
mes zeigen aber nur eine organisatio animalis multiplicata und
nichts Pflanzliches. Die Bewegungen der Infusorien sind frei und
willkührlich. Wenn daher immer gewisse einfache organische
Wesen, die Spongien und mehrere sogenannte Alcyonien, in Hinsicht
ihrer vegetabilische^ oder animalischen Natur zweifelhaft
scheinen, so muss der Mangel aller willkührlicben Bewegung des
Ganzen oder der einzelnen Theile entscheiden, und diese müssen
besser zu den vegetabilischen Seegebilden gezählt werden. Hiergegen
lässt sich zwar erinnern, dass der Embryo der Spongien
nach G rant (Edinb. philos. Journal. Vol. X III. g. 382.), gleich
dem Embryo der Polypen und Corallen, durch Wimpern Bewegungen
äussert, allein wir haben keine hinreichenden Unterscheidungsmerkmale
zwischen dem Embryo der Spongien und Infusorien
des Meeres, dann aber bat man schon vielfach an dem Embryo
wahrer Vegetabiliën, wie der Algen, solche Bewegungen
beobachtet. Solche Beobachtungen hat T rentepohl an Conferva
dilatata ß. Roth (Eclospe.rma clavata Vauch.) und G. B. T reviranus
an Conferva limosa Dillw. gemacht. Biologie T. 4. p. 634. Neuerdings
hat U nger (Nov. act. ac.ad. nat. cur. T. X III. p. 2. p.t 789.)
dieselben Beobachtungen mit Beachtung aller Uebergänge an Conferva
dilatata wiederholt, und es scheinen, wie auch G. R. T reviranus
gegen die von V aucher gemachte Vermuthung einer
Täuschung durch Infusorien behauptet, jene anfangs beweglichen
Keimkörner wieder in Algen, von denen sie gekommen, überzugehen.
Siehe T reviranus Riol. T. 4. Erscheinungen und Gesetze
des organischen Lebens, p. 51. und 183. Hieber gehören auch die
Zoocarpées von Bory S t. V incent, die als gegliederte Fäden infusorienartig
sich bewegende Keimkörner ergiessen, welche dann
wieder vegetabilisch werden und die er mit der ganzen Zunft
Afthrodiées zwischen Thierwelt und Pflanzen stellt, Die Bewegungen
der Eier von Zoophyten durch Wimpern sind nicht für
willkührlich zu halten. Die Schwingungen der Wimpern an den
athmenden Kiemen einiger niederen Thiere sind dasselbe Phänomen.
Nach den Untersuchungen von Nitzscii (Beiträge zur
Infusorienkunde, Halle 1817) wären einige vegetabilische und animalische
Infusorien sich sehr verwandt. So sollen sich Bacillaria
pectinalis und andere Arten ganz wie Pflanzen, andere Arten der
Gattung wie Thiere verhalten. E hrenberg dagegen scheint eine
solche Verwandtschaft beider Reiche nicht anzuerkennen; er bemerkt
auch, dass die activen Bewegungen hei Algen nicht die
Idee von Thierheit erwecken sollen.. Nie hat er einen beweglichen.
Algensamen die geringste feste Nahrung zu sich nehmen
gesehen, und so unterscheidet sich nach E hrenberg die. fruchtstreuende
Alge von der sie umschwärmenden Monade, wie der
Baum vom Vogel. P oggendorf’s Ann. 1832. 1. Derselben Meinung
ist nach eigenen Beobachtungen R. W agner, indem er bemerkt,
dass die Bewegung jener Keimkörner nicht für thierische
gehalten werden könne, wenn sie gleich wunderbarer scheint
als die tactmässige Bewegung einiger niederen Vegetabiliën, der
Oscillatorien.
Die Organe, durch welche die Empfindungen und die Be-
Stimmungen zur willkührlichen Bewegung, also die thierischen
Verrichtungen der Thiere geschehen, sind das Nervensystem.
Von den Nerven zeigen sich die Organe der Thiere in eben so
grosser Abhängigkeit, wie die Pflanzen vom Lichte. Man hat bisher
Nerven ausser den Wirbelthieren nur bei einem Theile der
Wirbellosen verfolgt, und man war sehr einstimmig der Meinung,
dass bei den niederen Thieren gar keine Nerven vorhanden seyen,
indem die noch einfache Substanz in denselben Partikeln empfindlich,
beweglich und verdauend sey. In der That schien die
«rosse Theilbarkeit der einfachen Wesen hiezu einigermaassen zu
berechtigen. Man kannte also die Nerven der Infusorien, der
Corallenthiefe und Polypen, der Acalephen, der meisten Eingeweidewürmer
nicht. Aber von Strongylus Gigas, einem Wurm
der Nieren, hatte O tto das Nervensystem beschrieben. Beim
Spuhlwurm ist ein nervenartiger Strang zwischen den zwei .Ge-
fässstämmen nicht zu verkennen. Das Nervensystem von Distoma
hepaticum hat Mehlis, von Pentastorna und Diplozoon fiat v. N ordmann
beschrieben. Kein Zweifel, dass es allen Eingeweidewürmern
zukömmt. Ferner hatte T iedemann das Nervensystem der
Echinodermen, wenigstens der Seesterne entdeckt. Endlich hat
E hrenberg die grosse Entdeckung von der zusammengesetzten
Bildung der niedersten Thiere, der Infusorien, gemacht. E hrenberg
Organisation der Infusionsthierchen. Berlin 1830. Bei den
einfachsten Infusorien hat E hrenberg den Mund und einen zusammengesetzten
Magen, bei andern Mund, Darm und After entdeckt.
Bei den vollkommneren Räderthierchen und einigen Infusorien
hat E hrenberg selbst eine Art Zähne am Munde, männliche
und weibliche Geschlechtsorgane, Muskeln, Bänder, eine
Spur von Gelassen und Nerven und Augenpunkte sehr deutlich
beschrieben und abgebildet. Diese Augenpunkte, welche E hrenberg
auch bei den Seesternen und Medusen gefunden, sind für
die Controverse von dem Nervensystem der einfachsten Thiere
von ganz besonderer Wichtigkeit. Da nun bei den schon viel
zusammengesetzteren Planarien, eben solche dunkle Augenpunkte
am Kopfe, wie bei vielen Ringelwürmern, deren Nervensystem
man kennt, Vorkommen, und da nach meinen Beobachtungen
die schwarzen Augenpunkte einiger Nereiden wirklich
eine vom schwarzem Pigmente becherförmig bekleidete Anschwellung
der Sehnerven darstellen, so ist es sehr wahrscheinlich, dass
auch die Planarien und überhaupt alle niederen Thiere, die solche
Augenpunkte besitzen, Sehnerven und also ein Nervensystem
besitzen. Wenn G ruithuisen glaubt, dass jede dunkle Stelle
der Ilaut gewissermaasen mit dem Sehen in Beziehung stehe,
weil sie Licht absorbir6, so ist diess ganz unexact. Denn die
erste Bedingung zum Sehen ist, dass der Nervus opticus specifische
Sensibilität für das Licht besitze und nicht blosser Gefühlnerve sey.
Niedere Thiere, welche gegen das Lichtagens ohne Auge empfindlich
sind, können das Licht durch die Haut als Wärme empfinden,
aber zur Lichtempfindung selbst gehört specifische Reizbarkeit.
Daher besitzen die Würmer, wie einige Nereiden, ohne
dass sie optische durchsichtige Apparate zur Unterscheidung der