Bank auf jeder Seite, um hier im Sonnenschein oder Regen
die Barke zu erwarten, die oft lange auf sich warten lässt.
Zu beiden Seiten von Anatoliko ist das Wasser bis an das
Land einen Flintenschuss breit. In der Ferne, vom nordöstlichen
Gebirgsabhange, nimmt sich Anatoliko recht malerisch
aus, aber kommt man hinein, so reisst der schöne Wahn entzwei.
Durch die kleine Stadt führt ein Pflasterweg, und auf
dem kurzen Wege sahen wir eine Menge böse Physiognomien.
Auf der ändern Seite, die, so wie jene, vor einigen
Hundert Jahren noch mit Meerwasser überdeckt war, stand
jetzt überall Regenwasser, und die Mannschaft gleitete auf
dem schlüpfrigen Boden aus, auf dem kaum fortzukommen
war. Wir kamen erst im Dunkeln nach Neochori (auf der
Karte ist fälschlich Aguri angegeben). Es kostete Mühe, ein
Unterkommen zu finden, doch bekannt, wie es dabei herzugehen
pflegt, suchte ich selbst für mich und meine Leute
Quartier. Die Bewohner eines Hauses nahmen mich willig
auf, und wurden freundlich, als sie hörten, dass wir, was wir
brauchten, überall bezahlten.
Ich musste von hier meine Fuss-Gensdarmes nach Mis-
solonghi zurückschicken, und bekam aus einer 1 St. nördlich
liegenden Caserne drei andere zu Pferd. Man sagte mir früh
Morgens, sie erwarteten mich bereits an der Ueberfahrt.
Wir begaben uns daher \ St. weit durch die Ebene an die
Piraterie, so nennt man den Platz, wo man in breiten, starken
Barken über den Aspero - potamo (den weissen Fluss),
den Acheloos der Alten, nach Katochi, was am jenseitigen Ufer
liegt, setzt. Sie waren noch nicht da; wir warteten; endlich
liess ich uns einstweilen übersetzen. Der Aspero-potamo kommt
weit aus Eplrus, hat ein grosses Sammelrevier und war sehr
angeschwollen, er war jetzt wohl 60 Schritt breit und an
einigen Stellen bis gegen 3 Lr. tief; im August kann man 1
St. stromaufwärts zu Fuss durchwaten. Den Flusssand und
die Gerölle zu untersuchen war jetzt nicht möglich,, auch
ist nicht viel zu erwarten. Eben so war jetzt nicht die
Zeit, auszumitteln, was der Linurgos war, von welchem
Plutarch de fluviis p. 44. ed. Huds. spricht, der sich im
Flussbette des Acheloos, des Herrschers (Homer. 11. XI. 194.),
fand.
Es war Sonntag und bei dem Demarchen hatte sich eine
Menge Leute versammelt, die, so wie er, bei der Belagerung
von Missolonghi sehr thätig gewesen waren. Ich bemerkte
hier zuerst, dass die Leute allé weisse, innen zottige Ka-
putzen (aus Schafwolle, selbst gefertigt,) trugen; sieht man
aber im Gebirge dergleichen, die erdfarben geworden sind,
so hat man Räuber oder dort etwas ähnliches, Hirten, vor
sich. Der Demarch lud mich ein, in seine Wohnung zu kommen,
und als wir auf dem Teppich mit Polstern Platz genommen
hatten, füllte sich das kleine Zimmer, Kopf an Kopf,
den Fremden zu sehen ; man überhäufte mich mit Fragen und
brachte ein geschliffnes grosses Glas voll guten Wein, ich
trank des Königs Gesundheit und alle riefen Zito (Er lebe
hoch); ich liess das Glas wie einen Friedensbecher herumgehen.
Da rasselten meine drei Cavalerie - Gensdarmes zur
Thüre herein und meldeten sich, dass sie eben angekommen
seien; es waren stattliche Männer, die unter Hadschi Christo
gedient und auch bei der Belagerung von Missolonghi sich
ausgezeichnet hatten, wo sie viele der Anwesenden als Feinde
gesehen hatten. Ich setzte nun die Reise weiter fort. Am
westlichen Rande des breiten Flussthales des Aspero-potamo,
ein Paar Stunden ebenen Weges fort, liegt am Abhange niedriger
sich gegen Norden ziehender Berge ein ziemlich grosses
Dorf, es ist neu erbaut und heisst Palaeo Katüna; wir zogen
in der Ebene £ St. weiter nach einem kleinen Dorfe Budu-
lowitza und blieben da die Nacht. Es stürmte fürchterlich
und das leichtgebaute Haus wankte.
lösten. Heftige Regengüsse und Donnerwetter verhinderten
die Weiterreise; zum Abend hellte es sich auf. Die
Hausfrau hatte nach türkischer Weise das Gesicht verhüllt,
auch der Mann war türkisch gekleidet. Bis zu diesem Dorfe
war das fruchtbare Flussthal noch ziemlich gut mit Feldern
bestellt.-'
Erster Theil. jffP