testen Sclaven dazu, sogenannte Barbaren und Missethäter.
Um so mehr sind die schön ausgehauenen Schächte zu bewundern.
Zur Grubenarbeit konnte kein freier Grieche ver-
urtheilt werden, da der Staat keine Gruben auf seine Rechnung
betrieb. Als ich auf der Reise ein Paar Mal einen
Schürf durch Griechen machen lassen wollte, weigerten sie
sich und sagten: es sei Sclaven arbeit. In Anatolien werden
die Gruben und Hütten in der Regel nur von Griechen betrieben;
wer ein Verbrechen begangen hat und sich zur Grubenarbeit
flüchtet, bleibt dort ungestraft. Der Preis der
Sclaven war von % Mine (11 Thlr. 11 Gr.) bis zu 5 und 10
Minen (114 Thlr. 11 Gr. bis 229 Thlr. 4 Gr.). Der Mittelpreis
eines gewöhnlichen Sclaven war in Xenophon’s und Demosthenes
Zeiten 125 bis 150 Drachmen (28 Thlr. 15^ Gr.
bis 34 Thlr. 9 Gr.). Nikias bezahlte Nikeratos Sohn mit
Einem Talente (1373 Thlr.), weil er ihm wegen seiner Kenntnisse
und Redlichkeit den Betrieb seines Bergbaues ganz überlassen
konnte. Nikias der Feldherr hatte 1000, Hipponikos III. 600,
Philemonides 300 Sclaven u. s. w. Zu Xenophons Zeiten soll
die Zahl der Arbeiter schon abgenommen haben und in den
letzten Jahren seines Lebens der dortige Bergbau beinahe
gänzlich gelegen haben, entweder wegen der vielen Kriege
oder wegen Geringhaltigkeit der Erzführenden Lage. Im
nächsten Philippinischen Zeitalter ereigneten sich viele Unglücksfälle
beim Bergbau; man liess vielleicht zu wenig oder
zu schwache Bergfesten stehen, oder hieb wohl stehengelassene
unvorsichtig aus; auch sollen die damals bearbeiteten
Erzlagen so weit ausgehauen worden sein, dass sie keinen lohnenden
Gewinn mehr gaben und daher im ersten Jahrhundert
nach Christi Geburt ganz verlassen wurden. Unter den Römern
soll noch Raubbau in den verlassenen Gruben getrieben
worden sein, das heisst, man hieb die noch übrig gelassenen
Bergfesten weg, denn auf einer wegen ihrer Geringhaltigkeit
verlassenen Lagerstätte kann kein Raubbau, der stets nur das
Beste wegholt, ohne sich um den daraus entstehenden, den
Vortheil weit überwiegenden Nachtheil zu kümmern, getrieDAS
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ben werden; Die Alten scheuten sehr die Wiederaufnahme
auflässiger Gruben wegen bösen Wettern (hier war es entweder
mit kohlensaurem Gase überfüllte Luft, oder der Stickstoff
der Luft war überwiegend). Die bedeutendsten Gruppen
grösser Berghalden liegen aber hier meist nahe an sich mächtig
über dem Thal oder dem untersten Abhange erhebenden
Kalkauflagerungen; wenn nun die Lagerstätte sich noch unter
diesen weg erstreckte, so musste mancher Bau aus Wettermangel
verlassen werden. Die Alten kannten zwar Wetter-
ziige, und viele Schächte durch den Kalk dienten als Lichtlöcher
und um noch etwas weiter vorzudringen, aber neue
Schächte abzusinken erlaubte zuweilen die Localität nicht,
oder wurde unterlassen, da ein solcher Schacht viele Zeit,
Arbeit und Unkosten verursachte, niedergeschlägelt zu werden.
Vom Wasser litten die Alten im allgemeinen nicht, denn
auch die tiefsten noch offnen Schächte sind im Tiefsten
trocken. Durch den Aushieb der lagerartigen Lagerstätte in
so grösser Ausdehnung sind auch alle Quellen, die vor Beginn
des Bergbaues hier vorhanden waren, abgezapft, und der
ganze District ist so dürr geworden, dass man nur in
Cisternen Wasser halten kann, während auf der westlichen
Seite dieses südlichsten Theiles von Attika, wo dieselben Ge-
birgsarten sind, mit jedem Brunnen gutes Wasser erreicht
wird.
Die Alterthumsforscher sind zweifelhaft, ob die ledernen
Säcke der attischen Bergleute, die man zuweilen auch Sackträger
(■&v\axocpoQOi) nannte, zur Aufbewahrung ihrer Lebensmittel
oder zur Ausförderung der Erze dienten: ich kann jetzt
für das letztere entscheiden, denn ich sah später in den alten
Trojanischen Silbergruben zu Palaeo Skepsis (Madenn
oder Madünn türk. d. i. Metall) in Kleinasien (Anatolien)
solche Sackträger, welche dort die Förderung damit versahen.
Der Sack ist von Ziegenhaut, hat die Form einer Jagdtasche
und wird an einem schmalen Riemen über eine Achsel gehangen.
Es ist dort noch Bergbau und Schmelzwesen wie
in den ältesten Zeiten, der einzige Unterschied in den dortigen