freies Wasser; östlich ist sie durch die Gerolle des flachen,
breiten Strandes begrenzt; nördlich läuft sie flach aus in einen
kleinen Sumpf, in welchem an einigen Stellen Schwefel*
wasser steht und eine kleine Quelle rinnt; westlich ist sie
durch ein steiles, klippiges Gestade, was aus dichtem weissgrauen
Kalkstein besteht, begrenzt, aus seinen Klüften kommt
die Ursache der Veränderung des Meerwassers; wahrscheinlich
liegt unter dem Kalkstein Thonschiefer, der reichlich
Schwefelkies enthält, durch dessen Zersetzung sich Schwefelwasserstoffgas
entbindet. Auch bei dem südlich einige Stunden
entfernten Damäla enthält der Thonschiefer einzelne Nieren
Schwefelkies. Das Wasser der. eingeschlössnen seichten
Lake wird durch die Sonne stark erwärmt, es hatte 22° R.,
das des äussern östlich nahen Meeres 19° R , also nur 3° R.
weniger, was bei der grossen, stets bewegten Wasserfläche
sehr leicht erklärlich ist.
Nordöstlich sieht man am Abhange des Gebirges ein kleines
Dorf, es heisst auch Wromolimni, weil es an der Küste,
an welcher jene Lake liegt, sich ansiedelte.
Der graulichweisse Kalkstein endigt nördlich unweit der
Lake; es tritt dann grauer, graulichschwarzer und bald roth-
brauner Trachit auf, der, in Millionen Felsstücke zersprungen,
zum Gebirg sich thürmt und die Hauptmasse der Insel ausmacht.
Ich liess längs der Küste hinrudern; wir kamen zuerst
nach einem ungefähr A St. östlich von dem Dorfe etwas vorspringenden
Cap; es zeigt sich schon von fern mit roth und
gelber Färbung, die Leute nennen den Platz Psora-Thiäphi, weil
sich dort Schwefel finden soll. Am Strande ist das Gebirg
durch schwefelsaure Dämpfe oder Vitriolbildung zersetzt, es
riecht stark vitriolisch, und die gelbe Erde, welche sich da
reichlich findet, enthält auch ein wenig Eisenvitriol; die Lente
sagten, man solle nur tief graben, so werde man Stückchen
Schwefel bekommen, dieser Platz ist aber zu unbedeutend,
um hier Zeit zu verlieren. Die ganze Küste besteht an
dieser Seite aus conglutinirten Trachitstücken und dergleichen
grössern Blöcken, die wie die Stücke auf einer Halde abgestürzt
liegen und daher bei der geringsten Erderschütterung
zu rollen anfangen. Mehr nördlich sind die Abhänge des Gebirges
sänftig und bebaut.
Bei Ajio Theodoro, einer kleinen weissen Kapelle, sieht
man Weingärten und viel Olivenbäume. Hier ist aus Trachit-
blöcken ein kleiner Molo gebildet, hinter welchem sich Barken
vor dem Wellenschlag verbergen können. Von da an
zeigt sich wieder überall viel abgerolltes Gebirg. Weiter
an der Küste hin gelangt man zu einer zweiten kleinen Kapelle
Ajio Georgi (dem Cap Perdlka der Insel Aeglna gegenüber);
etwa £ St. Weges von hier kommt, fast im Niveau
des Meeres, unter den abgestürzten Trachitblöcken eine warme
Quelle hervor, sie hat 28^° R., ist stark salzig und setzt viel
Schwefelhydrat ab; sie liegt ungefähr in der Mitte der Nordseite
der Halbinsel unterhalb des kleinen Dorfes Käto-Muska.
Sie liesse sich leicht wieder zum Bad erweitern. Nahe über
dieser Quelle ist am Gebirg die Hintermauer eines Gebäudes,
wahrscheinlich zum Behuf der Badenden, zu sehen; sie hat
3 Abtheilungen und ist aus rothbraunen Trachitstücken mit
sehr guten Mörtel- und Ziegelstücken dazwischen aufgemauert.
Ungefähr 10 Minuten westlich von dieser Quelle findet man
ein gemauertes Gewölbe auf dem Abhange über dem Meer,
es ist' voll Steine geworfen; auch hier kam wohl warmes
Wasser oder Dämpfe hervor, denn ein gewöhnliches warmes
Bad konnte es nicht sein, da es hier an süssem Wasser fehlt.
Von dieser^ Quelle schreibt Pausanias II. 34. 2.: „Von
„der kleinen Stadt Me'thäna etwa 30 Stadien weit sind warme
,, Bäder. Unter dem makedonischen Könige Antigonos, De-
„metrios Sohne, soll sich zuerst das Wasser gezeigt haben,
„doch nicht sogleich, sondern es sei erst viel Feuer aus der
„Erde aufgeflammt, und nachdem dieses erloschen, sei das
„Wasser gequollen, was auch jetzt noch hervordringt, warm
„und gewaltig salzig. Wenn man sich dort badet, hat man
„in der Nähe kein kaltes Wasser, darf sich auch nicht ohne
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