wurde bis fast zum Sieden erhitzt, dann Bleisuperoxyd zugesetzt,
worauf sigh Kohlensäure entwickelt. Aus der filtrirten farblosen
Flüssigkeit , setzten sieb beim Erkalten farblose oder gelbliche
glänzendharte Crystalle ab. Es ist Allantoissäure, diese Substanz,
welche man in der Allantoisflüssigkeit der Wiederkäuer findet.
Wurde die abgegossene Flüssigkeit eingedampft und erkaltet, so
schossen Crystalle von Harnstoff an. Das Bleisuperoxyd seihst ist
in eine [weisse Masse verändert worden und diese besteht aus
oxalsanrem Bleioxyd. Die Producte dieser Zersetzung sind also
Allantoissäure, oder richtiger, da diese keine Säure ist, Allantoin,
Harnstoff, Oxalsäure und Kohlensäure. Allantoin besteht aus:
Kohlenstoff . . . 30,66 Atome 4
Stickstoff . . . 35,50 - 4
Wasserstoff ' . . 3,75 - 6
N Sauerstoff . ' . . 30,08 - 3
Eine Verbindung, die sich auch als zusammengesetzt aus 4
Atomen Cyan mit 3 Atomen Wasser ansehen lässt. Um oxalsau-
res Ammoniak zu werden, fehlen ihr die Elemente von 3 Atomen
Wasser. Alkalien und Schwefelsäure verwandeln das Allantoin
in oxalsaures Ammoniak. Nimmt man mit L iebig und W oehler
air, dass unter den Zersetzungsprodncten der Harnsäure der Harnstoff
schon vorgebildet sei und zieht man
von 4 Atom Harnsäure = C 10 N 8 H 8 0 6 ab
1 Atom Harnstoff = C2 N4 H 8 0 2
so bleiben C 8 ,.N' 4 0 4
Dies sind aber die Elemente von 4 Atom Cyan und 4 Atom.
Kohlenoxyd. Hiernach stellen sich L iebig und W oehler die Harnsäure
als eine Verbindung von Harnstoff mit einem aus Cyan und
Kohlenoxyd zusammengesetzten Körper vor, der durch Bleisuperoxyd
zerstört und in Oxalsäure und Allantoin umgewandelt wird.
Der Harn derThiere ist von dem des Menschen häufig durch
das Verhältniss von Harnstoff und Harnsäure verschieden. Der
Harn der fleischfressenden Säugethiere enthält Harnstoff und Harnsäure.
Nach Vauquelin und Boindet (Froriep’s Notizen Nr. 272.)
sollte er keine Harnsäure enthalten, allein H ieronymi hat sie im
Harn von Thieren des Katzengeschlechts gefunden. In 100 Thei-
len Harn waren 13,220 Harnstoff mit Osmazom und freier Milchsäure
und 0,022 Harnsäure enthalten. Jahrb. der Chemie u. Phys.
