
ungekoclite zur Erzeugung der Infusorien sind, so wie denn auch
destillirtes Wasser gleich dienlich zur Infusion ist. Sonst beweisen
S pallanzani’s Versuche nur, dass die atmosphärische Luft
zur Entwickelung der Infusorien nöthig ist, und dass sich in hermetisch
verschlossenen, mit Infusionen gefüllten Flasehen, die
eine Stunde lang in einem Gefässe mit Wasser der Siedbptze alis-
gesetzt worden, keine Infusorien zur Zeit der spätem Untersuchung
der Flaschen gebildet hatten. S pallanzani fand auch die
Structur der Infusionsthiere verschieden nach der Verschiedenheit
der Infusion. Versuche mit Samen von Wassermelonen, Kürbissen,
Hanf und Hirse zeigten, dass die Zahl der Infusorien grösser
ist von dem wachsenden Keime, als von dem erst keimenden Sa-'
men und mit dem Verderben des Samens abnimmt. Auf kleine
Gattungen sollten grössere folgen, bis die Entwickelungsfähigkeit
nach einer gewissen Zeit verloren schien. Die Infusionsthiere von
unbeschädigtem Samen sollten grösser gewesen seyh, als die von
zerriebenem Samen. Aus Kornmehl erzeugten sich eben sowohl
Infusorien als aus bloss zerdrücktem Samen. Wurde aber .die
Stärke des Mehls (amylum) von dem Kleber (gluten) abgesondert
und die Substanzen besonders infundirt,' so erschienen in der Infusion
von Stärke weniger oder gar keine Thiere, dagegen in der
andern Infusion ein Heer von belebten Wesen.' Dagegen zeigten
sich in Infusionen von Gerste, türkischem Weizen, Bohnen, Wolfsbohnen,
Reis und Leinsamen gar keine Thierchen. T reviranus
Biologie II. p. 279—280. Da indess die Gattungen und Arten
der Infusorien eben so bestimmt sind, wie in den höheren Thierklassen,
und S pallanzani die Unterschiede der Form seiner Infu-
.sorien nicht bestimmt hat, da wir ferner die Entwickelungsstufen
einer und derselben Species von Infusorien noch nicht kennen,
so verlieren S pallanzani’s Versuche viel von ihrem Gewichte,
wenn er in Infusionen von Kürbissamen, Chamillensamen, Sauerampfersamen,
Korn, Spelz ganz verschiedene Thierchen entdeckt
haben will. T beviranus hat durch seine- zahlreichen, mit mehr
Critik angestellten Beobachtungen der Hypothese von der genera-
iia aequivoca ein viel grösseres Gewicht gegeben. Seine Gründe'
stützen sich auf folgende Umstände:
1) Verschiedene organische Substanzen mit einerlei Wasser
infundirt, erzeugen verschiedene Infusionsthiere, wie z. B. Kressensamen
und Raggensamen.
2) Der Einfluss des Lichtes hat auf die Beschaffenheit der
generatio aequivoca den grössten Einfluss. So erzeugt sich die
nach P riestley genannte grüne Materie, welche sich durch ihre
Eigenschaft, Sauerstoffgas auszuhauchen, auszeichnet, nur unter
dem Einflüsse des Lichtes, wenn Wasser, besonders Brunnenwasser,
offen oder in verschlossenen, aber durchsichtigen Gefässen der
Sonne ansgesetzt wird, und zwar als eine aus runden oder elliptischen
Körnchen bestehende grünliche Kruste, worin man anfänglich
feine- Bewegungen einzelner Molecule, und später sich unregelmässig
bewegende durchsichtige Fäden entdeckt. Diese Veränderungen
hat Ingenhouss {Vermischte Schriften phys. niedre. Inhalts)
am längsten beobachtet. (Nach R. W agner besteht die
Priestleysche grüne Materie aus abgestorbenen Leibern grüner
Thierchen Euglena viridis und anderer Infusorien. Dann wären
jene beweglichen Fäden wohl eigene von der übrigen grünen
Materie verschiedene Wesen, und I ngenhouss hätte unrichtiger
Weise verschiedene Arten einfacher Wesen als Umwandlungen
derselben Molecule angesehen.)
3) Auch die Eingeweidewürmer und die in dem Samen der
Thiere, selbst der wirbellosen, beobachteten mikroskopischen
Thierchen, die Samenthierchen, geschwänzte 1 Körperchen mit
thierischen Bewegungen, scheinen für die freiwillige Entstehung
lebender Wesen in organischer Materie zu sprechen.
4) In T beviranus Versuchen zeigten sich unter sonst gleichen
Umständet! in verschiedenen Infusionen verschiedene Wesen,
nämlich Infusionsthiere oder Schimmel, und die Ursache dieser
Verschiedenheit lag nicht in dem Wasser, sondern an den
infundirten .Substanzen.
5) T beviranus beobachtete, dass in verschiedenen Hälften
einer und derselben Infusion sich, unter verschiedenen zufälligen
Bedingungen verschiedene Infusionsthiere 'erzeugten, nämlich aus
dem Aufgusse von Irisblättern mit frischem Brunnenwasser entwickelten
sich in- einem langem, mit Leinwand bedeckten, der
Sonne äusgesetzten Gefässe Infusionsthiere, in einem zweiten Gefässe
bei einem andern Standorte' grüne Materie. So zeigten sich
in derselben Infusion von Roggenkörnern mit Brunnenwasser die
Producte verschieden, wenn T revibanus in eine der Infusionen
eine Eisenstange gelegt hatte. Hiermit scheint übereinzustimmen,
dass Gleditsch auf verschiedenen, mit Mousselin bedeckten Melonenstücken
bei einem verschieden hohen Standorte ein ungleiches
Verhältniss der erzeugten Gebilde, Schimmel, Byssus, Tre-
mellen fand. Man könnte hierzu noch hinzusetzen, dass G ruit-
iiuisen in Infusionen von Eiter und Schleim ganz verschiedene
Infusionsthierchen gefunden haben will. Aus allen diesen Gründen
hat G. R. T beviranus die Schlussfolgen gezogen: dass in der
ganzen Natur eine stets wirksame, absolut indecomponible und
unzerstörbare (?) Materie vorhanden ist, wodurch alles Lebende
von dem Byssus bis zur Palme, und von dem punktähnlichen Infusionsthiere
bis zu den Meerungeheuern Leben besitzt, und welche,
unveränderlich ihrem Wesen, doch veränderlich ihrer Gestalt
nach, unaufhörlich ihre Formen wechselt, dass diese Materie
an sich -formlos und jeder Form des Lebens fähig ist, dass sie
nur durch den Einfluss äusserer Ursachen eine bestimmte Gestalt
erhält, nur bei der. fortdauernden Einwirkung jener Ursachen in
dieser verharrt, und eine, andere Form annimmt,- sobald andere
Kräfte auf sie wirken. Nach W risberg und Andern erzeugen
sich die Infusorien aus den sich ablösenden Partikeln der infundirten
Substanz selbst, welche sich allmählig-zu bewegen anfangen;
nach G ruithuisen erscheinen sie dagegen erst, wenn der Extra-
ctivstoff des infundirten Körpers von Wasser extrahirt worden,
in diesem. S chultze sagt: Nie habe ich in einem Aufgusse von
Blut, Milch oder Hirnsubstanz, ein Blutkügelchen, Milchkügelchen
oder Markkügelchen sich als Monade fortbewegen oder in eine