
bildeten Fasern, die in die Zweige übergeben. Da die in dem
Stamm enthaltenen Primitivfasern seiner Zweige in dem Stamme
nicht anastomosiren, so kann die Reizung m eines Zweiges auch
nicht auf die höher abgehenden Müskelzweige zurückwirken.
Vielleicht hängt indess die Wirkung der Nerven in der Richtung
ihrer Verzweigung auch davon ab, dass die Muskelnerven das
Nervenprincip oder die Bewegung desselben bloss in der centri-
frugalen Richtung fortpflanzen. Die Stärke der Zuckung eines
Muskels hängt übrigens immer davon ab, wie viele Nervenfasern
desselben in der Kette liegen; daher ist die Zuckung am gering-
steil, wenn bloss der Muskel in der Kette liegt, und es zuckt
dann auch nur derjenige Theil des Muskels, dessen Nervenzweige
dem Strome ausgesetzt sind. - - ,
Jede Veränderung in der Statik des elektrischen Fluidums
scheint übrigens Ursache zur Erregung des Princips der Nerven
zu werden. Denn nach Marianini lässt sich nicht allein durch
Oeffnung und Schliessung der Kette Zuckung erregen, sondern
auch durch partielle Ablenkung des Stromes aus dem Froschschenkel,
und nach E riwan entstehen bei geschlossener Kette
neue Conträctionen.-j wenn der Nerve so gegen sich zurückgebogen
wird,' dass er sich in neuen Punkten seiner continuirlichen
Strecke berührt.
Bei dem Absterben der Erregbarkeit in den vom Ganzen getrennten
Theilert haben R itter u. A. beobachtet, dass dieses Absterben
nicht an allen Stellen der Nerven zugleich, sondern! vom
Hirnende nach dem peripherischen Ende erfolgt.
> Einige von-mir im Jahre 1831 gemachte Beobachtungen haben
den galvanischen Versuchen an Fröschen ein neues Feld eröffnet
(F roriep’s Not. 646. 647.). Es hat sich nämlich hierdurch
gezeigt, dass es gewisse zu Muskeln hingehende Nerven giebt,
durch welche man vermittelst Armatur der Nerven selbst keine
Zuckungen in den Muskeln erregen kann. Hierher gehören die
hinteren Wurzeln der Rückenmarksnerven, welche für einen massigen
galvanischen Reiz ganz unempfindlich sind, während die
vorderen Wurzein derselben für den galvanischen Reiz eine ausserordentliche
Empfindlichkeit besitzen , und bei unmittelbarer
Armatur derselben die heftigsten Zuckungen der Muskeln, zu
welchen diese Nerven hingehen, bewirken. Bei diesen Versuchen
öffnet man das Rückgrat der Frösche in seiner unteren Hälfte,
legt das Rückenmark bloss, hebt eine der hinteren Wurzeln der
Nerven für die unteren Extremitäten mit einer Nadel sanft auf,
und schneidet sie mit einer feinen Scheere dicht am Rückenmark
ab. Man legt dann die abgetrennte Wurzel auf ein ganz kleines
Glasplättchen zur Isolation, und armirt das Ende dieser Wurzel
mit einer Zink- und Kupferplatte,: die man ketten artig verbindet;
es entstehen dann niemals Zuckungen-, wohl aber, wenn
man denselben Versuch mit den vorderen Wurzeln macht. Man
kann sogar eine kleine galvanische Säule auf das Ende der hintern
Wurzel wirken lassen, ohne dass Zuckungen entstehen. Natürlicherweise
darf diese nicht zu stark seyn, wie in den ziemlichungeschickt
angestellten Versuchen von S eubert, sonst springt
das galvanische Fluidum auf die vordere Wurzel, als einen feuchten
Leiter, über, mit welchem die'hintere verbunden ist; und es
können‘Zuckungen erfolgen. Ich habe auch gezeigt, dass unter
den 3 Zungennerven der Nervus lingualis bei der blossen Armatur
des Nerven keine Zuckungen der Zunge bewirkt, während
dieser Versuch, an dem N. hypoglossus angestellt, jedesmal Zuk-
kungen betvirkt. Diese letzteren Versuche sind an Säugethieren
angestellt. Aus anderen Versuchen weiss man, dass diejenigen Nerven,
die bei der blossen Armatur derselben keine Zuckungen der
Muskeln verursachen; 'Empfindungsnerven sind. Sonst können
diese Nerven natürlich auch als Leiter des galvanischen Fluidums
wirken, wie jeder - andere feuchte thierische Theil. So
zum Beispiel ; erfolgen Zuckungen, wenn man einerseits den
N. lingualis und andrerseits die Zunge armirt, oder wenn
man die Armatur auf die hintere Wurzel eines Rückenmarksnerven
und auf die Muskeln anwendet, wobei der Nerve
bloss Conductor ist, und nicht als lebendiger Theil wirkt. Es
geht aus diesen Versuchen das merkwürdige Resultat hervor, dass
gewisse, mit Muskelnerven zusammenhängende Nerven hei der galvanischen
Erregung doch nicht durch das Nervenprincip auf die
Muskeln wirken, was man auf zweierlei Art erklären kann,^ weil
entweder bloss die motorischen Nerven die lebendige Fähigkeit
haben, die Muskeln zu erregen, oder weil vielleicht die motorischen
Nerven nur centrifugale Wirkungen des Nervenprincips
nach den Muskeln, die sensibeln Nerven nur centripetale Wirkungen
gegen Gehirn und Rückenmark zulassen.
Was die Wirkung des Galvanismus auf die Sinnesorgane betrifft,
so hat sich gezeigt, dass das elektrische Fluidum in allen
Sinnesorganen verschiedene Empfindungen hervorruft, und zwar
in jedem Sinnesorgane die diesem eigenthümliche speeifische Empfindung.
Bekannt ist def eigenthümliche Geschmack bei der
Bewaffnung der Zunge. So entsteht, wenn Zink an die Spitze
der Zunge, Silber an den hintern Theil derselben applicirt wird,
ein säuerlicher Geschmack, welcher bei der Umkehrung der Metalle
scharf oder laugenhaft erscheint. Diese Erscheinung lasst
sieh selbst bei der Anwendung nur eines Metalles und eines
feuchten Erregers bewirken, wie in folgendem von V olta angegebenen
Versuche.
Mau fülle einen zinnernen Becher mit Seifenwasser, Kalkmilch
oder besser mit massig starker Lauge, fasse den Becher
mit einer* oder beiden Händen, die man mit blossem Wasser
feucht gemacht hat, und bringe die Spitze der Zunge mit der
Flüssigkeit in Berührung, so entsteht im Augenblicke des Con-
tacts die Empfindung von einem säuern Geschmack (Gehler’s Phy sik.
WUrterb. IV. 2. p. 736.).
PfafF bemerkt hierbei, dass dieser Versuch zu beweisen
scheine, dass nicht die durch Zersetzung des Kochsalzes des Speichels
an dem positiven Metalle entbundene Säure, und das an
dem negativen Pole freigewordene Alkali den Geschmack bei den
galvanischen Versuchen verursache. In derThat hätte er in gegenwärtigem
Versuche bei Berührung der Zunge durch eine lau