genden schroff abgestürtzten Cap, was aus einem seidenartig
glänzenden dunkelgrauen thonigen Schiefer besteht, der sich
an den Glimmerschiefer des Lauriongebirges anschliesst. —
Die weissen Säulen des Tempels dienten den Alten und jetzt
noch den Schiffern um sich zu orientiren. An dem Cap wehen
oft gefährliche Winde, es ist daher heute noch gefürchtet.
Vom Meere aus, nicht von dem Tempel, konnte man den Ilelm-
busch und die Spitze des Speeres der Athene auf der Akropolis
bei Athen sehen. Noch bis zur Ankunft des Königs diente
diess Cap häufig Seeräubern zum Aufenthalte, weil bei ihm
vorbei eine gute Passage is t, seit der Zeit ist aber Ordnung
geworden und man kann hier jetzt sicher reisen.
Von dem Tempel der Athene Sunias stehen noch neun schön
canelirte weisse Marmorsäulen nach der Meeresseite und vier
an der östlichen, alles Uebrige ist schändlich zerstört und wild
durch einander geworfen; überall sind Namen mit Theer und
Russ angeschrieben. Ausser den Ruinen der Akropolis und
von Messene kenne ich kaum einen ändern alterthümlichen Platz,
der einen wehmüthigern Eindruck macht, wie dieser zerstörte
Tempel. Es ist von Dodwell und ändern Reisenden bemerkt
worden, dass dieser Tempel seine volle Weisse behalten habe
und daher vom Meer aus gesehen, gegen den dunklern Hintergrund
oder näher am Cap, gegen den schön blauen Himmel,
so köstlich absteche. Man schreibt es der Einwürkung der salzigen
Seeluft zu , dass dieser Tempel nicht den gelblichen Teint
angenommen hat, wie die Tempel von Athen. Es findet aber
liier ein andrer Grund statt: die Tempel von Athen sind alle
aus pentelischen Marmor erbaut, der schon von Natur einen
Stich in’s gelbliche hat, und sich der Witterung ausgesetzt noch
vermehrt, wie ich früher ausführlicher auseinander setzte. Der
Tempel der Athene Sunias ist aber, wenigstens die Säulen,
welche ich mit dem Marmor des Lauriongebirges verglich, aus
diesem gearbeitet, er hat zwar meist eine feine gelbe oder
graue Streifung, doch ist sie an vielen Orten nach der Bearbeitung
wenig merkbar, dieser Marmor bleibt, wie der von Pa-
ros, der Witterung ausgesetzt, weiss. Der Boden des Tempels,
liegt nach Gell 300 Fuss über dem Meeresspiegel. Nur Le-
clievalier stellte lüer eine Nachgrabung an, die aber keinen Fortgang
hatte, weil die Arbeiter in der Mitte des Tempels einige
Scelette fanden und weil sie meinten, es sei eine Kirche, nicht
weiter arbeiten wollten; es ist daher zu erwarten, dass man
unter den Trümmern noch den ganzen Friess des schön gearbeiteten
Tempels finden werde.
Von dem, fast am Rande des am weitesten in’s Meer vorspringenden
Vorgebirges liegenden Tempels, hat man eine weite
Aussicht auf das Meer. Es kräuselte kleine Wellen, eine
grosse Meeresschildkröte schwamm von ihnen geschaukelt an
der Oberfläche, nicht weit unter uns, da und dort blickte
ein lustiges Seegel und zwei grosse Kriegsschiffe eilten zur
Feier des Regierungsantrittes des Königs vornehme Gäste zu
bringen. Von den kykladischen Eiländern ist nur Zea (Kyth-
nos) ziemlich gut zu sehen, andre verlieren sich in blauer
Ferne. Die Luft war so klar, der Himmel so schön blau,
so rein, und keine Wolke war zu sehen, einen Gruss zu
tragen in’s liebe theure Vaterland.
Vom Tempel nach der Landseite zu, stand am tiefern Abhange
, ein festes ziemlich grosses Castell, welches einst die
zur Grubenarbeit gezwungenen Sclaven, als sie sich empört
hatten, eroberten. Jetzt sieht man nur noch die Grundmauern
aus grossen Quaderstücken , der Tempel bedarf keines
Schutzes mehr, auch er ist zerstört, Athene hat ihr Heilig-
tlium verlassen, möge sie jetzt schützend Athen umschweben.
Ich eilte hinab und begab mich in nördlicher Richtung
h. 1, auf das ansteigende Kalkgebirg; auch hier sind an den
Abhängen einige flache Berghalden. Herum liegende Stücke
Eisenstein leiteten mich noch höher hinauf, bis ich zu einer
mächtigen Eisensteineinlagerung gelangte, jedoch bei weitem
nicht so reich, als mein erster Fund. Sie zeigt Höhlenbildung
und setzt noch weiter im Kalkgebirge aufwärts fort; Halden
beweisen, dass man auch hier Bleiglanz gewann. Westlich
von dieser Einlagerung zieht sich eine enge Schlucht den
Berg hinauf, hat man sie durchschritten und die gegenüber