
lieh die Existenz von Cholesterin im Blute von fBouDET (essai
critique et experimental sur le sang. Paris 1833) wieder Bestätigt
worden. Dennoch aber scheint mir jene Ansicht ein grosser
Fehlgriff. Fürs Erste, weder Hornstoff, noch Schleim, noch Gallenstoff,
noch Picromel, noch Samen, noch wirklicher Käsestoff,
noch wahrer Speichelstoff und die giftigen Secreta finden sich
im Blute; zweitens können Bestandtheile der Secreta durch Imbibition
zufällig ins Blut gelangen, ohne dass diess ein Beweis
von der Existenz derselben als Constituentia des Blutes wäre.
Endlich wäre die Existenz aller Secrete im Blute, gar keine Erklärung;
denn es entsteht nun die viel schwierigere Frage, wie
sie z. B. von pflanzenfressenden Thieren erzeugt werden. Es
erleidet gar keinen Zweifel, dass die wahren Secreta durch die
Secretionsorgane selbst eben so aus einfacheren Bestandthei-
len des Blutes gebildet werden, wie es von den festen Theilen
gewiss ist.
Der chemische Process der Absonderung ist gänzlich unbekannt.
Die einfache zu erklärende Aufgabe ist, wie es kommt,
dass die secernirenden Wände sich aus demselben Blute zugleich
ernähren, das heisst ähnliche Theile anziehen und in sich verwandeln
und auch wieder unähnliche Theile abstossen oder absondern.
Denn das Secretum ist durchgängig von dem secernirenden
Organe chemisch verschieden. Die Drüsensubstanz besteht
in der Regel nur in einem ungeronnenen* nach der
Zerkleinerung leicht von Wasser löslichen, Eiweiss. Ich fand
die Elementartheile der Secretionsorgane immer grau, oder
weissgrau, oder weissgelb; so sind sie selbst in der Leber
beim Embryo weissgelbe Rispen und nur. durch die blutigen Ca-
pillargefässnetze, welche dazwischen verlaufen, ist bei unbewaffnetem
Äuge das Ansehen braun. Gleichwohl ist das Secretum
der Leber grün. Der Harn, ist bei den eierlegenden Thieren
weiss, dennoch ist die Substanz der Nieren ganz verschieden, und
man erkennt den grossen Unterschied in den Nieren ganz junger,
eben ausgekrochener Vögel, wo der weisse Harn die feinsten
Harnkanälchen bis 'auf die Oberfläche der Nieren anfüllt und
gleichsam injicirt. B erzelius fand bei Untersuchung der Nierensubstanz
nicht die charakteristischen Bestandtheile des Harns;
Thierchemie 319. Die Substanz der Leber enthält zwar nach den
Untersuchungen fette, auch in der Galle vorkommende Bestandtheile,
und verwandelt sich leicht krankhaft in Fett, aber' die wesentlichen
Bestandtheile der Galle hat man darin, noch nicht gefunden.
Braconnot {Ann. de chim. et phys.- 10. 189) fand in 81
Proc. löslichen Theilen der Leber 6 stickstoffarme Materie, 20
Eiweiss, 4 eigenthümliches ölartiges, sehr phosphorhaltiges Fett.
K uehn (K astner’s Archiv 13. 337) hat aus der Leber ein Fett
ausgezogen, das sich bestimmt von Cholesterin unterschied. Dann
ist auch noch zu bemerken, dass es fast unmöglich ist, eine von
Galle reine Lebersubstanz zu uutersuchen. Bleiben wir indess
bei den absondernden Häuten'stehen; die äussere Haut enthält,
keinen Harnstoff, den sie doch absondert, das Gewebe der Cho-
riodea ist gereinigt ohne schwarzes Pigment.
Es ist also gewiss, dass das Secretum von dem Secernens
chemisch verschieden ist, und dass die Secretion durch eine blosse
Verflüssigung der schon vorhandenen Organtheile der Secretionsorgane
nicht erklärt werden kann, dass vielmehr die secernirenden
Wände, indem sie durch Ernährung Aehnliches anziehen,
zugleich auch ein Verschiedenes abscheiden.
Bei der Ernährung anderer, nicht secernirender Organe,
werden aus einem Theilchen Blut a durch das Organ die ähnlichen
Bestandtheile angezogen, die unähnlichen in den Kreislauf
zurückgegeben; bei der Secretion werden unähnliche nach aussen
abgestösSen.
Man könnte sich nun vorstellen, dass bei der Zerlegung
eines Bluttheilchens a durch ein Secretionsorgan, die Zerlegung
so vollständig und rein wäre, dass das, was an das Organ zur
Ernährung übergeht, und das, was abgesondert wird, zusammen-
gedächt, wieder Blut a.usmachte? Drückt man ein Molecul Blut
durch a, ein Molecul der Materie des Secretionsorganes durch x
aus, so wäre daS ’;Secret nach dieser Vorstellung a—x.
, " Ob diess richtig oder unrichtig ist, lässt sich jetzt gar nicht
einmal untersuchen, daher ich mich denn auch durchaus nicht
für jene Ansicht erklären, sondern sie als eine berücksichtigungs-
werthe Andeutung für fernere Untersuchungen hinstellen will.
Jedenfalls passt die$e an sich so einfache und deswegen blendende
Ansicht schon nicht auf diejenigen Absonderungen, wodurch
aus dem Blute etwas entfernt' wird, was anderswo gebildet
worden, wie die Absonderung des Harnstoffs.
Dass das Secret in dem Laufe durch die feinen, und oft sehr
langen, Drüsenkanälchen noch weiter ausgebildet werde, lässt'
sich eher vermuthen als beweisen. Diess war man immer geneigt
vom Hoden anzunehmen. Da indess die Länge der Harnkanäle'nicht
minder ist, der Harn aber bloss Excret ist und keiner
Veredlung bedarf, so sieht man hieraus schon, dass man bei
der Länge der Kanäle mehr die Grösse der absondernden Fläche,
als die Veredlung des einmal Abgesonderten im Auge haben muss.
Die chemische Zusammensetzung der einzelnen Absonderungsflüssigkeiten
ist bis jetzt für die Physiologie der Absonderung im
Allgemeinen von wenig Interesse und nur für die Lehre von den
Functionen, in welche die Secreta eingreifen, von Wichtigkeit;
daher die Secreta unter deii verschiedenen Abschnitten nachzu-
sehen sind. Die allgemeiner vorkommenden Secreta sind bei den
absondernden Häuten abgehandelt; als: Fett, Schleim, Serosität,
Synovia; dagegen werden Galle, Speichel, Succus gastricus, pancreaticus
bei der Verdauung', Harn und Schweiss bei den Ausscheidungen,
Samen, Milch u. s. w. bei der Zeugung abgehandelt.
Ein wichtiger Gegenstand sind die mikroskopischen Kügelchen
in gewissen Absonderungsflüssigkeiten, wie im Samen, in der Milch.
In der Galle der Frösche fand ich überaus sparsame Körnchen,
von ungleicher Form und Grösse, die grössten ohngefähr 5 Mal
kleiner als die Blutkörperchen des Frosches, andere noch kleiner;
der grüne Theil ist aufgelöst. W eber beschreibt auch Körnchen
der Galle. Im Speichel fand ich überaus sparsame Körnchen;