schwerlich und nur wohl gegürtet, die Spitze des Parnassos
besteigen, auf welcher die Thyaden dem Apollon und Dio
nysos zu Ehren jährlich ihre rasenden Tänze hielten. Auf
dem Parnass ist ein See und in der dabei befindlichen thalartigen
Hochebene gedeiht Getreide, der See kann leicht einst
seine Umgebungen überfluthet haben; nahe dabei ist Lyko-
reia, wo Deukalion wohnte. Die Höhle und den . Gipfel des
Parnassos zu besuchen, erlaubte die Zeit nicht. Dem Parnass
südlich gegenüber liegt der steile rauhe Kirphis - Berg. Die
Berge waren mit dichtem Nebel verhüllt, es hellte sich aber
ein wenig auf und ich setzte meine lleise fort. Eine halbe
Stunde von Kastrl südwestlich abwärts liegt ein grösseres
wohlhabenderes Dorf Krlsö (Krissa). Es regnete zwar hier
schon stark, aber ich liess nicht halten; als wir jedoch in die
Ebene gekommen waren, stürzte der Regen stromweise herab;
die Fussgänger mit den dünnen Schuhen ohne Absätze glitschten
bei jedem Tritt auf dem seifigen Thonboden aus, selbst
die Pferde glitten und stürzten; es donnerte stark, aber bald
hellte es sich auf und die Sonne schien mild und warm, es
war December. Die Ebene unterhalb Krlsö bis zum Kirphis
ist sehr fruchtbar, schon die Alten lobten die köstliche Kris-
säische Ebene; sie durfte aber nicht bebaut werden, da die
Delphier allein von den Schätzen leben sollten, die man hierher
brachte. Dodwell meint, sie habe mehr Nutzen gewährt
unter der Herrschaft der Türken, als unter der des Apollon.
Zwischen dem Fuss des Parnassos und dem des Kirphis
drangt sich aus einer engen Thalschlucht der Pleistos, ein
kleines Flüsschen, hervor, und schlängelt sich durch fruchtbare
Ebene ins Meer bei Kirrha; auf dem Wege dahin war
der Hippodrom der Pythischen Spiele. Am Meere ist ein
guter Hafen; er wird jetzt nur Skala genannt, Treppe, wie
die meisten Landungsplätze, wo es bequem ist, einzusteigen.
Hier lag das alte Kirrha von dem nur wenig Spuren
übrig sind; hier war der alte Hafen Kirrha, wo die von den
Inseln und überhaupt vom Meer Kommenden landeten, um
sich von hier nach Delphi zu begeben, das Orakel zu befragen.
Taf.ll.