
beivirken in der neutralen Verdauungsflüssigkeit keinen Niederschlag,
wohl aber in der sauren; das Verdauungsprincip wird aber
nicht dabei gefallt, denn die Flüssigkeit behalt ihre verdauende
Kraft. Sublimat bewirkt sowohl in der säuern als in der neutralen
Verdauungsflüssigkeit einen Niederschlag. Gerbestoff fällt,
Weingeist und Siedhitze bewirken eine Trübung und heben
die verdauende Kraft auf. Die Lösungsmittel des Verdauun^s-
princips sind Wasser, verdünnte Salzsäure und Essigsäure.
Diese Reactionen und zugleich das eigenthümliche Verhalten
zum KäsestofF, den- das Verdauungsprincip als einen in Wasser
unlöslichen Körper niederschlägt, stellen jenen StofF /als
eigenthüinlich dar, so dass, wenn auch noch keine reine Darstellung
des Stoffes bis jetzt möglich ist, doch der Name. Verdauungsprincip,
Pepsin , auch in dieser Beziehung gerechtfertigt wird. Das
Verhalten des Verdauungsprincips zum- Käsestoff Verdient noch
eine nähere Erwähnung. Bebzeliüs zeigte bereits, dass das Laab
des Kälbermagens, auch wenn alle Spuren der Säure daraus durch
Waschen entfernt sind, doch noch die Milch zum Gerinnen
bringt. Man weiss ferner, dass die Gerinnung des KäsestofFs von
Laab eigentümlich ist, indem der auf diese Weise geronnene
KäsestofF in Wasser unlöslich ist, während sich das Coagulum
von Säure und Weingeist in Wasser wieder auflöst, das Coagulum
von Säure auch schon in mehr Säure wieder auflöst. Man
kennt nun diess eigenthümliche, die Milch gerinnen machende
Princip des Laabs in dem Verdauungsprincipe. Setzt man nach
Schwann Verdauttngsflüssigkeit in äusserst geringer Quantität zur
Milch und erwärmt sie ein wenig, so sondert sich bald der geronnene
Käsestoff ab ; derselbe Beobachter hat gezeigt, dass das
Verdauungsprincip auch im neutralen Zustande den Käsestoff fällt.
Zur Gerinnung der Milch in der Wärme sind mehr als 0,42 Proc.
erforderlich, 0,83 Proc. Bringen sie schon zur Gerinnung. Durch
die Siedhitze verliert die Verdauungsflüssigkeit die Fähigkeit, die
Milch zum Gerinnen zu bringen, daher die Salze der Verdäuungs-
flüssigkeit keinep Antheil an der Wirkung haben können. Durch
das Verhalten des Verdauungsprincips zur Milch wird die Milch zum
Reagens für das Verdauungsprincip, wenn nämlich eine neutrale
Flüssigkeit die Gerinnung der Milch bewirkt, schnell aufgekocht
aber diese Fähigkeit verliert, so kann man schliessen, .dass die
Flüssigkeit Verdauungsprincip enthält. Schwann a. a. O. p. 130.
Durch diese Reaction hat Schwann nachgewiesen, dass das hier
betrachtete Verdauungsprincip auch wirklich im Magen vörkommt.
Er theilte den Mageninhalt eines unmittelbar nach der Gebürt
gestorbenen Kaninchens in zwei Theile," kochte den einen und
setzte zu beiden Milch. 'Bei gelindem Erwärmen gerann dieselbe
in dem ungekochten, nicht .aber in dem gekochten .Mägensaft.
