
men unbeweglich, die Gesichtsmuskeln sind auf dieser Seite endlich
atrophisch geworden. Die Sensibilität fehlt bei diesem Manne
in den gelähmten Theilen r\icht. Der N. facialis wurde bei der
Exstirpation einer Geschwulst vor dem Ohre getheilt. Derselbe
Erfolg. Bell in Magendie’s Journal. T. X. p. 7.
Bell hatte geglaubt, verschiedene Muskeln des Gesichts, z. B.
der Lippen, der Schnauze, könnten in Hinsicht der physio-
gnomischen Bewegungen gelähmt seyn, während die Kaubewegungen
dieser Muskeln fortdauern, und umgekehrt, und leitete
diess davon ab, dass diese Muskeln Aeste vom N. infraorbitalis
und vom facialis erhielten. Der N. infraorbitalis hat indess keine
Spur von motorischer Kraft, und die Muskeln sind nach Lähmung
des N. facialis für jede Art der Bewegung gelähmt, ausser
den eigentlichen Kaumuskeln; die aber dem N. facialis überhaupt
nicht unterworfen sind, sondern von der motorischen Portio mi-
nör des N. trigeminus abhängen.
Bisher haben wir den N. facialis als motorischen Nerven betrachtet,
als welchen ihn Bell ans-ah, so dass er diesen Nerven
tür allein motorisch und nicht für sensibel hielt. Er ist aber bei
seiner Bewegungskraft zugleich sehr sensibel.
Schoeps sah die Section des N. facialis beim Kaninchen
schmerzlos, bei der Katze, aber sehr schmerzhaft; Allein hier
muss sich- Schoeps geirrt haben, denn die Durchschneidung des
N. facialis ist nach meinen Versuchen an Kaninchen überaus
schmerzhaft, so dass die Thiere sehr schreien,r-.wenn der Nerve
durchschnitten wird. Auch Magen,die fand die Section des N.
facialis mehr oder minder schmerzhaft. Mayo bemerkte eine geringe
Sensibilität am N. facialis des Esels, eine sehr ausgezeichnete
dagegen beim Pferd, Hund, Katze. Auch Bäcker fand die
Section bei Katzen durchaus schmerzhaft. 1. c. p, 64. Eben
so E schricht. Ob nun aber die-sensiblen Fasern des'N. facialis
ihm selbst von seinem Ursprung an eigenthümlich, oder ob er
sie von seinen zahlreichen Verbindungen mit dem N. trigeminus
(nämlich mit dem N. temporalis* superficialis.,!, subcutaneus. malae,
infraorbitalis, mentalis) her hat; ist eine-.ändere Frage. Diese
Frage halte Eschricht zum Vortheil der letztem Ansicht entschieden.
E schricht durchscbnitt iden'Nv trigeminus in der Schädel-
höble; der N. facialis war hierauf noch, schmerzhaft, ln einem
zweiten Versuche durchscbnitt er den linken N- trigeminus; der
N. facialis hatte keine Empfindung mehr1, während er auf der
gesunden Seite noch Empfindung hatte; In einem dritten Versuche
durchscbnitt E schricht den N. trigeminus sinistel-, und bemerkte
am vorderen Theil des N. facialis sinister keine Empfindung,
wohl aber am hinteren Theil des N- facialis unter dem
äussern Gehörgange. Hieraus und aus einem ähnlichen Versuch
schloss E schricht, dass der N. facialis; nach Durchschneidung des
N. trigeminus in seinem vordem TheiJje unempfindlich werde,
in seinem hintern Theile aber die Empfindung behalte. Dass
die Verbindung mehrerer Zweige des N. facialis mit Zweigen des
N. infraorbitalis nicht dem N. facialis die Empfindung nach rückwärts
'mittheilep beweist ein ganz guter, einfacher Versuch beim
Hunde von Gaedechens, der nach Durchschneidung der Aeste des
N. facialis, die sich mit dem N. infraorbitalis verbinden, diesen noch
ganz empfindlich fand. Derselbe durchschnitt ferner beim Hunde
einen ansehnlichen Ast des N. facialis, der sich mit dem N. infraorbitalis
verband; dieser Ast war an dem Stück, welches vom
N. facialis getrennt war, unempfindlich, hatte also seine Empfindung
nicht vom N. ihfraorbitalis, mit dem er noch zusammen-
hing, sondern vom N. facialis selbst, oder von Verbindungen des
N, facialis mit Aesten des N. trigeminus, die viel weiter nach
hinten liegen, wie z. B. vom N. temporalis superficialis, der sieb
‘mit dem N. facialis schon vor und unter dem äussern Ohr
verbindet. .
P So viel ist aus den Versuchen von Eschricht gewiss, dass
dör N. facialis nicht alle Empfindungsfasern vom N. trigeminus
hat. ' Diess haben Einige dadurch zu erklären gesucht, dass der
N. facialis seihst durch verschiedene Wurzeln zweierlei Fasern
enthalte und unter die gemischten Nerven gehöre. Man hat die
Portio intermediä Wrisbergi an der Wurzel des N. facialis in
diesem Sinne betrachtet, und die Anschwellung am Knie des N.
facialis für ein Ganglion eines Empfindungsnerven angesehen.
Gaedechens nervi facialis physiologia etpathologia. Heidelb. 1832. Indessen,
die Anschwellung des Nervus facialis am Knie desselben
wird.' an der Zutrittsstelle Von Zweigen, die mit dem N. sympa-
thicus Zusammenhängen, auf ähnliche Weise wie das Ganglion
•spiienopalatinum am zweiten Ast des trigeminus gebildet. Zum
Knie des Facialis treten der N. petrosus superficialis major, minor
und der von Bidder entdeckte petrosus superficialis tertius.
•Siehe' Mueller’s Archiv. 1837. Jahresbericht XXVI. Die blosse
Existenz der portio intermediä Wrisbergi beweist noch nicht
eine sensorielle besondere Wurzel', dazu gehört notbwendig ein
iLnöten an diesem Theile der Wurzel: denn wollte man jedes
‘Würzölbündel eines Nerven für eine Wurzel eigener Art halten,
so ’würde man dem N. accessorius mehrere, sogar viele Functionen,
dem N. hypoglossus in vielen Fällen zwei, dem N.' olfacto-
rjus drei Functionen zutheilen müssen.
Wir werden daher darauf angewiesen, anzunehmen, dass der
N. faeiälis entweder an seinem Ursprünge noch durchaus einfach
und bloss-motorisch ist, oder dass er sensible Fäden schon
Vom Gehirn an enthält, ohne eine besondere sensible Wurzel zu
haben. Die letztere Annahme ist nicht notbwendig. Es lässt sich
sogar mit Bestimmtheit die Quelle anzejgen, woher der Rest von Empfindlichkeit
kommt, welchen der N. facialis unter dem äussern
Gehörgang noch bat, selbst dann, wenn der N. trigeminus mi
Stamme durchschnitten worden Ist. Diess ist nämlich eine Verbindung
eines Zweiges des N. vagus mit dem Stamme des N. facialis
im Fallopischen Kanal, eine Verbindung, die beim Menschen
sowohl, als bei Thiereu vörkömmt. Diese merkwürdige Zusammensetzung
des N. facialis, weiche Alles vollkommen ei Klärt, ist
zuerst beim Menschen von Comparetti [de aure interna. Palavu
1789. p. 109. 133.) entdeckt und auch von Cuvier beim Kalb
beschrieben worden. Vcrgl. Anat., übers, von Meckel. 2. p. 227.