1829. 3. 322. Der Harn der pflanzenfressenden Säugethiere enthält
Harnstoff, aber keine Harnsäure, an deren Stelle bei den grasfressenden
Thieren Harnbenzoesäure in harnbenzoesauren Salzen
vorkommt. Der Harn der Vögel enthält sehr viel Harnsäure, die als
zweifach harnsaures Ammoniak vorhanden ist; der Harn der fleischfressenden
Vögel enthält nach Coindet Harnstoff, allein dieser
fehlt in dem Harn der pflanzenfressenden Vögel, welcher saures
harnsaures Ammoniak enthält. Im Harn des Strausses beträgt
die Harnsäure ^ seines Gewichts. Bekanntlich ist der Vogelharn
eine weisse, breiartige Flüssigkeit, welche Farbe von dem
harnsauren Ammonium herrührt. Auch der Harn der Schlangen
und Eidechsen ist weiss und der der Schlangen sogar bald nach
der Ausleerung erdig-hart; er enthält harnsaure Salze, von Kali,
Natron und Ammoniak und etwas phosphorsauren Kalk, aber keine
Spur von Harnstoff, den S cholz ( F roriep’s Notizen 13. 119.) auch
nicht im Harn der Eidechse fand. Dagegen scheint der Harn der
nackten Amphibien und Schildkröten ganz verschieden. Nach J. D a-
vy’s Untersuchung des Kröten- und Froschharns enthält dieser sehr
wässrige Harn Kochsalz, Harnstoff und ein wenig phosphorsauren
Kalk aufgelöst. Nach der Untersuchung einer bedeutenden Menge
gelbbraunen Harns, der sich in der Blase einer grossen Testudo
nigra (von den Gallopagos-Inseln lebend von Meyen mitgebracht)
fand, durch Mägnus und mich, enthielt'dieser Schildkrötenharn
keine Spur von Harnsäure, dagegen 0,1 Proc. Harnstoff und einen
braünen, in Wasser und Weingeist, Kali und Salzsäure löslichen
Färbestoff. Aus dieser Betrachtung ergiebt sich, dass die Bestand-
theile Harnstoff und Harnsäure, wovon der erstere 46, die letztere
40 Proc. Stickstoff enthalten, nicht constant nach der Nahrung
derThiere im Harn variiren. Nur zeigt sich bei den pflanzenfressenden
Säugethieren statt der Harnsäure die Harnbenzoesaure,
welche nur 7 Proc. Stickstoff enthält. Auch will Chevreul
bei Hunden gefunden haben, dass bei anhaltender Pflanzenkost
der Harn derselben dem der Herbivoren ähnlich werde, indem
er keine Spur von 'Harnsäure und phosphorsaurem Kalk zeigte.
H uenefeld physiol. Chemie. 1. 150. Unter den Krankheiten des
Menschen ist es besonders die Gicht, wobei der Harn, gewöhnlich
saurer und mehr Sedimente bildend, mehr Harnsäure enthält, wie
denn auch die in den Gelenken der Gichtkranken entstehenden
Knoten harnsaures Natron mit etwas harnsaurem Kalk sind. Bei
dem die Gichtparoxysmen begleitenden Fieberzustande nimmt die
Säure des Harns, wie in andern Fällen, ab. Berzelius Thierchemie.
380. Vergl. Nysten 1. c. Auch der Schweiss der Gichtischen
und Steinkranken enthält vielleicht Harnsäure.
Alle diese Umstände machen es sehr wahrscheinlich, dass die
Quelle der Harnsäurebildung viel tiefer als an dem Ort ihrer
Ausscheidung liegt, und dass sie in dem innigsten Verhältniss mit
der Art des zugeführten Nahrungsmaterials und der Blutbereitung
steht, wie sie sich denn auch im Harn, bei Pflanzennahrung,
vermindert.
In der zuckrigem Harnruhr enthält der Harn,'nach W oehler,
zwar Harnsäure (Berzel. Jahresb. 6 . 283., nach W ittstock scheint
auch Harnbenzoesäure darin zu seyn, wie bei den pflanzenfressenden
Säugethieren) aber dieser Harn enthält keinen Harnstoff,
sondern statt dessen im Diabetes mellitus Harnzucker (stickstofffrei)
find im Diabetes insipidus eine osmazomartige Materie.
P rout hat über die elementare Zusammensetzung von Harnstoff,
Harnzucker und Harnsäure folgende Verhältnisse mitgetheilt.
, Arm. de chim. phys. 10. 3 6 9 . Meckel’s Archiv. 4. 140.
Bestandteile Harnstoff Harnzucker Harnsäure
Wasserstoff . . . 6,65 6 , 6 6 2,75
Kohlenstoff . . . 19,97 39,99 34,25
Sauerstoff . . . .
26.65
53,33 22,75
Stickstoff . . . .
46.65
40,25