscheinlich ist, dass in den Magen
gelangte Brechmittel’ 'sphon von dort aus, und nicht indem sie
ins Blut gelangen, durch NerVenconsénsns die Erbrechungsbewe-
' güngen erregen, und wenn fliess von dem Erbrechen, ’das1 durch
mechanische Reize in den Verdauungswerkzeugen, durch Därm-
nnd Magenentzündung erregt wird, gewiss ist, so entsteht nun
die Frage, ob der Magen und Darm, indem sie'Erbrechen erregen,
inèhr durch den Nervus vagus auf das Gehirn, oder durch
den N. splanchnicüs und sympathicus auf Gehirn und Rückenmark
den Eindruck fortpflanzen, worauf die weiteren Hülfsbe-
wegungen des Erbrechens durch Wirkung der Spinalnerven auf
die Bauchmuskeln aind das Zwerchfell vom Gehirn und Rückenmarke
aus erfolgen. Die genannte Beobachtung über die Fähigkeit
des Nervus splanchnicüs, Zuckungen der:Bauchmuskeln
zu erregen, beweist den Antheil des N. splanchnicüs an jener
Transmission. Das. Erbrechen von Reiz des Schlundes, in dem
sich vorzüglich Aeste des N. vagus verzweigen, beweist den Antheil
des N. vagus an jener Transmission, und so ist allerdings
wahrscheinlich, dass N. splanchnicüs und vagus zugleich bei der
Wirkung der Brechreize im Magen und Darm die Transüiission
des Reizes bewirken.
Das- Erbrechen von Durchschneidung und Unterbindung des
N. vagus (Mayer in T iedemann’s Zeitschrift 2. 62.) ist auf dieselbe
Art zu erklären. Die Unterbindung und auch die mit der
Durchschneidung des N. vagus verbundene Quetschung wirkt
auf das Gehirn, und da die Enden der durchschnittenen Nerven
nothwendig in Entzündung gerathen müssen, so ist der
Eindruck des Hirnstücks vom N. vagus auf das Gehirn derselbe,
als ob die Endzweige des N. vagus im Magen in der Magenentzündung
gereizt werden, und es erfolgt in beiden Fällen dasselbe
Phänomen, Erbrechen. Auch die Durchschneidung anderer
Nerven bewirkt zuweilen Erbrechen mit anderen Nerven-
-znfällen, wie die Durchschneidung des Sehnerven bei der Exstir-
patio bulbi oculi.
Dass die Transmission des Eindrucks durch den N. va-
„gus Antheil am Erbrechen habe, macht Brächet ( Recherches
isur les f o n c t i o n s du S y s tem e g a n g lio n a ir e ) daraus wahrscheinlich:
„Quelque soil le dose que vous administriez les vomitifs et
les putgatifs dans les. chiens, a qui .vous avez fait la section
des nerfs vagues, leur impression devient nulle.“ Diess steht
freijich mit der Erfahrung im Widerspruch, dass Hunde nach
d e in Durchschneiden des N. vagus von selbst vomiren.
Bei dem Erbrechen von Gehirnaffection wirkt die Reizung
theils unmittelbar auf den Mägen, theils dupeh Mitaffection des
Rückenmarks auf die Spinalnerven und Zwerchfell und Bauch-
' inuskeln. Gewöhnlich stellt man sich vor, dass der N. vagus,
von Gehirnaffection gereizt, 1 Contraction des Magens bewirkt.
Diess ist sehwer zu glauben, denn wie deutlich die Zusammen—
Ziehungen der Speiseröhre sind, die man durch mechanischen
und galvanischen Reiz des N. vagus bewirken kann, so ist es mir
doch in den vielfältigsten Versuchen mit Kaninchen, fleischfressenden
und körnerfressenden Vögeln nie gelungen, durch die
stärksten mechanischen Reize, und selbst die einer sehr starken
Säule auf den isolirten N. vagus auch nur eine irgend deutliche
Zusammenziehung des Magens zu erregen. Selbst der dicke Muskelmagen
der Hühner contrahirt sich hierbei durchaus nicht.
Dagegen zieht sich der Magen sogleich bei Säugethieren und
Vögeln zusammen, wenn man ihn selbst l'eizt. - Aehnliche Beobachtungen
haben Magendie und Mayo gemacht. Die Bewegungen
des Magens scheinen fast allein vom N. sympathicus abhängig,
wie die des Darms. Beide können sich ausgeschnitten noch
peristaltisch bewegen, wie WApfer yom Magen und Andere vom
Darm sahen/
Nun entsteht immer noch die Frage, auf welche Art Brechmittel
wirken, die ins Blut gelangen, ohne erst in den Magen
eingeflösst zu seyn. Diess ist nicht ganz klar, oder vielmehr wir
besitzen keine hinreichenden Thatsachen, diese Frage bestimmt zu
entscheiden. Im Grunde ist es einerlei, ob ein Reiz an der äus-
sern Fläche der Organe, oder noch unmittelbarer.durch das Blut im
Parenchym eines Organes wirkt, wie denn auch Arsenik von anderen
Theilen aus Magenentzündung erregt. Hiernach scheint es,