
Bei den einfacheren Thieren, wie den nackten Amphibien,
bilden die Lungen noch blosse Säcke mit inneren zelligen Vorsprüngen.
So sind auch die Riemen, die zweite Art des Athem-
organes-, eine grosse Vermehrung der Fläche im kleinen Raume;
aber hei den Kiemen ist die Vermehrung der athmenden Fläche
nach aussen vorspringend, bei den Lungen sackförmig oder nach
innen verzweigt. Auch an den Kiemen vertheilt sich das Blut'der
Kiemenarterien in eine ungeheuere Ausbreitung durch die Capillargefässnetze
aller Kiemenblätter und Blättchen, wovon jedes
seine kleine Arterie hat, die am Ende in eine kleine Vene umbiegt,
während zahlreiche capillarë Queranastomosen •zwischen
beiden in der Breite der Kiemenblättchen statt haben. Bei den
Frôsçhen und Salamandern kann man die Bewegung des Blutes
durch die Capillargefässe der sackförmigen Lungen unter dem
Mikroskope beobachten. Siehe die ''Abbildungen von Cowper
Phil. Trans, alridg. 5. 331. von den Lungen des Salamanders von
P révost und D umas in Magendie préc. élément, de physiöl. T. 2.
Die Zwischenräume der Strömchen sind ganz regelmässig zerstreute
Inselchen, wie ich sehe, und kaum grösser als die Strömchen
selbst. Noch deutlicher sieht man die Bewegung des Blutes
durch die Capillargefässe der Kiemen hei den Larven der Salamander.
B usconi délia circolazione délia larve delle Salam. aquat.
Pavia 1817. Amours des Salam. aquat. Milan 1821. Steinbuch
Analecten f . Naturkunde. Fiirth 1802. Am genauesten sind Marshall
H all’s Beobachtungen über den Kreislauf in den Lungen
der Salamander, Frösche und Kröten. A. critical and experimental
essay on the circulation o f the blood. London 1831. Tab. 5 — 8 .
Die Zweige der Lungenarterien und .Lungenvenen laufen hier
einander immer parallel, so dass in die Winkel der Arterienzweige
die Venenzweige, in die der Venenfcweige die Arterienzweige
èingreifen. An den Sclieidewändchen der Lungenzellen, die nach
dem Innern der Lunge vorspringen, verbreiten sich Arterienzweige
und Venenzwéige so, dass die Venenzweigelchen an dem
Innern Bande der Sclieidewändchen verlaufen. Die letzten Zweige
der Arterien und Venen enden plötzlich in ein Zwischennetz von
Capillargefässen, während in allen andern Organen die Verzweigung
der Gefässchen immer fortschreitet, und erst, un merklich
in das Capillargefässnetz übergeht. Auf diese Art sind die letzten
Zweige der Arterien und Venen überall siebförmig durchlöchert,
um das Blut der Çapillargefâsse abzugeben oder aufzunehmen.
Marshall H all’s naturgetreue Abbildungen sind von
ausserordentlichem Interesse, besonders Tab. fk»
Die Zerstörung der Capillargefässnetze der Lungenzellen und
der Lungenzellen selbst durch Entzündung, Eiterung, Entartungen,
hat zwei sehr wichtige Folgen, erstens die Verkleinerung
der athmenden Fläche, dessen Folge unvollkommene Ausbildung
des Blutes und zuletzt Abzehrung seyn kann; zweitens Verkleinerung
und Verhinderung der Bluthahn, welche das Blut nehmen
muss, wenn es vom rechten zum linken Herzen, und so in den
ganzen übrigen Körper gelangen , soll. Bei den warmblütigen
Thieren, wo alles Blut die Capillargefässnetze der Lungen passiren
muss, um in die Bahn des grossen Kreislaufes zu gelangen,
muss jede Verkleinerung dieses Capillargefässnetzes der Lungen
durch Zerstörung ein Hinderniss im Kreisläufe des Blutes überhaupt
bewirken, und bei den Lungenkranken müssen Anstrengungen
des Herzens, Neigung zur Blutanhäufung in den Lungen, und
Disposition zur Lungenentzündung und fieberhafte Aufregung etwas
Gewöhnliches seyn. Jedes andere Organ kann ganz zerstört
&eyn, ohne dass der Blutlauf in den übrigen gehemmt wird, aber
die Zerstörung der Lungen ist .ein allgemeines Hinderniss des
Kreislaufes, woraus die Warnung hervorgeht, dass die Lungenkranken
Alles zu vermeiden haben, was noch mehr Hinderniss
und Aufregung in dem- Kreisläufe verursacht. Es lässt sich auch
hieraus erklären, warum grosse Zerstörungen anderer Thetle,
wenn sie nur ohne beständigen Säfteverlust sind, nicht immer
Fieber erregen , dagegen die Zerstörungen der Lungen so leicht
mit hektischem Fieber verbunden sind. Desorganisationen in anderen
Theilen bewirken vorzugsweise nur örtliche Hindernisse
der Circulation, z. B. Stockungen des Blutes und Austritt von
Blutwasser in den örtlichen Wassersüchten, in der Bauchwassersucht
nach Desorganisation der Leber etc., ein Ausgang in Was-
serergiessung, der bei Lungenzerstörungen verhältnissmässig seltener
"ist. Wenn die Capillargefässe der Lungen dutch fremde
Stoffe verstopft werden, die in den Kreislauf gelangt sind, wie
durch Oel, Schleim, metallisches Quecksilber, Kohlenpulver, Schwefelpulver,
die in Venen injicirt worden, so ist der Tod unvermeidlich,
und folgt sehr schnell, wie Gaspard gezeigt hat.
Die Isolation der Blutbahn der Lungen von der Blutbahn
des übrigen Körpers würde vollständig seyn, wenn nicht die
Bronchiaiarterien mit den feineren Zweigen der Lungenarterie
communicirten. Bei Verengerungen der Art. pulm. und ihrer
Aeste werden diese Verbindungen stärker. Horen die chemischen
Veränderungen des Blutes in den Lungen auf durch Unterbrechung
der Athembewegungen oder durch Athmen irrespirabler
Gasarten, so fliesst kein hellrothes, sondern dunkelrothes Blut
von den Lungen zurück,'
b. Grosse Blutbahn des KSrp ers..
Aus den Lungenvene-n tritt das arteriell oder- hellroth gewordene
Blut in den linken Vorhof, und der sogenannte grosse
Kreislauf oder richtiger derjenige Tneil der Blutbahn, welchen
das Blut im ganzen Körper mit Ausnahme der Lungen beim ganzen
Kreisläufe beschreibt, beginnt nun, um das arterielle Blut in
die Arterien, sofort in die Capillargefässe des Körpers, und, hieF
venös oder dunkelroth geworden, in die Körpervenen und endlich
zum rechten Herzen zurückzuführen. Wenn sich der linke
Vorhof (gleichzeitig mit dem rechten) erweitert, stürzt das Blut
der Lungenvenen in den linken Vorhof, und zum Theil schön in
die linke Kammer, sobald diese' erschlafft. Die Contraction dieses.
Vorhofes treibt das Blut in die erweiterte Kammer, die nun bis
auf ihren höchsten Punkt gefüllt ist. Bei der nun folgenden Con