
phaten. Die Galle enthielt viel Pikromel, woran die Galle der
Herhivoren reich ist, das man aber seitdem auch in der Galle
von Fleischfressern entdeckt hat. Die Excremente enthielten sehr
wenig Stickstoff, dessen sie sonst viel enthalten. Um auszumit-
teln, Oh diese Wirkungen dem Zucker eigentümlich sind, oder
nur von seinem Stickstoffmangel herrührt, fütterte Magendie
Hunde mit Olivenöl und Wasser. Während 15 Tagen befanden
sie sich wohl. ' Darauf traten mit Ausnahme der Uleeration der
Cornea dieselben Phänomene wie bei den mit Zucker gefütterten
ein, und der Tod erfolgte am 36. Tage. Urin, Galle verhielten
sich gleichwie in den vorhergehenden Versuchen. Hunde mit
Gummi gefüttert, was mit anderen Mitteln zusammen sehr nahrhaftist,
aber keinen Stickstoff enthält, zeigen dieselben Phänomene.
Eine blosse Nahrung von Butter ertrug ein Hund' sehr wohl 14
Tage lang, darauf wurde er mager und schwach, und starb am
36. Tage, obgleich er am 32. Tage Fleisch erhalten hatte. Das
eine Auge ulcerirte, Urin und Galle verhielten sich wie in den
früheren Versuchen. Magendie überzeugte sich durch andere Versuche,
dass gleichwohl Zucker, Gummi und Oel verdaut wurden
und Chylus bildeten, dass also der Chylus nur keine nährenden Eigenschaften
hatte. Diesen Versuchen kann man die Bemerkung
hinzufügen, dass in Dänemark Verurtheilung zu Brot und Wasser
auf 4 Wochen mit der Todesstrafe gleicbgesetzt wird, und
dass Staek.’s Versuche an sich selbst mit Monate langer Zuckerkost
seinen Tod bewirkten, nachdem er äusserst schwach und
gedunsen, rothe Flecke im Gesicht bekommen hatte, welche
drohten in Geschwüre aufzubrechen. Durch diese Versuche hat
Magendie auch einiges Licht auf die Ursachen und die Behandlung
der Gicht und des Harngrieses geworfen. Die von diesen
Krankheiten befallenen Personen sind meist wohllehende Fleischesser;
die meisten Harnsteine, der Harngries, die Gichtknoten
und der Schweiss der Gichtischen enthalten Harnsäure, eine Substanz,
die sehr reich an Stickstoff ist. Durch Verminderung der
stickstoffhaltigen Nahrungsmittel kann man daher wohl der Gicht
und der Bildung des Harngrieses zuvorkommen und sie mit Erfolg
behandeln.
T iedemann und Gmelin haben Magendie’s Versuche bestätigt.
Sie fütterten verschiedene Gänse, die eine mit Zucker, die andere
mit Gummi, die dritte mit Stärke-,-. alle erhielten zugleich
Wasser. Die Gänse nahmen hierbei beständig än Gewicht
ah. Die mit Gummi gefütterte starb den 16., die mit Zucker
den 22. und die mit Stärke den 24., eine andere den 27. Tag,
nachdem sie -g- bis ■)- ihres Gewichts verloren hatten. Indessen
starb eine Gans, die mit gekochtem und zerhacktem Eiweiss gefüttert
wurde; trotz der stickstoffreichen Nahrung und des Appetits
der Gans, ausgehungert am 46. Tage, nachdem sie fast ]- des
Gewichts verloren hatte. -
■ Diese Versuche würden wie die von Magendie sehr beweisend
seyn, wenn man bei demselben Thiere mit verschiedenen
stickstofflosen Substanzen in der Nahrung abgewechselt hätte.