Einige Nahrungsstoffe werden nicht von dem Verdauungsprincipe,
sondern entweder vorzugsweise von den Säuren oder Unter
Mitwirkung einer andern organischen Materie aufgelöst. Die
vom Verdauungsprincipe leicht löslichen sind Faserstoff, Muskelfleisch,
geronnenes EiweisSi Der gewonnene Käsestoff aber und
Thierleim, Kleber scheinen nach Schwank’» Versuchen nicht durch
das Verdauungsprincip aufgelöst zu werden. Denn wenn dieselben
einzeln mit verdünnten Säuren und mit verdünnter Verdauungsflüssigkeit
digerirt wurden, so wurde kein Unterschied be-
merklich. Dagegen stimmten die Reactionen der Filtrate dieser
mit blossen verdünnten Säuren behandelten mit denen von Tiede-
mann und Gmelin bei der natürlichen Verdauung gefundenen
(mit Ausnahme des Stärkemehls) überein. Leim verlor seine Gerinnbarkeit,
Jodtinctur brachte in der sauren Auflösung von Kleber
eine Fällung, aber keine Farbenveränderung hervor. Zur
Erklärung der Verdauung des Stärkemehls reicht die Säure nicht
hin. Nach Tiedemann’s und Gmelin’s Beobachtung Avird dasselbe
durch die natürliche Verdauung in Stärkegummi und Zucker verwandelt.
Indessen bildet sich durch Digestion des Stärkemehls
mit verdünnten Säuren kein Zucker, auch nicht, wenn Verdauungsflüssigkeit
zugesetzt Avird. Dagegen wird nach Leuchs das
Stärkemehl durch den Speichel in Zucker verwandelt, was Schwann
bestätigt fand. Wurde sauer gemachter Speichel mit gekochtem
Stärkmehl 24 Stunden digerirt und dann filtrirt, so brachte Jod
darin keine Farbenveränderung mehr hervor. Aus dem neutra-
lisirten und abgedampften Filtrate Hess sich durch Weingeist eine
ansehnliche Quantität Zucker ausziehen,. der sich sowohl durch
seinen Geschmack als .dadurch, dass er mit Hefe in Gährung überging,
zu erkennen gab. Was der Weingeist nicht auflöste, war
der Speichelstoff des Speichels theils verändertes, dem Gummi
ähnliches Stärkemehl, welches nicht auf Jod reagirte.
Da die Wirksamkeit des Verdauungsprincips von der freien
Säure abhängt, so ist es einsichtlich, wie eine salzhaltige neutrale
Verdauungsflüssigkeit durch Zersetzung der Salze mittelst der
galvanischen Elektricität wieder für die künstliche Verdauung
wirksam werden könne, wie diess in der That von Purkinje beobachtet
ist. Am positiven Pole erzeugt sich nämlich aus den
zersetzten Salzen freie Säure.
Man hat angenommen, da^s die Elektricität sogar fähig sei,
die Wirkung des Nervus vagus bei der Verdauung zu ersetzen.
Nach der Durchschneidung des Nervus vagus auf beiden Seiten
hört die Verdauung grösstentheils auf. Vergl. oben pag. 347.
Blainville sah bei Tauben, dass die Wicken, die sie genossen,
nach jener Operation in ihrem Kropfe unverändert geblieben,
.und dass ihre Chymification ganz aufgehoben war. Diesen Erfolg
haben auch Legallois, Dupuy, Wilson Philip, Clarke,
Abel, Hastings gehabt. Dagegen sahen Broughton, Magendie,
Leuret und Lassaigne die Verdauung nach der Durchschneidung
des N. vagus fortdauern. Mayer (Tiedemann’s Zeitschrift. 2. 1.)
beobachtete auch noch einige Fortdauer der Verdauung und
saure Reaction des Chymus wenigstens bei den Kaninchen. Brächet
(recherches sur les fonct. du syst, gangl. Paris 1830.) sah die
Speisen, wo sie die Magenwände berühren, in allen Versuchen
durch Chymification verändert. Da sich bei Säugethieren wegen
des meist bald erfolgenden Todes nicht mit voller Sicherheit über
diesen Gegenstand entscheiden lässt, so habe ich mit Herrn Dr.
Dieckhof mehrere Versuche an Vögeln, namentlich Gänsen, an