
nommen. Bei mehrern Säugethieren kommen übrigens besondere
Drüsen im Magen vor, wie die grosse Drüse des Bibers, deren
Saft wahrscheinlich zur Auflösung der Rinden bestimmt ist; ähnliche
Drüsen finden sich in der Portio cardiaca des Magens bei
Myoxus, Halmaturus, Phascolomys, u. a. ; , und es gehört hierher
ebenfalls der Proventriculus der Vögel, zwischen dessen innerer
Haut und Muskelhaut sich eine ganze Schicht blindarmförmiger
Drüsen mit gesonderten Mündungen befindet. Diese Drüsen sind
hier einfache,, aggregirte selten Haufen zusammengesetzter Blind-
d'armchen. Siehe darüber H ome lectures on comparatioe anatomy.
T. II. und J. Mueller de penit. gland. struct. Die erste genauere
chemische Untersuchung des Magensaftes ist von P rout philos.
Transact. 1824. /?. 1. Er zeigte, dass sich im Magensaft des Kaninchens,
Hasen, Pferdes, Kalbes, Hundes freie Chlor wasserstoffsäure,
(Salzsäure) befindet, auch hat er wie Children (Ann. o f
philos. Jul. 1824.) Salzsäure in der von Dyspeptischen erbrochenen
Flüssigkeit gefunden. Auch P revost und L e R oyer (Fro-
riep’s Not. 9. 194,), bestätigten die Salzsäure im Magensaft. L ehret
und L assaigne haben diese geläugnet, allein P rout hat ihre
Einwürfe widerlege Annals o f philos. N. S. Dec. 1826, 405.
T iedemann und G melin fanden dagegen 3 Säuren im Magensaft:
1) Salzsäure, im Magensaft der Hunde und Pferde. 2 ) Essigsäure,
im Magensaft derselben. Milchsäure, die der Essigsäure ganz
nahe verwandt ist, haben auch Chevreuil in dem. Erbrochenen
eines Nüchternen, und Graves in dem Erbrochenen eines Dyspeptischen
gefunden.: T iedemann und Gmelin l. c. p. 152. —
3) Buttersäure. Diese Säure fanden die deutschen Naturforscher
zwei Mal im Magen des Pferdes. S chultz hat den Cliymus mit
Wasser destillirt, und gefunden, dass die Säure bei vielen Tbie-,
ren zum Theil oder ganz flüchtig ist. Eine flüchtige Säure fand
sich vor bei einem Pferde, das mit Hafer, hei einem Schweine,
das mit Erbsen, bei einem Kalb und bei Schafen, die mit Gras
gefüttert worden; dagegen war die Säure nicht flüchtig bei allen
fleischfressenden Thieren, bei säugenden Schafen, bei mit Heu
gefütterten Pferden und bei Kaninchen, die mit Brot, Gras und
Kartoffeln gefüttert waren. Bei Schafen, welche Hafer oder frisches
Gras bekommen hatten, war die Säure im ersten Magqn
flüchtig, im vierten Magen aber nicht flüchtig. Die Säure schien
nach seinen Versuchen freie Essigsäure zu seyn,' dagegen die
Salzsäure nach S chultz im Chymus nicht frei, sondern mit Kali
verbunden Vorkommen soll.
Die im nüchternen Zustande bei den wiederkäuenden Thieren
in den beiden ersten Magen sich sammelnde Flüssigkeit enthält
viel kohlensaures Alkali, nach P revost und L e R oyer. (Fro-
riep’s Not. 9. p. 194.); T iedemann und G melin haben diess bestätigt.
Nur der 3. und noch mehr der 4. Magen enthält sauren
Magensaft.
Noch niemals ist der Magensaft des Menschen in so grosser
Quantität, sorein und so häufig untersucht worden, als von B eau-.,
moht, welcher bei einem Manne mit Magenfistel während mehrerer
Jahre eine grosse Reihe von Versuchen über den Magensaft an-
stelltc. Er hat es bestätigt, dass der Magen im nüchternen Zustande
keinen Magensaft enthält, und dass die den Magen benetzende
Feuchtigkeit in diesem Zustande nicht sauer reagirt; sobald aber
Speisen in den Magen gelangen, tritt diese Absonderung ein und
der Magen reagirt sauer. S chultz, welcher die Existenz des Magensaftes
gänzlich läugnet und die saure Reaction des Chymus
von der Zersetzung der Speisen selbst ableitet, musste einen Einwurf
gegen seine Ansicht in dem Factum finden, dass, wie T iedemann
und G melin beobachtet haben; die Absonderung des Magensaftes
hei nüchternen Thieren durch mechanische Reize, wie
verschlungene Steine hervorgerufen werden kann, und erklärt den
hierauf Vorgefundenen sauren Magensaft für Reste des sauren
Chymus. Nach den so zahlreichen Versuchen von Beaumont
lässt sich indess nicht an der Existenz des Magensaftes zweifeln; er
hat die Absonderung des Magensaftes durch künstlich eingebrachte,
mechanisch wirkende Mittel, wie eine Kautschuckröhre oder die
Kugel des Thermometers, mit welcher er den Magen reizte, erst
dann hervorgebracht, nachdem er sich vorher überzeugt hatte,
dass nichts in dem Magen war, und dass die Magenwände nicht
sauer reagirten-. Nach jener mechanischen Reizung entstand
nun in allen, so oft wiederholten Versuchen eine ziemlich beträchtliche
saure Absonderung, so dass er bei jenem Subjecte
oft gegen 1 Unze Magensaft: sammeln konnte. In diesem reinen
Zustande ist der Magensaft früher noch niemals untersucht worden.
Beaumont beschreibt den Magensaft folgendermassen: Der
Magensaft ist ein klares Fluidum ohne Geruch, von etwas salzigem
und sehr merklich saurem Geschmack; er schmeckt wie eine
dünne Auflösung von Mucilago, welche von Salzsäure leicht gesäuert
ist; er ist in Wasser, Wein, Weingeist auflöslich, mit Alkalien
effervescirt er leicht, er schlägt das Eiweiss nieder, fault
sehr schwer und hindert dieFäulniss in thierischen Stoffen. Speichel
soll dem Magensaft eine "blaue Färbung und ein schäumiges
Ansehn mittheilen; gegen Nahrungsstoffe verhält er sich auch ausser
dem thierischen Körper als ein Lösungsmittel, wie die vielen
von B eaumont angestellten Versuche beweisen. Dieser Autor hat
den Magensaft von D unglison untersuchen lassen. Er enthielt
freie Salzsäure und Essigsäure, phosphorsaure und salzsaure Salze
aus den Basen von Kali, Natron, Magnesia und Kalk, und eine
thierische Materie, welche in kaltem Wasser löslich, in heissem
aber unlöslich ist. B eaumont hat auch den Magensaft von S il-
liman untersuchen lassen; diese Untersuchung hat aber keinen
Werth, da der Magensaft mehrere Monate bis zur Analyse aufbe-
, wahrt wurde. Er verhielt sich auch jetzt noch sauer, nachdem sich
bereits ein Häutchen auf ihm gebildet hatte; er enthielt Salzsäure,
eine Spur von Schwefelsäure und wie S illiman vermu-
thet, auch etwas Phosphorsäure.
Beaumont bemerkt ausdrücklich, dass der Magensaft von
kleinen hellen Punkten oder sehr feinen Papillen abgesondert zu
werden scheine.