
aller dieser erweiterten Geflechte ist ohne Vergleich grösser als
die zufuhrenden und abführenden Kanäle. Im nicht erweiterten
Zustande fliesst diesen Gefässen so viel Blut zu, als Blut abfliesst.
Durch eine gesteigerte Affinität zwischen dem Blute und den
Wänden der Gefässe wird vielleicht das Blut in ihnen zurück gehalten.
Sie schwellen um so straffer an, wenn die Zwischenräume
der Venengeflechte von einem fibrösen Faden- oder Balkengewebe
unterstützt sind, welches letztere mit einer fibrösen äussern Haut
zusammen hängt, wie an den Corpora cavernosa penis. Injections-
massen gelangen aus den Arterien der Ruthe ziemlich leicht in
die Veuen, besonders an dem Corpus cavernosupi der Urethra
und der Eichel; M. J. W eber hat mir eine Suite schöner Injectio-
nen des Penis von den Arterien aus .gezeigt. Vergl. Cuvier vergl.
Anat. 4. 468. M oreschi, Meck. Archiv 5. 403. R ibes, ebend.
447. T iedemann, M eck. Archiv 2. 95. P anizza osservazioni an-
tropo-zootomico-fisiologiche. Pavia 1830. Zwischen den anasto-
motischen Venen des Corpus cavernosnm penis liegen beim Pferde
blassröthliche Faserbündel, welche im Allgemeinen der Länge
nach verlaufen, aber balkenartig Zusammenhängen. Mikroskopisch
untersucht zeigen sie sich nicht wie Muskelfasern; heim Kochen
geben sie selbst nach 7 Stunden keinen Leim. Die essigsaure
Auflösung wird von Cyaneisenkalium gefällt; daraus kann man
indess nur scbliessen, dass das fragliche Gewebe nicht in die
Classe der niedern Gewebe, des Zellgewebes, Sehnengewebes und
elastischen Gewebes gehört. Beim Versuche an einem lebenden
Pferde konnte ich an diesem Gewebe durch eine galvanische
Säule keine Contraction erregen. S. Mueller’s Archiv 1834. p. 50.
1835. p. 26.
Die Ursache derErection ist bekanntlich vorzüglich örtliche
oder vom Gehirn und Rückenmarke ausgehende Nervenreizung,
so wie auch Congestion zum Gehirn und Rückenmark diess verursacht,
wie zuweilen bei Erhängten. Die Ruthennerven,, deren
Zweige sich in dem Gef ässgewebe der Ruthe verbreiten, sind die
nächste Ursache zur Anhäufung des Blutes in demselben. G uen-
ther hat beobachtet, dass nach Durchschneidung dieser Nerven
beim Pferde das Glied nicht mehr erigirt werden kann. M eck.
Archiv 1828. 364. Als der operirte Hengst zu einer Stute gebracht
wurde, zeigte er zwar Lust zum Bedecken, allein die Ruthe
blieb schlaff herabhängend. Am andern Tage war sie geschwollen,
aber nicht erigirt.
Einige französische Schriftsteller, Chaussier und Adelon, und
unter uns Stieglitz (pathologische Untersuchungen 1. 175.) nehmen
an, dass der Zufluss des Blutes bei der Erection nicht das Erste,"
sondern die selbstständige Expansion des Gewebes das Ursprüngliche,
die Anfüllung “ mit Bfut die Folge bei der Erection sey.
Hiergegen kann erwiedert werden, dass wir bis jetzt kein Beispiel
einer activen Erweiterung kennen, und dass die künstliche
Einspritzung des Penis die Erection vollständig nachahmt. Stieglitz
vermuthet zugleich, dass die Stämme der Venen vielleicht
auch einer Verschliessung durch Zusammenziehung fähig seyen.
Versuche an der Vena dorsalis penis des Hundes und Schafbokkes
die ich anstellte, sind dieser Hypothese entgegen. Krause
(Stieglitz a. a. O. p. 188.) theilt den Musculi ischiocavernosi
die Fähigkeit zu, die Venen des Penis zu drücken, und so die
Erection zu bewirken. H ouston (Buhlin Hospital Reports 1830.
T. f>. Stieglitz a. a. O. 189.) hat sogar bei Thieren besondere
Muskeln zwischen Penis und Sehaambogen zur Compression der
Vena dorsalis penis beschrieben. Sie sollen von den Schaam-
keinen entspringen, und sich über der Vena dorsalis mit einander
in der Mittellinie verbinden. Sie sollen eine dünne Schichte
musculöser und sehniger«Fasern bilden. Diese Fasern sollen
beim Menschen undeutlich seyn. Ich habe sie niemals finden
können. Man kann zwar, wenn die Erection eben beginnt, durch
eine willkührliche Zusammenziehung der Muskeln des Dammes
diese momentan verstärken/ aber diese Verstärkung ist nur momentan,
wenn nicht die wahren Ursachen zur Erection vorhanden
sind; Man kann die Musculi ischiocavernosi willkührlich
zusammenziehen, aber hierdurch, kann man keine Erection bewirken,
wenn der Penis schlaff ist.
Nach einer von mir gemachten Entdeckung über den merkwürdigen
Bau gewisser Arterien im Innern der Corpora cavernosa
lernen wir ganz neue Elemente der Erklärung der Erection kennen.
Ich habe nämlich gefunden, dass es ausser den letzten feinsten,
in Venenanfänge übergehenden und zur Ernährung der Corpora
cavernosa dienenden Zweigen der Arteriae profundae penis
noch eine ganz andere Art von Zweigen derselben giebt, welche
theils kurze rankenartige Auswüchse von -|-.Millim. Dicke, theils
Quästchen solcher rankenartigen Auswüchse mit gekrümmten,
stumpfspitzen, blinden Enden giebt, die ich Arteriae helicinae
nannte. Diese Auswüchse ragen säntmtlich in die venösen Zellen
der Corpora cavernosa penis hinein;' sie finden sich vorzüglich
im hintern Theile der C. cavernosa penis und des C. ca-
vernosum urethrae. Obgleich sich an den Wänden dieser freien
Arterienauswüchse, die sich am deutlichsten heim Menschen zeigen,
keine OefFnungen sehen lassen , so erleidet es doch keinen
Zweifel, dass sie es sind, welche das Blut, das bei der Ernährung
durch die viel feineren Zweige der Arteriae profundae penis in
die Venenanfänge übergeht, bei der Erection sogleich in die
venösen Zellen ergiessen. Bei der Injection der Art. profünda
penis geht die Masse von Leim und Zinnober jedesmal in die
Zellen über ; beim Auswaschen der ausgeschnittenen cavernösen
Körper finden sich dann die Art. helicinae injicirt. Bei der lebendigen
Ergiessung des Blutes aus diesen Ranken müssen dieselben
durch den vom Rückenmarke ausströmenden Nerveneiu-
fluss das Blut' in grösserer Quantität anziehen. Diese Entdek-
kung wirft zugleich ein neues Licht auf die Wechselwirkung des
Blutes, und der kleinsten Gefässe in anderen Theilen und auf
den Turgor vitalis. Siehe M ueller’s Archiv f . Anat. u. Physiol,
1834. p. 202. tab. 13. Aus den cavernösen Körpern fliesst das
Blut theils durch Emissarien an den Seiten und an der Oberfläche
dieser Körper zurück in die Zweige der Vena dorsalis penis;
theils durch tiefere Venen, die an der Wurzel der C. cavei’-
flliillcr’s Physiologie. 1. 15