
Ivraft verbundene Thätigkeit versetzt wird, und je mehr ein
Theil bei den Actionen anderen Organen etwas mittheilt, was er
selbst verliert, Wie es eben bei den Nervenactionen scheint und
je mehr endlich, ein Theil durch seine Action einen wesentlichen
materiellen Verlust für das Ganze, erzeugt, wie bei den verstärkten
Absonderungen, z. B. der Milch. Die augenblickliche Unwirksamkeit
der organischen Kraft nach der Thätigkeit, und ihre
allmählige Wiederherstellung bemerkt man selbst noch an abgeschnittenen
Theilen der Frösche, indem wahrscheinlich durch
Wechselwirkung des noch in ihnen enthaltenen Blutes und der
Luft mit den Organen sich die Reizbarkeit herstellt. So macht
der galvanische Reiz, auf abgeschnittene Froschschenkel wiederholt
applicirt, diese unwirksam, und die Reizbarkeit stellt sich
erst allmählig in der Zeit der Ruhe wieder her.
Wird ein Organ seltener in Thätigkeit gesetzt, so nimmt die
Fähigkeit für fernere, Actianen in der Ruhe nicht so zu, wie bei
einem gewissen Grade von Thätigkeit. Das Auge sieht, je mehr
es in Thätigkeit gesetzt wird, bei demselben Reize augenblicklich
schwächer; war es aber einige Zeit vollkommener Ruhe überlassen,
z. B. im Dunkeln, so werden nun zwar dié Eindrücke viel
lebhafter empfunden. Stärkt man das Auge nach dem früher
erörterten Gesetz durch abwechselnde Anstrengung und Ruhe all—
mählig, so wird es auch fähig zu grösseren Anstrengungen, ohne
so bald als früher erschöpft zu werden; lässt man das Äuge aber
lange Zeit in vollkommener Ruhe, so hat sich zwar wieder eine
grosse Empfindlichkeit, wie überhaupt nach der Ruhe, angesammelt,
aber die Lebenskraft ist in diesem Theile nun um so schwächer
geworden, je weniger er geübt worden, und ein plötzlicher
starker Lichteindruck vermag ein lange von dem Lichte entwöhntes
Auge selbst zu erblinden. Die Muskeln verlieren in langer
Rühe viel von ihrer Bewegkraft, wie sich z. B. die Fähigkeit
mancher Muskeln, als der Ohrmuskeln, verliert. Autenrieth
Phjsiol. 1. 1 0 4 .
Bisher ist die Veränderung der organischen Thätigkeit der
Thiere bloss im Allgemeinen betrachtet worden. Jetzt soll untersucht
werden, wie die äusseren Einflüsse auf Veränderung
derselben wirken. Nicht allein die äusseren Lebensreize, welche
das Leben unterhalten, veranlassen zu organischen Wirkungen.
Alles, was die materielle Zusammensetzung und das Gleichgewicht
der Vertheilung imponderahler Materiën in den organischen Thei-
leta stört, kann auch die Action der Organismen und Organe
verändern. Diese Veränderung nennt man Reaction, wenn sie
lebhaft ist; die Einwirkung, welche die Reaction von Seiten' des
Organismus hervorbringt, nennt man Reizung, Irritation, und die
verändernde Ursache R eh , Irritamentum. Die Reaction gegen
einen Reiz ist immer eine Lebenserscheinung, eine A'eusserung
einer organischen Eigenschaft’ des Organismus. Die Fähigkeit,
durch äussere Einwirkungen zu Kraftäusserungen bestimmt zu
werden, ist nicht den organischen und insbesondere thierischeu
Körpern allein eigen. Viele unorganische Körper entwickeln z. B.
Licht unter gewissen Bedingungen, z, B, beim Stoss, oder entGesetze
der thicrischen Reizbarkeit. 55
wickeln Wärme- Die Physiker machen es hierbei wahrschem-
dass das Licht oder die Wärme vorher in den Körpern
S u n d e n waren, und durch den äussern Einfluss frei werden.
Noch mehr könnte man die elastischen Körper hieher rechnen,
deren kleinste Theilchen so sehr einander anziehen, dass ein Versuch
zur Verschiebung mehrerer Theilchen oft auf alle zuruc -
wirkt, und dass durch die'Anziehungskräfte der Theilchen, zu
einander eine restitutio in integrum ,frf$gt, dm siclx unter dem
Phänomen der Elasticität und der Schallschwingungen aussert.
Allein kein unorganischer Körper zeigt sich so g eic ormig
desen Aeusserungen als die Organismen, die unter den verschiedenartigsten
Einwirkungen, welche die Zusammensetzung der
Theilchen sfören, immer das nämliche Phänomen, zud en i ein
Orean durch sein Leben befähigt wird, aussern. Diess rührt
wahrscheinlich von jener Grundeigenschaft der organischeni Ko -
per her, den Störungen ihrer Zusammensetzung das Gleichgewich
zu halten eine Kraft, die im gesunden Falle viel grosser ist als
die Ursache, welche die Zusammensetzung des organischen Körpers
stört. Jene Kraft, welche das Gleichgewicht in den ofgam
• sehen Theilen nach einer Störung derselben wiederhersteift, ist
dieselbe, welche einen Theil eigenthumlich durch die beständige
Ernährung und Wiedererzeugung erhält. Das ^ jiano? ? n»
ches bei der Herstellung des Gleichgewichtes
mengesetzt von der Veränderung des organischen T H “
eine äussere Ursache und von dem Stehendes °rSaRi* ^ e" £ £ h“
les zur restitutio in integrum, zur Wiederherstellung des Gleichgewichtes.
D utrochet behauptet, dass alle erregenden ^ac
L f den Organismus die gleiche Veränderung hervorbnngen dass
sie die Oxydation des ihnen ausgesetzten organischen Stoffes mo-
dificiren; nach ihm sollen die erregenden Ursachen gleichze ^
auf den Sauerstoff und auf den organischen Stoff .^ ir\ e"’• U"1
zu einer Verbindung zu bewegen. So ingeniös^ diese Ansicht ist,
so ist sie doch eine bis jetzt ganz S Ä f e f e
eben so wie D utrocret’s Folgerung,, dass die Excitabihtat eine
wirkliche Verbrennbarkeit sey. Diese soll in der .JuSen4
gross seyn, weil in dieser Lebensperiode er ryimsmu
hem Grade oxydirbar sey und nur wenig gebundenen Sauerstoff
besitze, im After dagegen sollen die Erregungsmitte w a
kung haben, weil die Tendenz zur Oxydation geringer ist ; und
zwar im Verhältnisse der Menge des schon gebundenen; Sauei-
stoffes. Alles diess ist hypothetisch. F rorief s iVohzen ■
Zu einer jeden Reizung eines organischen Thei es gehört n -
gend pine materielle Veränderung in demselben, le wir se
bei dem Reize <tes Lichtes auf das Auge voraussetzen müssen;
nämlich Licht scheint in die Zusammensetzung vieler Körper ein
zugehen, und bewirkt chemische Veränderungen, wie sic i an vie
len chemischen Präparaten und selbst an den Pflanzen zeigt, aus
denen es Sauerstoff entwickelt. Die nächste Veränderung, we c 1
ein Reiz hervorbringt, Ist durch die Natur .des Reizes und des
organischen Körpers, welcher gereizt wird, bedingt, z. ß. eine
Zusammendrückung, eine chemische Veränderung; allein n e a -