
Nerven mit doppelten Wurzeln, obgleich er beim Menschen seinen
Wurzeln nach meist nur motorisch, ist, und erst auf dem
Wege seiner Verbreitung durch Verbindungen sensible Fäden
aufnimint. Bedenkt man nun, dass die gewöhnlichen Wurzeln
dieses Nerven in einer Reihe mit den vorderen Wurzeln der
Rückenmarksnerven entspringen, dass er bei einigen Säugethieren
eine hintere Wurzel hat, dass die hintere Wurzel, des auf ihn folgenden
ersten Halsnerven zuweilen fehlt, und dieser dann ausnahmsweise
dem N. hypoglossus gleicht, während sich der N. hypoglossus
des Ochsen dem" gewöhnlichen Verhalten des ersten Halsnerven ausnahmsweise
nähert, so ist es unzweifelhaft, .dass der JN.hypoglos—
sus trotz seinem Durchgang durch eine im Schädel selbst gelegene
OefFnung doch gleichsam als der erste Spinalnerve zu betrachten
ist, der nur noch mehr als der erste Halsnerve und die
untersten Spinalnerven von den übrigen Spinalnerven abweicht.
Hauptsächlich ist dieser Nerve: motorisch, wie aus Magen-
die’s , Mayo’s und meinen Versuchen an Kaninchen hervorgeht.
F roriep’s Not. 647. Wenn man nämlich den N. hypoglossus zerrt,
quetscht oder mit einem einfachen Plattenpaar galvanisirt, entstehen
die heftigsten Zuckungen in der ganzen Zunge bis an die
Spitze. Die Section des N. hypoglossus an einem lebenden Thiere
paralysirt die Bewegungen der Zunge. Dieser Nerve ist also die
Ursache der Schlingbewegungen der Zunge und der articulirten
Sprachbewegungen, so weit sie von, der Zunge abhängen. Seine
Wirksamkeit dehnt sich aber nicht blos? auf die Zunge aus, er
ist auch der Nerve der grossen Kehlkopfmuskeln.
Dass der N, hypoglossus auch Sensibilität besitzt, behaupten
Desmoulins, Magendie und Mayo, indem er gezerrt bei Hunden und
Katzen Schmerz verursache; Bef Hunden kann diess von der
hier vorhandenen kleinen hintern Wurzel desselben herrühren.
Bei der Katze hat Mayer diese hintere Wurzel nicht gefunden;
hier kann die Sensibilität desselben von Empfindungsfasern herrühren,
die er von anderen Nerven auf seinem Verlaufe aufnimmt,
wohin die Verbindungen desselben mit dem Ganglion im
Stamme des Nervus vagus und mit den ersten Halsnerven zu rechnen
sind.
V o r z u g sw e i s e mo t o r i s c h e Ne r v e n , we l c h e a u f i h r em W e g e
Emp f i n dun gs fa s e r n d u r c h Ve r b i n d u n g e n mi t a n d e r e n Ne r v e n
a u f n e hme n , o d e r zu g l e i ch E m p fi n dun gs f äs e r n i n i h r e r n i c h t
g a n g l i ö s e n W u r z e l e n th a l t e n .
Auge,nmuskelnereen. N. oculomotorius, trochlearis, abduceng.
Die Augenmuskelnerven haben zugleich einige Empfindung,
wie sie den Muskeln überhaupt eigen ist. In anderen Muskeln
kann die Empfindung von dem Antheil sensorieller Fasern der
hintern Wurzeln abgeleitet werden, welche zugleich zu den Muskeln
hingehen. Bei den Augenmuskeln fällt indess diese Erklärung
weg. Jedermann ist bekannt, dass heftige Bewegungen in
den Augenmuskeln mit dem Gefühl einer unangenehmen Spannung
in denselben begleitet sind. Rühren diese Empfindungen
von einigen sensoriellen Fasern her, welche die motorischen einfachen
und ganglienlosen Wurzeln der Augenmuskeln' zugleich
enthalten, oder werden ihnen diese Empfindungsfasern aut ihrem
Wege erst zugemischt? Schon öfter und auch von mir wurde
eine Verbindung des Nervus trochlearis mit dem ersten Ast des
trigeminus beobachtet. Ich sah.Reim Kalb ein Zweigelchen vorn
1 .v Ast des Trigeminus: auf den Stamm des Oculomotorius übergehen.
Ungewiss ist, ob aus der sensoriellen langen Wurzel des
«angliou ciliare a nervo nasali Empfindungsfasern nicht bloss aut
die Ciliarnerven, sondern auch aut die kurze Wurzel und auch
so auf den oculomotorius übergehen. Zum Nex'vus abducens
würde man jedenfalls keine Empfindungsfasern, aus anderen Nerven
ab leiten- können. Unter diesen Umständen muss es unentschieden
bleiben, woher diese Nerven diejenigen basern haben,
wodurch sie zugleich empfindlich sind.
Nervus facialis.
Der N. facialis ist der eigentliche Bewegungsnerve aller Gesichtsmuskeln
(mit Ausnahme der Kaumuskeln), des Afusc. occipi-
talis, der Ohrmuskeln, des Muse, stylohoideus, des hinteren Bauches
vom. Muse. digastricus raaxil-lae inf. (der vordere Bauch
wird vom N. mylohöideus aus dem dritten Ast des N. trigeminus
versehen), und des platysmamyoides. Bei den Vögeln scheint
er sich bloss im Muse., stylöglossus und Hautmuskel des Halses
zu verbreiten. Nach der Durchschneidang des N. facialis hei
Thieren sind die Gesichtsmuskeln sammt und sonders gelähmt.
Die Augenbraunen xverden nicht mehr erhoben, die Augen nicht
mehr geschlossen^, die Ohrmuskeln sind gelähmt, die Schnauze
hängt unbeweglich etc. Diese Versuche sind von BfeLL, Mayo,
Schoets, Bäcker, von mir und Andern angestellt worden. Bäcker
bemerkte nach Vergiftung mit Nux vomica, dass nach Durchschneidung
des N. facialis sogleich die Gesichtsmuskeln ruhig
wurden, während die übrigen Muskeln ihre Krämpfe fortsetzten.
Die Versuche, welche ich über die Kräfte dieses Nerven angestellt
habe, sind in F roriep’s Notizen, 648. erzählt.. Wenn ich
den Nervus facialis mit der Nadel reizte oder mit der Pincette
quetschte, so entstanden die lebhaftesten Zuckungen in den Muskeln
des Gesichts, je nach den verschiedenen Aesten,. welche gereizt
wurden, in der Schnauze, in. den Augenliedern. Dasselbe
erfolgt, wenn man mit einem einfachen- Plattenpaar den Nerv,
facialis galvanisirt. 1 Der Nerv, facialis ist also, motorischer Nerv
aller Gesichtsmuskeln; pathologische* votr Bell beobachtete Falle
bestätigen -diess. Ein Mann erhielt einen Pistolenschuss, die Kugel
drang in das Ohr und verletzte den N. facialis an seinem
Ursprünge. Es erfolgte Verlust der Bewegung des Gesichts derselben
Seite, ohne Verlust der Empfindung. Der zweite Fall betrifft
einen Mann, der durch das Horn eines Ochsen an dem
Austritte des N. facialis verletzt wurde. Die ganze Seite des Gesichts
ist unbeweglich, die Augenlieder dieser Seite bleiben offen,
der Mundwinkel verzogen, der Nasenflügel beim tiefen Ath^-