
gegen die Papille hin beim Pferde unbedeutend, beim Menschen,
nach W eber, nicht einmal weiter und öffnen sich in den
Löcherchen der Papillen. Gegen die Corticalsubstanz hin fahren
die Harnkanälchen aus den Bündeln (Ferrein’sehe Pyramiden),
welche die Malpighi’schen Pyramiden zusammensetzen, nach allen
Richtungen auseinander. Nur eine kleine Strecke setzen sich die
Büschel der gestreckten Kanälchen in die Corticalsubstanz fort,
indem diese Büschel von Harnkanälchen von aussen nach innen
immer mehr Harnkanälchen, gewunden in die Rindensubstanz,
abweichen lassen. Siehe J. Mueller a. a. O. Tab. XIV. Fig. 4.
vom Eichhörnchen. Die ganze Rindensubstanz besteht aus ;lau,ter
Windungen von Harnkanälchen, die ihren Durchmesser nun
nicht weiter verändern. Bei dem Pferde ist die Rindensubstanz
dünn und die Zahl der gewündenen Kanäle daher viel
geringer. Die Enden der gewundenen Harnkanälchen aufzufinden
ist, ungemein schwierig. Nach meinen Beobachtungen
an den Nieren des Eichhörnchens theilen sich zuletzt die Kanälchen
mehrfach, und hören mit nicht oder kaum angeschwollenen
Enden auf. , W eber fand beim Menschen bei mikroskopischen
Untersuchungen keine Enden der Harnkanälchen, sondern nur
Schleifen. Beim Pferde habe ich durch Injectionen der Harnkanälchen
vom Ureter aus mittelst der Luftpumpe ganz deutlich
ermittelt, dass diese Kanäle vielfach unter: einander anastomosi-
ren. Tab. XV. Fig. 2. Nach K rause’s Untersuchungen kommen
blinde Enden der Harnkanälchen und Anastomosen zugleich vor,
wie es auch bei den Samenkanälchen der Fall ist. Hiernach
verhalten sich also die gewundenen Harnkanälchen .durch ihre
Anastomosen gerade so, wie die gewundenen Samenkanälchen.
Um diese Kanälchen der-Rinde zu injiciren, muss man sich der
Hülfe der Luftpumpe bedienen, indem die' äussere Oberfläche der
Niere dem luftleeren Raum ausgesetzt ist,: und die Injectionsmasse
durch den; Druck der äussern Luft aus dem Ureter in die Harnkanälchen
bis auf die Oberfläche der Nieren hineingetrieben wird.
Diese Injectionsart, welche zu diesem Zweck H uschke zuerst angewendet
hat, gelingt nur bei dem Pferde vorzüglich. Was den
Durchmesser der Harnkanälchen betrifft, so betragen sie in der
Rinde der Nieren des Eichhörnchens, 0,00149 p. Z.,; sind also
ungefähr 3 bis 6 Mal so dick, als die feinsten Blutgefässe. Auf
der Oberfläche der Nieren des Pferdes betragen die Harnkanälchen
im injicirten Zustand 0,00137 bis 0,00182; in der Medul-
larsnbstanz betragen sie gegen die Mitte derselben schon beträchtlich
mehr, nämlich 0,00489, und gegen die Papillen hin 0,01305
p. Z. Nach E. H. W eber nehmen diese Kanäle, von ihren Win-,
düngen in der Rinde gegen das Mark und von dort bis an die
Papillen beim Menschen gar nicht einmal an Umfang zu. In
der Rindensubstanz betragen sie nach ihm 0,00180 p. Z. Durchmesser,
in den Pyramiden 0,00160 p. Z.., an der Papille 0,00100 p. Z.
Von ganz besonderem Interesse ist das Verhältniss der Blutgefässe
zu der Nierensubstänz, In der Rinde der Nieren bilden die Blutgefässe
die gewöhnlichen Capillargefässnetze, welche ausserordentlich
dicht sind, so dass der Durchmesser nur einige Mal kleiner ist>
als ihre Zwischenräume; sie betragen hier nach meinen Ausmessungen
0,00037 bis 0,00058 p. Z. Durchmesser. In der Rinde
zwischen den Harnkanälchen liegen die Malpighi’schen Körperchen,
grösser als die Harnkanälchen und eben noch mit blossen
Augen erkennbar; sie sind von Schumlansky viel zu klein abgebildet.
Sie messen nach meinen Beobachtungen 0,00700; nach
E . H. W eber 0,00666 bis 0,00883 p. Z. Diese Körperchen liegen
in bläschenförmigen Aushöhlungen des Zellgewebes zwischen
den Harnkanälchen und bestehen ganz aus Windungen von Blutgefässen.
Siehe Tab. XIV. Fig. 8 . 9. Merkwürdigerweise kommen
sie auch in den Nieren der mehrsten, vielleicht aller Wir-
belthiere vor; sie sind bei den Fröschen, Kröten, Salamandern,
Schildkröten, Vögeln, Säugethieren und Menschen aufgefunden.
Schumlaksky hatte die Hypothese eingeführt, dass diese
Glomeruli die Quelle der Harnabsonderung seyen, indem aus ihnen
die Harnkanälchen entsprängen. Diess hat sich bei näherer
Untersuchung als unrichtig gezeigt, wie sich aus H uschke’s und
meinen Beobachtungen ergiebt. Denn die Glomeruli seu Corpora
Malpighiana lassen sich nur von den Arterien aus injiciren,
werden aber nie. nach Injectionen der Harnkanälchen angefüllt.
H uschke hat überdiess beim Salamander beobachtet, dass das Blut-
gefässchen, welches in sie hineintritt, nach vielen Windungen
wieder aus denselben herausgeht. T iedemann Zeitschrift fü r Physiol.
4. Tab. 6 . Fig. 8 . ' Sie werden übrigens eben so leicht von den
A-rterien als von den Venen aus angefüllt, und sind überhaupt
blosse Receptacula des Bluts.
Die Quelle der Harnabsonderung sind die gewundenen Harnkanälchen
selbst, welche nicht bloss an ihren Enden, sondern an
der ganzen ungeheuren Oberfläche, welche ihre Windungen darbieten,
die in Harn verwandelten Theile des Bluts ausscheiden.
Sie sind überall von den feinsten Blutströmchen umgeben, indem
die Netze der Capillargefässe in ihren Zwischenräumen
überall hingehen und sie umweben. Die aufgelösten Theile dos
Blutes können durch die zarten Wände der Harnkanälchen durchdringen,
und bei diesem Durchdringen eine -chemische Veränderung
erleiden ,' oder die zersetzten Theile desselben angezogen
und ausgeschieden werden.
In der Marksubstanz verlaufen die Blutgefässe zwischen den
Harnkanälchen gestreckt gegen die Papillen hin, indem sie von
der Rinde kommen. Diese von den Arterien und Venen aus leicht
zu injicirenden Gefässe der Marksubstanz sind in früherer Zeit
von den Anatomen fälschlich für die von den Arterien aus injicirten
Bellini’schen Harnkanälchen gehalten worden, in welche
die in die Arterien injicirten Flüssigkeiten nicht übergehen. Jene
gestreckten Arterien und Venen werden gegen die Papillen der
Nieren hin, statt sich wie die Harnkanälchen zu erweitern, vielmehr
fein und bilden die gewöhnlichen Capillargefässnetze um
die Oeffnungen der Harnkanälchen. Beim Hunde betragen diese
gestreckten Arterien der Pyramiden 0,00175—0,00068 p. Z. im
Durchmesser, in der Nähe der Papillen, wo sie Netze bilden,
0,00042 p. Z.