Das ziemlich wilde Gebirg, was vor uns lag, kann im
Winter nicht bereist werden, häufige Regengüsse stürzen dann
nieder, jede Schlucht wird zum reissenden Giessbach, man
kaun nicht vorwärts, nicht rückwärts, um eins der weit von
einander entfernten Dörfer zu erreichen, muss bivouakiren,
das Holz ist nass, der Wind schneidend kalt, man ist durchnässt
und fällt Schnee, so gleiten die Pferde aus und der
Weg wird leicht verloren. Jeder Bauer verneinte die Weiterreise
und warf den Kopf mit einem leisen Schnalzen der Zunge
zurück; in Griechenland schüttelt man nicht mit dem Kopfe,
wenn etwas verneint wird. Es wäre thöricht gewesen, bei dieser
Jahreszeit im rauhen Gebirg aufs gradewohl herumzuziehen,
um Erze aufzusuchen, die wahrscheinlicher nicht dort sind.
Ich stand auf einer Anhöhe und suchte im finstern Wolkenzüge,
der schwer auf dem Gebirg dahinwallte, Hoffnung
bessrer Tage, da rissen sich grauschwarze Regenwolken vom
Hauptzug los und jagten herbei, rasselnd wirbelte* der Sturm
die dürren Platanenblätter auf. Zurück, heulte die Windsbraut,
zurück, der Win t e r f o l g t mi r .au f d e r F e r s e . Bald
gelangten wir in die Ebene, wo noch ziemlich gutes Wetter
war, aber im Gebirg stürmte es furchtbar und Regengüsse
strömten nieder. Die Wolken folgten jetzt noch dem Saum
der Gebirge, aber zur Nacht ergoss sich auch der Regen in
die Ebene.
In meiner Wohnung träufte es stark zum Dach herein,
ich war genöthigt, mein Zelt im Zimmer aufsclilageu zu lassen,
kalter Wind zog überall durch, nasses Holz und saurer
Wein wärmten nicht, aber der Hausbesitzer liess mich ungestört
im Ungemach, wie im Glück und Sonnenschein, und so
war es hier noch erträglicher, als in manchem Lande den
kleinlichen Launen und Anmassungen des Hausbesitzers oder
gar seiner Hälfte, für ein theures, oft unbequemes Quartier
ausgesetzt zu sein, und von Dienstleuten abzuhängen, denen
so viel Rechte und Nachsicht gewährt werden, dass für die
Herrschaft fast keine mehr übrig bleiben.
29sten. Höchst unwohl von heftiger Erkältung lag ich
im Zelt am Feuer und trank mongolischen Thee (Morgenblatt
Nro. 211. 1833).
3 0 s t en, Der Thee, ein Kirgisen - Pelz und Flammenfeuer
hatten die gestörte Transpiration wieder hergestellt.
Der Regen dauerte fort bis zum 5ten December, dann
kam wieder etwas Sonnenschein; denn im Gebirg war Schnee
gefallen, jedoch nur so weit, als Nadelholz steht, die Laubholzwaldungen
der Vorberge waren noch frei vom Schnee, der
sie und die Ebene einige Wochen später bedeckt.
6t e n ritten wir an’s Meer, um einen Accord mit einem
Schiffer abzuschliessen, uns nach Skiathos überzufahren. Feuerwürmchen
lagen im Gestrüpp am Meer. Das Meerwasser
leuchtete heute besonders stark und in Romelien donnerte und
blitzte es heftig.
7ten. Wir verliessen Xerochöri. Der Wind war günstig,
aber der Schiffer, wie gewöhnlich, noch nicht bereit;
endlich segelten wir ab, aber wir waren nur einige Stunden
von Oreos entfernt, als der Wind sich umsetzte; der Schiffer
wandte das Fahrzeug und steuerte nach der türkischen Küste,
um dort in eine Bucht einzulaufen, wo wir sehr leicht Seeräuber
treffen konnten; endlich drehte er ganz um und wollte
in den Hafen von Trikeri, wo wir dann auf einer Griechischen
Insel hätten Quarantaine halten müssen; denn man
glaubt mit Recht den Schiffern niemals, dass sie dort nicht
mit jemand in Berührung gekommen wären, sie sind in dieser
Hinsicht stets gewissenlos und schwören, so oft man will, um
die Quarantaine zu ersparen. Ich nöthigte daher den Schiffer
umzudrehen und unsern Weg zu behalten, denn es ging sehr
wohl zu kreutzen, wir hatten N. N. 0 . Als es Nacht geworden
war, wollte er wieder in eine Bucht an der türkischen
Küste, um da einige Stunden zuzubringen, es zeigten sich
aber am Strande ein Paar verdächtige Feuer und wir hielten
See. Wir waren in der Gegend, wo Baron v. Stack eiberg
1812 von Seeräubern mit Verrath des Schiffers gefangen
wurde.