werk mit einem Heiligenbilde, ein Mann in einer Kaputze,
mit langem Barte stand daran gelehnt; ein Paar meiner Leute
gingen hin und legten jeder ein Kupferstück auf das Gemäuer.
Der Mann sah wie ein Räuber aus, war früher Soldat
und will nun seine Sünden büssen, nur ein wenig Brodt gemessen,
schwach werden und sterben, aber der Tod will ihn
nicht, er bleibt stark. Br bekam in diesem Frühjahre viel
Schläge von den Rebellen, die Geld von ihm verlangten.
Wenige gut bewaffnete Leute können an den meisten
Stellen verhindern, diesen Engpass zu durchziehen. Räuber
trieben sonst hier schreckliches Unwesen und stets wurden
Leute gemordet, jetzt kann man ihn ruhig passiren. Dieser
Engpass ist etwa ^ St. lang und sehr romantisch zwischen
hohen steilen Kalkfelsen. Die Schlucht ist reichlich mit Bäumen
und Sträuchern bewachsen. \o n Missolonghi aus war
mir ein Unteroffizier und 10 Mann leichter Soldaten zur Begleitung
gegeben; anfangs liefen sie weit voraus, aber am
Eingang in die Klisüra blieben sie ganz zurück, nur 3 Mann,
die ich mir im Scherz zu meinen Palikaren erwählt hatte,
blieben treulich bei mir. Am Ausgange des Engpasses wendet
sich der Weg, nachdem er steil aufwärts geführt hat, links.
Es stehen hier Eichen, man kommt an einen Wachtposten
von 10 Mann, ich musste hier einige andere leichte Soldaten
mitnehmen.
Ueber dem Kalk mit der Höhlenbildung, der mit dem
untern dichtem, in Bänken gelagerten derselbe ist, nur dass
er höher, structurlos, weniger rein und dicht sich zeigt, liegt
h. 7. streichend dünn geschichteter, graugelber, sehr thoniger
Kalkmergel.
Wrachöri (gewöhnlich Vrachori geschrieben) ist nicht
fern, man sieht es bald gegenüber am Gebirge liegen, aber
dazwischen befindet sich Sumpf und See und man muss daher
einen grossen Umweg machen. Der Weg wendet sich östlich;
nach ungefähr J St. erreichten wir den ersten Chan (siehe
früher S. 133.), eine Schiifhütte, zogen aber noch \ St. weiter
zum zweiten Chan, wo abermals ein Wachposten von 10
Mann leichter Soldaten steht. Es sind hier einige Hütten errichtet,
die aus einem Gestell von dünnen Baumstämmen und
Aesten bestehen, aussen mit Schilf bekleidet und mit Schilf
bedeckt. In der grössten machte man mir und meinen Leuten
Platz; sie war hoch und geräumig, und wir befanden uns
besser in ihr, wie in den meisten Häusern, wo Wind und
Regen eindringt; es war warm darinnen, kein Wind zog durch,
und so stark auch des Nachts der Regen herabstürzte, so
konnte doch kein Wasser durch das dicht übereinander gelegte
Schilf dringen. Der Wirth hatte neuen trüben Wein,
Raki, Brodt und gesalzne Aale aus dem nahen Sumpfe; sie
waren meist nur 1 Fuss lang, wurden zickzack an ein dünnes
Stäbchen gesteckt und gebraten oder ohne weiteres auf glühende
Kohlen gelegt; aber diese fette Speise bekam den meisten
von uns nicht gut.
5ten. Es regnete den ändern Morgen noch und war
neblig, hellte sich aber ein wenig auf und ich reiste weiter.
Durch den Sumpf führt eine aufgemauerte Strasse, 1 Lt . breit
mit rundlichen und eckigen Steinen gepflastert; hin und wieder
sind kleine Bögen gespannt, um das Wasser durchzulassen.
Der Sumpf ist dicht mit Bäumen, Sträuchern und
Schilf verwachsen. Nachdem wir diesen schlimmen Weg zurückgelegt
hatten, kommt man 1^ St. weit durch fruchtbare,
unbenutzte Ebene, nahe an der Stadt sind einige verwilderte
mit Farrenkraut bewachsene Weingärten. Man bereitet in
Wrachöri einen dunkelrothen starken Wein, der aber zu sehr
mit Harz versetzt wird. In der Ebene, welche sich westlich
am Sumpf hinzieht, giebt es ziemlich viel wilde Fasane.
W r a c l i ö r i.
In Missolonghi und der ganzen Umgegend spricht man
selten Wrachöri, sondern nennt es stets Agrlnio, weil hier
Agrinium gestanden haben soll. Die Alterthumsforscher setzen
hierher Trichonium. Was an alten Mauerresten u. s. w. sich
hier noch findet, weiss ich nicht, wir hatten zu viel mit der
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