Sauerstoff noch reicher und häufig erneuerter Luft in Berührung
sind, keine Infusorien- oder Schimmelbildting und keine fäulniss
vor sich geht. r M
V. Baer’s Beohachtungen (Noi>. act. nat. cur. XUL 2.) enthalten
übrigens noch manches Räthsel über die Zeugung von Eingeweidewürmern.
Die Thierchen, die er Bucephalus nennt, erzeugen
sich in fadenförmigen Keimstöcken, welche in den Muscheln
Vorkommen, und Bojabus und Baer haben in Limnaeus stagnalis
einen Wurm beschrieben, der wieder lauter Thiere einer ganz
andern Form, Cerkarien, enthalt, Vergl. S iebold über Monoslo-
mum mutabile, W iegm. Archiv. 1. 45. Carls über Leucochloridium
paradoxum (Noo. act. nat. cur. XVII. p. l.jl v, Nordmann {mikr.ogr.
Beiträge, Berlin 1832.) hat Monaden im Körper lebender Eingeweidewürmer,
Diplostomen, beobachtet, und im Innern von faulenden
Eiern von Lernaeen Infusorien entstehen gesehen. Anderseits
verdienen wieder die Veränderungen gewisser Emgeweidewürmer
Beachtung z. B. der Ligula und des Bothriocephalus solidus der Fische,
die erst in den Wasservö^eln deutliche Genitalien erhalten;
die anfängliche Gestalt einiger jungen Distomen, z. B. Bist, nodu-
losum des Barsches, das nach v. Nordmann anfänglich ohne Saugnapf,
mit einer Spur von Auge, und mit Wimpern wie zum Schwimmen
im Wasser besetzt ist. Die Infusorien und Bmnenwurmer
der lebenden Pflanzen sind nóch zu untersuchen, j Wichtig^ genus,
dass die kranken Samen von Agrostis-, Phalaris- und Triti-
cum-Arten nach Steinbucii Analeclen,, 1802. ) und Bauer (Pfulos.
Trans. 1823.) Vibrionen enthalten, dass B auer im Stengel der jungen
Weizenpflanze die Vibrionen wiederfand, die er dem Samen
ein°einipft hatte, und dass nach Steinbuch und B auer die Würmer
der getrockneten Samen mehrere Jahre fähig blieben, mi
Wasäer wieder aufzuleben. _
Die Bildung, von Infusorien ist keine primitive Zeugung organischer
Materie; sie setzt schon die Existenz von organischen
Wesen voraus, da nie organischer Stoff von selbst entsteht, sondern
nur 'die lebenden Pflanzen fähig scheinen, aus binären Verbindungen,
wie Wasser u n d Kohlensäure, ternäre organische Verbindungen,
organische Materie,zu erzeugen, während die Thiere
nur von schon gebildeten organischen Materien leben, selbst aber
keine aus Elementen, oder binären Verbindungen zu erzeugen vermögen
und also die Existenz der Pflanzenwelt zu ihrer Existenz
voraussetzen. 'Wie nun zuerst die organischen Wesen entstanden
sind, auf welche Art eine Kraft, die zur Bildung und Erhaltung
der organischen Materie durchaus nothwendig ist, aber anderseits
sich auch nur an organischen Materien äussert, zur Materie gekommen
ist, liegt ausser aller Erfahrung und Wissen. Es lässt
sich auch nicht der Knoten zerhauen, indem inan behauptet, die
organische Kraft wohne von Ewigkeit der Materie bei, als wenn
organische Kraft und organische Materie nur verschiedene Betrachtungsweisen
desselben Gegenstandes wären; denn in derThat
sind die organischen Erscheinungen nur einer gewissen Combina-
tion der Elemente eigen, und selbst die lebensfähige organische
Materie zerfällt in unorganische Verbindungen, sobald die Ursache
der organischen Erscheinungen, die Lebenskraft, aufhört.
Indess die Lösung jenes Problems wäre überhaupt nicht die Auf-
oabe der empirischen Physiologie, sondern der Philosophie. Da
die Ueberzeugung in der Philosophie und in den Naturwissenschaften
eine ganz verschiedene Basis hat, so sind wir hier zunächst
darauf angewiesen, das Feld einer denkenden Erfahrung
nicht zu verlassen. Wir rnüsten uns also bescheiden, zu wissen,
dass die Kräfte, welche die organischen Körper lebend machen,
eigenthümlich sind, und dann die Eigenschaften derselben näher
untersuchen.
II. Vom Organi smus und vom Leben.
Die organischen Körper unterscheiden sich nicht bloss von
den unorganischen durch die Art ihrer Zusammensetzung aus Elementen,
sondern die beständige Thätigkeit, welche in der lebenden
organischen Materie wirkt, schafft auch in den Gesetzen eines
vernünftigen Plans mit Zweckmässigkeit,) indem die Theile
zum Zwecke eines Ganzen angeordnet werden, und diess ist gerade,.
was den Organismyis auszeichnet. K ant sagt: die Ursache
der Art der Existenz bei jedem Theile eines lebenden Körpers
ist im Ganzen enthalten, während bei todten Massen jeder Theil
sie in sich selbst trägt.. Durch diesen Charakter begreift man,
warum ein blosser Theil des organischen Ganzen meist nicht fortlebt,
warum der organische Körper ein Individuum, ein Untheil-
bares scheint. Insofern nun die Theile ungleichartige Glieder
eines Ganzen sind, kann auch der Stamm nach dem Verlust eines
das Ganze integrirenden Theiles nicht fortleben. Nur dann, wenn
sehr einfache Thiere oder Pflanzen eine gewisse Summe gleichartiger
Theile besitzen, oder wenn die zum Ganzen gehörigen
ungleichartigen Glieder in jedem Abschnitt des Ganzen sich fortsetzen,
kann das Ganze sich theilen, und die getrennten Stücke,
welche nun auch noch die ungleichartigen Glieder des Ganzen,
aber von geringerer Anzahl enthalten, leben fort. Abgeschnittene
Zweige von Pflanzen werden eingepflanzt wieder zu neuen Individuen.
Die verschiedenen Theile von Pflanzen sind einander
noch so ähnlich, dass sie sich in einander umwandeln können,
wie die Zweige in Wurzeln, die Staubfäden in Blumenblätter.
G oethe Metamorphose der Pflanzen. Hieher gehören auch einige
einfache Thiere, wie die Polypen. Stücke eines durchschnittenen
Polypen hat man. wieder fortwachsen gesehen, wie die Versuche
von T rembley , ' R oesel und Anderen beweisen. Eben so mit einigen
Würmern, z. B. Naiden^ bei welchen man in verschiedenen
Abschnitten des Körpers ungefähr dieselben ungleichartigen, qualitativ
verschiedenen Theile, wie des Darmes, der Nerven, der
Blutgefässe, sich fortsetzen sieht. Diese Thiere hat man durch
Pheilung sich fortpflanzen gesehen. Bonnet will sogar ein Wiederfortwachsen
und Ergänzen hei den Stücken eines getheilten
Regenwurms beobachtet haben. Allein eine solche Trennung dieser
Thiere, wobei die getrennten Stücke nicht mehr die qualita