
lebender Reiz, wahrscheinlich, indem dadurch gelinde chemische
Umwandlungen in der Zusammensetzung der Theile bewirkt werden,
wodurch die Affinität der Theile zu den allgemeinen Lebensreizen,
die im Organismus seihst sind, zunimmt.
Auf der andern Seite können alle Mittel dieser Art, sowohl
Arzneien als die höheren Wärmegrade, wie in der Verbrennung,
die Elektricität, der. mechanische Einfluss, als Druck, Quetschung,
in einem hohen Grade ihrer Einwirkung gerade das Gegentheil der
Belebung hervorhringen, indem sie dann die Materie so gewaltsam
verändern, dass die zum Lehen nöthigen Zusammensetzungen
nicht erhalten werden; deswegen sind die hier berührten Einflüsse
specielle, bedingt belebende Einflüsse. Sie beleben unter
gewissen Umständen, indem ihre Wirkung in der organischen
Materie die natürliche Zusammensetzung der Theile befördert.
Daher kann man sie homogene Reize nennen, wenn man alle
übrigen Reize, welche die natürliche Zusammensetzung und so
den Zustand der Kräfte nur stören, heterogene Reize nennen
kann, die von keinem belebenden, sondern nachtheiligen Einfluss
für das Leben sind. Man bedenke aber nur, dass jedes homogene
Reizmittel durch Anwendung unter unpassenden Umständen
zum heterogenen Reizmittel wird, d. h. zu einem solchen, welches
bloss den Zustand der Kräfte und die natürliche Zusammensetzung
stört. , Nach diesen Erklärungen zerfallen die reizenden
Einflüsse also 1. in allgemeine Lebensreize, 2. specielle Reize,
a. homogene, b. heterogene. Ich erwähnte schon, dass nach Du-
trochet die wahren Erregungsmittel so wirken sollen, dass sie
die Bindung des Sauerstoffes mit der organischen Materie befördern
und beschleunigen. Vielleicht beruht die reizende chemische
und dynamische Wirkung mancher Reizmittel wenigstens
darauf, dass sie die Affinität zwischen dem durch das Äthrnen zum
Reizmittel gewordenen Blute und der oi’ganischen Substanz befördern,
und die materiellen Umwandlungen in der organischen Materie
durch dieses Princip im Blute verstärken und beschleunigen.
In Fällen, wo die Lebenskraft schnell abnimmt, verlässt uns.
übrigens der ganze Apparat unserer reizenden Arzneien, wovon ein.
grosserTheil ohnehin nur einen Aufruhr macht, öhnezu stärken.
2. Alterantien. Eine grosse Menge von Stoffen werden in der
Arzneikunde darum von grosser Wichtigkeit, weil sie eine solche
chemische Umwandlung in der organischen Materie erzeugen,, wodurch
die Materie nicht etwa unmittelbar integrirt wird und an
Kraft gewinnt,'sondern ein in der Zusammensetzung der Materie
befindliches materielles Hinderniss zu gesunden Actionen oder ein
Reiz zu kranken Aktionen entfernt wird, oder die Organe so chemisch
verändert werden, dass sie von einem krankhaften Reiz
nicht mehr afficirt werden; oder, weil die Materie so verändert
wird, dass gewisse zu fürchtende materielle Veränderungen und.
Zersetzungen nicht mehr möglich werden (wie bei. dem entzündungswidrigen
Verfahren); oder endlich, weil sie die Beschaffenheit
der Nahrungssäfte verändern. Eine grosse Menge wichtiger.
Mittel gehören unter die Alterantien. Der Arzt kann damit keine
krankhaft zusammengesetzten Organe chemisch zu gesunden, machen,
sondern nur durch eine gelinde chemische Umwandlung
den Antrieb geben, dass die Natur selbst durch die unerschöpfte
Quelle der beständigen Wiedererzeugung die natürliche Zusammensetzungwiederberstellt.
Diese Mittel bieten wieder den Hauptunterschied
dar, ob sie in dieser Art mehr auf das Nervensystem,
oder auf die übrigen vom Nervensystem abhängigen Organe wirken.
In der ersten Hinsicht sind die wichtigsten Alterantien die
sogenannten Narkotica, in letzterer die grosse Menge der Arzneimittel
die auf die Veränderungen der Materie in den übrigen
Organen wirken. Auch diese Mittel werden mittelbar, indem sie
die Hindernisse zur Heilung entfernen, zu belebenden Reizen, so
wie ihre Anwendung selbst auch'durch Veränderungen des Gleichgewichtes
Reizungssymptome bewirken kann. Werden di^e Mittel
unangemessen angewandt, so wirken sie entweder als hetero-
«ene.Reize nachtheilig', oder indem sie schnell zersetzen, mit der
Zersetzung die organische Kraft aufheben, wie die-Narkotiça. Da
nun aber alterirende Mittel ganz verschieden nach ihrer Zusammensetzung
in die. Zusammensetzung der Organe eingreiferi, so
kann ein Stoff seine Wirkung durch Sättigung verlieren und
keine-Veränderungen mehr hervorbringen , während sie ein anderer
noch hervorbringt. Eine grosse Menge der. Fälle, welche
zu den Erscheinungen der Angewöhnung gehören, sind hieher
zu rechnen. Auch die Anwendung der Arzneien zeigt unzählige-
mal die Bestätigung davon. Die Organe haben durch ein chemisch
die Zusammensetzung veränderndes, alterirendes Mittel eine
solche Veränderung erlitten, dass dieser,Stoff nicht mehr dieselbe
Affinität von Seite des Organismus gegen sich vorfindet, während
sie ein anderer Stoff noch haben kann. Auch impondérab
le 'Materien wirken auf diese Art alterirend: das Auge wird fur
die grüne Farbe, die es lange ansieht, immer unempfindlicher,
das Grüne wird immer schmutziger und grauer. Zu dieser Zeit
ist aber die Empfindlichkeit des Auges für Roth am grössten,
dagegen langes Ansehen von Roth für Grün empfänglich macht.
So mindert langes Betrachten eines gelben Feldes die Empfindlichkeit
für Gelb, und steigert die für Violett und umgekehrt;
langés Ansehen von Blau steigert die für Orange, und umgekehrt
während die lange fixirte Farbe selbst immer schmutziger gesehen
w'ird.
III. Zersetzende Mittel. Hieher sind diejenigen Einflüsse zu
rechnen, welche, ohne erst zu reizen oder eine unschädliche Alteration
zu bewirken, sogleich die organisirten Theile zersetzen.
Es gehören hieher theils Einflüsse, welche im gelinden Grade
der Einwirkung reizend, aber durch stärkere Einwirkung den
Zustand der Kräfte zu wesentlich stören, wie Wärme, Elektricität
u. s. w., theils Alterantia, di« im höhern Grade von Einwirkung
die Zusammensetzung heftig verändern, indem sie mit einer
Gewalt der Wirkung,- Cömbinationen rnit organischen Stoffen
erzeugen, welcher die organische Kraft das Gleichgewicht nicht
zu halten vermag, wie die Alterantia narcotica auf diese Art zu
zersetzenden Stoffen werden, und die Alterantia, welche in die
Bildung und Umwandlung der organischen Säfte eingreifen, z. B.