
sie noch weniger in den grösstentheils ganz gleichförmigen Nervenfasern,
sondern nur Unebenheiten der Oberfläche und ebenso
wenig in den Zellgewebefasern und seimigen Fasern. Nur wenn
inan bei dem Schimmer des Sonnenlichtes oder mit schlechten
Instrumenten, oder bei der Stellung des Objectes ausser dem
Focus bei gleichzeitiger Beschattung öbservirt, sieht man, in allen
Geweben leicht Kügelchen, die man aber nicht von Unebenheiten
der Oberfläche unterscheiden kann, Mikroskopische Abbildungen
können durch Aufnahme dieser Zufälligkeiten nur fehlerhaft
werden.
Die Blutkörperchen des Frosches sind nach meinen Untersuchungen
5 — 8 Mal grösser als die Primitivfasern seiner Muskeln.
Die Blutkörperchen des Kaninchens sind 5•— 6 Mal grösser
als die Primitivfasern der Muskeln, die perlschnurartig aussehen,
wenn sie nach 14tägiger Maceration in der Kälte sichtbar geworden
sind. Die Primitivfasern der Nerven, welche dicker sind,- als die
der Muskelfasern, stimmen auch nicht mit den Verhältnissen der
Blutkörper und ihrer Kerne überein. - Zudem sind die Kerne
der Blutkörperchen, wie ich gezeigt habe, gar keine Kügelchen
bei den Amphibien, sondern elliptisch und beim Salamander sogar
platt; wie können daraus die Primitivfasern der Muskeln und
Nerven entstehen?
Die Capillargefässe verbreiten sich zuletzt nicht mehr auf
den Primitivfasern der 'Muskeln, des Zellgewebes u. s. w., dazu
sind diese zu klein, sie sind ja dünner als die Capillargefässe
von 0,00020 — 0,00050 P. Z. Durchmesser. Der Stoffwechsel
kann daher nur durch die Capillargefässwände hindurch geschehen.
Diese Ernährung durch die Capillargefässwände hindurch
geschieht aus aufgelösten Theilendes Blutes, während die unaufgelösten
Blutkörperchen sichtbar aus den Arterien in die Venen
übergehen. Die wichtigsten Materiale der Ernährung sind offenbar
das Eiweiss und der aufgelöste Faserstoff. Ein Theil derselben
kann die Wände der Capillargefässe durchdringen, sie
tränken die Partikeln der Gewebe, und die Lymphgefässe führen
die zur Ernährung überflüssigen Theile des in die Partikeln
der Organe eindringenden aufgelösten Faserstoffs und Eiweisses
aus den Geweben wieder ab, ins Blut. Hier ist nun von Wichtigkeit,
zu wissen, dass die Capillargefässe selbst noch Wandungen
haben, was pag. 216. bewiesen worden. Nichts kann zu
den Organtheilen aus dem Blute und von jenen ins Blut, ohne
im aufgelösten Zustande die Capillargefässe zu durchdringen.
Die auf den ersten Blick zur Erklärung der Ernährung leichtere
Vorstellung, dass das Blut in den Capillargefässen nur in Aushöhlungen
der Substanz fliesse, zeigt sich bei näherer Untersuchung
unstatthaft. Dagegen sind die für Aufgelöstes durchdringlichen
Wände, der Capillargefässe auch kein Hinderniss
für die Anziehung der aufgelösten Theile des Blutes. Die Ernährung
geschieht nun, indem die kleinen Partikeln der Organe
in den Maschen der Capillargefässnetze die aufgelösten Theile
des Blutes anziehen und auch wohl Stoffe an das Blut abgeben.
WiLBßAüD’s Ideen von der Metamorphose des Blutes in den kleinen
Gefässen sind gewiss ohne den Gebrauch des Mikroskops
entstanden.
Ob der rothe Farbestoff der Blutkörperchen auch an Organe,
die Farbestoff zu enthalten -scheinen, wie die Muskeln, etwas abgebe,
indem davon etwas aufgelöst wird, oder ob die Muskeln
den Stoff, der sich an der Luft stärker röthet, selbst bilden, ist
ungewiss. Jedenfalls sind die Blutkörperchen selbst als ganze
Körperchen keine Materiale der Ernährung durch Aggregation
derselben. Sie gehen beständig aus den Arterien in die Venen
über. Ihre Wirkung in der thierischen Oekonomie ist gewiss
äusserst wichtig, sie erleiden die beim Athmen stattfindende Veränderung,
sie werden beim Durchgänge durch die Capillargefässe
des Körpers wieder dunkelroth. Sie sind hier in einer Wechselwirkung
mit den Partikeln der Organe, welche sie dunkelroth
macht, während die Blutkörperchen doch nur an den Organ-
theilchen vorübergehen. Sie erleiden bei jedem Circuitus innerhalb
3 Min. (p. 186.) ein Mal die hellrothe Färbung in den Lungen,
ein Mal die dunkelrothe in den Capillargefässen des Körpers,
sie werden in 24 Stunden circa 480 Mal hellroth und dunkelroth.
Sie üben im hellrothen Zustande auf die Organe, und namentlich
auf die,Nerven, einen zum Leben nothwendigen R.eiz aus.
Dieser Reiz ist aber von der Zuführung neuen Stoffes durch die
Ernährung ganz verschieden. D utkochet glaubte, dass sie elektrische
Strömungen bewirken; das 3. Capitel der Lehre vom
Blute (pag. 140.) war der empirischen Untersuchung dieser Hypothese
bestimmt.
In der Ernährung wiederholt sich das Grundgesetz der organischen
Assimilation. Jedes Organtheilchen zieht ähnliche Theil-'
chen aus dem Blute an, und wandelt sie so um, dass sie des Le-
Bensprincips des Organes selbst tbeilbaftig werden. Der Nerve
Bildet Nerven-, der Muskel Muskelsubstanz, selbst die organisirten
pathologischen Produkte assimiliren. Die Häutwarze vergrössert
sich, das Geschwür ernährt seinen Boden, seine Ränder auf die
für. eine bestimmte Lebensart und Absonderung nöthige Weise,
und die Umwandlung der Nahrungsmateriale in ein krankhaft pro-
ducirendes Organ kann zum Ruin des Ganzen werden.
Die näheren Bestandteile der Organe sind zum Theil schon
im Blute vorhanden, das Eiweiss, das in so vielen Theilen, wie
im Gehirne und in den Drüsen, in der Zusammensetzung so vieler
anderen Gebilde im mehr oder weniger modificirten Zustande
Vorkömmt, ist in dem Blute schon vorhanden, der Faserstoff der
Muskeln und muskulösen Theile ist die gerinnbare, im Blute und
in der Lymphe aufgelöste Materie, das stickstofflose Fett findet
sich im freien Zustande in dem Chylus, das Stickstoff- und phosphorhaltige
Fett des Gehirns, der Nerven, ist im Blute schon
vorhanden, und mit dem Faserstoffe, Eiweiss und Cruorin gebunden.
Das Eisen der Häare, des schwarzen Pigmentes und der
Crystalllinse findet sich schon im Blute vor, die Kieselerde und
das Mangan der Haare, das Fluorcalcium der Knochen und Zähne
sind, wegen ihrer geringen Menge vielleicht, im Blute noch nicht
entdeckt worden. Diese Materien werden von den Partikeln der
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