Denn da, wie sich auch aus den folgenden Versuchen von Magenuie
ergiebt, das unausgesetzte Darreichen einer stickstoffhaltigen Substanz
ohne Abwechselung mit anderen stickstoffhaltigen Mitteln
die Theire in manchen Fällen auch nicht erhalten hat, so sind
jene Versuche noch nicht ganz conclusiv. Vergl. Londe, F bo-
biep’s Not. B. 13. Nr. 10.
Ueber die Fähigkeit verschiedener Substanzen, zu nähren, hat
Magendie noch folgende Versuche angestellt: 1. Ein Hund, welcher
Weissbrot, Weitzen und Wasser zur Nahrung erhielt, lebte
nicht über 50 Tage. 2. Ein anderer Hund, der dagegen bloss
Kommissbrot bekam, erhielt seine Gesundheit sehr wohl. 3. Kaninchen
und Meerschweinchen mit einer von folgenden Substanzen:
Weitzen, Hafer,'Gerste, Kohl, gelbe Hüben, gefüttert, starben
mit vollkommener Inanition nach 15 Tagen ah. Mit denselben
Substanzen zugleich oder nach einander gefüttert, lebten sie
ganz ohne Nachtheil. 4. Ein Esel, der mit trocknem und später
mit gekochtem Reis gefüttert wurde, lebtte nur 15 Tage. Ein
Hahn d agegen lebte von gekochtem Reis, ohne Nachtheil, mehrere
Monate. , 5. Hunde, bloss mit Käse oder bloss mit harten
Eiern - gefüttert, lebten lange, aber sie wurden schwach und mager,
verloren die Haare. 6 . Muskelfleisch vertragen die Nagethiere
sehr lange. 7. Wenn man ein Thier eine Zeit lang mit einer
Nahrung füttert, von der allein es zuletzt umkommen müsste, so
wird es durch Herstellung seiner gewöhnlichen Nahrung nicht
mehr gerettet. Das Thier frisst zwar mit Begierde, doch sein
Tod erfolgt zur selben Zeit, als wenn es mit der ersten Nahrung
fortgefüttert worden wäre. Nach Allem diesem scheint-die Verschiedenheit
und Mannigfaltigkeit der Nahrungsmittel eine Hauptregel
zur Erhaltung der Gesundheit zu seyn.
P boüt reducirt alle Nahrungsmittel der höheren Thiere auf
3 Klassen: Saccharina (Zucker, Slärke, Gummi u. s. w.)
Oleosa (Oel und Fett), Albuminosa (animalische Materien und
vegetabilischer Gluten)., Das Folgende enthält einen Auszug der
Ansichten von P kout, welchen E lliotson in seiner Uehersetzung
von Blumenbach’s Physiologie aus einem ungedruckten Werke von
P bout über die Verdauung, und daraus H. Mayo in Outlines o f
human pliysiology. 3. ed. London 1833. pag. 152, mitgetheilt haben.
„Durch die Beobachtung, dass die Milch als der einzige Stoff, der
fertig gebildet und von der Natur als Nahrung bestimmt, im Wesentlichen
aus drei Substanzen zusammengesetzt ist, nämlich aus
Zuckerstoff,,' Oelstoff und Käsestoff oder einer dem Eiweiss verwandten
Materie, ward ich nach und nach zu dem Schluss veranlasst,
dass alle Nahrungsstoffe bei dem Menschen und den höheren
Thieren auf diese drei allgemeinen Quellen reducirt werden könnten.
Desshalb beschloss ich, sie zuerst einer strengen Prüfung zu
unterwerfen, und, wo möglich, ihre allgemeinen Beziehungen und
Analogieën zu erforschen. Die charakteristische Eigentümlichkeit
von zuckerhaltigen Körpern besteht darin, dass sie einfach aus
Kohlenstoff mit Sauerstoff und Wasserstoff in dem Verhältniss, worin
diese Wasser bilden, zusammengesetzt sind; die Proportionen von
Kohlenstoff wechseln in verschiedenen Beispielen von ungefähr 30
bis 50 Proc, Die beiden anderen Klassen bestehen aus zusam