
ebenfalls durcli Quecksilberinjectionen, R athke von deu Harnkanälen
der niederen, H uschke von den Harnkanälen der höheren
Wirbelthiere gezeigt. Wir haben diesen Beweis durch
alle Formen der Drüsen durchgeführt, von den einfachen Hautbälgen
an, von den Intestinaldrüsen, von den aussondernden Drüsen,
von den prostatischen und Cowper’selien Drüsen, wgiche
entweder aus Blinddärmchen oder aus blinden Röhrchen oder
aus Bläschen bestehen. Wir haben die Läppchen der Milchdrüsen
des Kaninchens von den Milchgängen aus bis in die bläschenförmigen
Enden der Ductus lactiferi vollständig aufgeblasen und
dieselben beim Igel und Hunde mit Quecksilber gefüllt,'was-M a s -
cagni und Cruikshank schon beim Menschen gethan hatten. Wir
haben die Thränendrüse der Gans und des Pferdes vollkommen
bis in die bläschenförmigen Enden der Kanäle mit Quecksilber
gefüllt, wir haben die büschelförmigen Röhrchen in der Thrä-
nendrüse der Riesenschildkröte erwiesen. -
Wir zeigten die zeitige Substanz in den Speicheldrüsen von
Murex tritonis, die blinden Enden der Kanäle in den Giftdrüsen
der Schlangen, den zelligen Bau in den Speicheldrüsen der
Schlangen. Die Speicheldrüsen der Vögel haben E. H. W eber
und ich mit Quecksilber, gefüllt. Wir haben die fortschreitende:
Entwickelung der Speichelkanäle in den Speicheldrüsen des Säugethierembryo
durch eine Reihe von Beobachtungen verfolgt
und überall die blinden und zuletzt bläschenförmigen Enden
der Kanäle beobachtet. W eber hat die Zeljchen der Parotis,
des Menschen, und ich die des Hundes mit Quecksilber gefüllt.
Wir haben den Uebergang der pankreatischen Blinddärme der
Fische in ein zelliges Pankreas durch eine ganze Reihe von Mittelstufen
dargestellt. Beim Embryo der Amphibien, Vögel und
Säugethiere lassen sich die freien blinden Enden der Ductuli
pancreatici beobachten, und bei der Gans gelingt die Quec.ksilber-
injection der zelligen Enden und somit des ganzen Pankreas.
Die Leber der Krebse besteht meist aus Blinddärmchen oder
Zellen. Wir haben gezeigt, dass man die traubenförmige oder
spongiöse Leber der Mollusken', bis in die letzten Bläschen und
Zellen, wie eine Lunge aufblasen kann. Wir bestätigten, was
schon H arvey und Malpjghi angedeutet hatten, dass die Enden
der Gallenkanäle bei den Embryonen freie, stumpf und blind geendigte,
mikroskopische E.eiserchen bilden.
Die Beobachtungen von H uschke und mir erweisen die
unabhängige Existenz der Harnkanäle bei allen Wirbelthieren.
Diese Kanäle verzweigen sich nicht baumförmig, sondern behalten
ihren Durchmesser in ihrem Verlauf bis in ihre blinden,
nicht angeschwollenen, auch nicht verdünnten Enden, mögen
sie nun gerade verlaufen oder sich durcheinander schlängeln
und der Hodensuhstanz ähnlich seyn. Diess beweisen unsere Beobachtungen
an Fischen, Salamandern, Fröschen, Schlangen,
Vögeln, Säugethieren, diess beweist der Augenschein mittelst
einer einfachen Loupe, an den Nieren der Rochen und Schlangen,
wo diese Kanäle ungemein stark sind und bei gleicher Grösse
die grösste Aehnlichkeit mit den Samenkanälen darbieten. Diess
beweisen unsere Injectionen der Harnkanäle hei Vögeln und Säugethieren.
Die übereinstimmende Bildung des Hoden aus selbstständigen
Kanälen war längst bekannt, und die Lungen können endlich,
mit ihren blind geschlossenen Zellen, für eine ganze Reihe voii
drüsigen Organen den Prototypus abgehen.
IV. Acini, als Drüsenkörner, in dem hypothetischen Sinne
der Schriftsteller giebt es eigentlich nicht; es gieht keine Ver-
knäuelungen der Blutgefässe, aus welchen auf eine geheimnissvolle
Art-absondernde Kanäle entspringen sollen, welche Vorstellung
man- auch dabei habe; es gieht keinen unmittelbaren Uebergang
der feinsten Blutgefässe in die Anfänge der absondernden Kanäle.
Das System der absondernden Kanäle ist ganz eigen-
thümlich und in sich geschlossën, wie es von allen Formen der
Drüsen erwiesen 1 wordèn ist.
V. Was man als Drüsenkörner beschreibt, diese Acini sind
nur die Haufen der Enden der absondernde'n Kanäle, selbst oft
Aggregate und Träubchen kleiner mikroskopischer Bläschen, die
sich mit Quecksilber füllen und häufig sogar auf blasen lassen.
Wirkliche solide Körner giebt es nur in den Hoden einiger weniger
Fische, deren Hoden keinen Ausführungsgang haben und
wo die Samenkörner in die Bauchhöhle platzen und von hier aus
durch eine Oeffnung ausgeführt werden.
VI. In vielen Drüsen, denen man fälschlich Drüsenkörner zugeschrieben
hat, giebt es nicht einmal hohle oder bläschenartige
Acini, sondern vielmehr bloss lange gewundene Kanäle von überall
gleichem Durchmesser, wie in den Nieren, eben so wie in den Hoden
und vielen anderen Drüsen; oder gerade Röhrchen, wie in der Thränendrüse
der Riesenschildkröte, in den Cowper’schen Drüsen des
'Igels, in dem Hoden der Sepie, der Fische und der Frösche, in
den Steissdrüsen der Vögel, in den Drüsen der Eierleiter bei
den Rochen und Haien; oder Blinddärmchen, wie in der Leber
der Krebse, in den Drüsen, welche die Cloake bei den männlichen
Urodelen besetzen; in den prostatischen Drüsen vieler Säugethiere.
Hohle Endbläschen (Substantia acinosa) gieht es allerdings
in gewissen Drüsen von traubenförmiger Bildung der Elementartheile,
wie in den Speicheldrüsen, im Pankreas, in den
Milchdrüsen der meisten Säugethiere, in der Thränendrüse der Vögel
und Säugethiere, in der Harder’schen Drüse, in der Leber der
Mollusken u. s. w. Die Ausdrücke: Substantia acinosa, acini u. dgh
p.assen daher allerdings für eine gewisse Klasse von Drüsen, insofern
Acinus ursprünglich Träubchen bedeutet. Allein diese Bedeutung
ist durch die mannigfaltigen Hypothesen nach und nach
in die falsche Bedeutung Drüsenkorn, körniges Wesen übergegangen;
und da die Bezeichnung Acini nur für einige Drüsen, auch
im richtigen Sinne des Wortes, passt, so ist es räthlich, bei dem
Gebrauch dieses Wortes, dem sich so viele fälsche Erklärungen
und Hypothésen angehängt haben, sehr vorsichtig zu seyn.
VII. Es ist von allen Drüsen erwiesen, dass die Blutgefässe
nicht in diese Elementartheile übergehen, dass die feinsten Blut-
gefässchen sich zu den Wänden jener hohlen Kanäle und ihren
M ü i 1 e r ’s Physiologie, I. gft