
hens. Bremen II. Volkmann sah die varicösen Fasern in den
Sinnesnerven nicht constant. Neue Beiträge zur Physiologie des
Gesichtssinnes. Leipz. 1836. Auch Beobachtungen von L auth und
Remak (Muell. Arch. 1836. 145.) Hessen erkennen, dass eine
Ordnung der Nerven nach der varicösen oder cylindrischen Beschaffenheit
der Fasern nicht wohl möglich sei, indem einzelne
varicöse Fasern bald häufiger, bald seltener in den verschiedensten
Nerven wahrgenommen wurden. Eine und dieselbe Faser
zeigte zuweilen stellenweise das varicöse Ansehen und die Nervenfasern
junger Tbiere sind im Allgemeinen mehr zu dieser
Erscheinung geneigt. Zufolge der Beobachtungen von Trevira-
nuS, Valentin,. Weber sind die Fasern des Gehirns, Rückenmarks,
der Sinnesnerven und aller Nerven im ganz frischen Zustande
ganz gleichförmig und, ohne Anschwellungen, aber man erzeugt
sie durch Druck. So leicht man varicöse Fasern im Gehirn und
Rückenmark sieht, so ist es mir doch auch oft gelungen, Lamellen
mit so geringer Quetschung abzuschneiden, dass die Fasern
noch ganz gleichförmig und nicht varicös waren und so sah ich
sie auch gleich Anderen im Sehnerven und in der Nervenhaut.
Mir schien die Quetschung gerade dann am grössten und nachtheiligsten
zu seyn, wenn man zu feine Blättchen von der weichen
Substanz des Gehirns abzuschneiden sucht. In der Valvula
eerebelli hat man die schöne Gelegenheit ohne Schnitt in einer
natürlichen dünnen Platte von Gehirnsuhstanz die Fasern zu untersuchen.
So untersuchte- sie Weber. Indessen bleibt es ein
charakteristisches Merkmal der Hirnfasern und Fasern der Sinnesnerven,
dass sie so leicht diese Form annehmen. Denn diese
Eigenschaft theileu sie mit keinem andern Gewebe und sie kann
hei ihrer Definition nicht ausser Acht gelassen werden. Wovon
diese von Ehrenberg erkannte Eigenschaft abhange, ist noch nicht
ganz klar. Das sehr dehnbare und elastische Rückenmark von
Petromyzon fand ich in der Structur sehr abweichend. Es lässt
sich leicht in Fäden reissen. Es besteht grossentheils aus bandartig
ganz platten dünnen Fäden, deren Breite der Breite -der
Primitivfasern der Nerven des Ochsen gleicht. Ausser diesen sind
noch feinere und andere viel feinere Fasern vorhanden.
Weisse und graue Bändel in den Nerven, Est ist bekannt,
dass die Bündel der Nervenfasern im Nervus sympathicus meist
ein graues Ansehen haben, . während diejenigen der Cerebro-
spinalnerven weiss sind. Aber auch die Cerebrospinalnerven enthalten
einzelne graue Bündelchen unter den übrigen weissen Bün-
delchen, wie man am Nervus Trigeminus der grossen Thiere, z. B.
des Ochsen und des Pferdes sehr gut sieht.' Diese grauen Bündelchen
kommen vom N. sympathicus her und gehen in peripherischer
Richtung auf den Cerebrospinalnervbn fort, wie auf dem
zweiten Ast des Trigeminus vom Nervus vidianus her, auf dem
dritten Ast des Trigeminus vom Ganglion oticum her. Man kann
es ebenso leicht an den Sacralnerven sehen, welche vom Sympathicus
ein feines Bündelchen erhalten. Die Cerebrospinalnerven
enthalten also weisse ihnen eigenthürnliche Fasern, weiche
von den vordem und hintern Wurzeln der Hirn- und Rückenmarksnerven
kommen und der Bewegung und Empfindung vorstehen,
und ausser den weissen Fasern auch wenigere graue,
welche vom Sympathicus oder organischen Nervensystem herrüh-
ren und wahrscheinlich den organischen Wirkungen der Nerven
vorstehen. Diese Zusammensetzung, welche bereits in der vorigen
Auflage dieses Werks aus den Beobachtungen von Retzius
und mir für die Cerebrospinalnerven p. 651. erwiesen war, wurde
ebendaselbst auch für den Nervus sympathicus Wahrscheinlich gemacht,
welcher mit beiden Wurzeln der Rückenmarksnerven zusammenhängt
und von dort motorische und sensorielle Fasern
empfängt, während die Ganglienbildung und das überwiegend
graue Ansehen diesem Nerven eigenthümlich ist. Doch ist dei
Sympathicus an verschiedenen Stellen je nach seiner Zusammensetzung
hinwieder sehr verschieden. Der Grenzstrang des Sympathicus
und mehrere von ihm abgegebene Nerven sind noch
etwas weisslich, gegen die von den grossen Ganglien kommenden
Fäden, wie ich bereits in der vorigen Auflage dieses Werks p.
651. bemerkt. Dagegen ist der carotische Theil des Sympathicus
vorzugsweise grau, nur aus' grauen Fäden besteht zum Beispiel
der an den Nervus abducens sich anschliessende Theil des Sympathicus.
Auch die vom Ganglion oticum auf den Nervus bucci-
natorius des Kalbes übergehenden Fäden sind ganz grau; der
Nervus tensoris tympani weisslich. Remak hat an vielen Stellen
des Sympathicus weisse und graue Bündel neben einander beobachtet,
wovon die weissen wahrscheinlich als sensoriell und motorisch
von den Cerebrospinalnerven in den Sympathicus eingemischt
werden, die grauen aber den organischen Functionen
wahrscheinlich bestimmt sind. Die graue Farbe der organischen
Nerven rührt von ihren Fasern selbst her, welche sich nach
Remak’s Beobachtungen durch ihre Structur von den weissen unterscheiden.
Die weissen Fasern sind nicht allein viel stärker,
bei ihnen ist auch immer der Gegensatz der Röhre und des Inhaltes
deutlich, die grauen Fasern sind viel feiner, auffallend durchsichtig
und man unterscheidet einen Gegensatz von Röhre und Inhalt
nicht, vielmehr ist ihr Ansehen homogen. Ihre Oberfläche
ist hier und da mit ganz kleinen zerstreuten Körnchen besetzt.
Diese haben Aehnlichkeit mit den Körnchen, womit die Zweigelchen
der feinsten Gefässe (z. B. im Gehirn) besetzt sind. Die hinteren
sensoriellen und vorderen motorischen Wurzeln der Rückenmarksnerven
zeigen nach einer gemeinschaftlichen Beobachtung
von Ehrenberc und mir keine Unterschiede der Structur.
•- Verlauf und Mischung der Fasern in den Nerven. Von ausserordentlicher
Wichtigkeit ist die Kennlniss des Verlaufs der Primitivfasern
in den Nerven; denn so unentbehrlich auch die genaue
Kenntniss der Verzweigung dér NeFven ist, so handelt es
sich zuletzt in der Physik der Nervèn nur um die Frage, wo die
Primitivfasern, die'in einem Bündel enthalten sind, entspringen,
und wo sich ihre Enden befinden, und es ist wenigstens für viele
Fragen der Physik der Nerven gleichgültig, in welches Bündel
diese Fasern hineintreten oder wie bald sie daraus hervortreten,