ein noch höherer Kalkfels; in weiter Ferne sieht man blau
die türkische Küste am Canal von Trikeri; nördlich lind östlich
treten die genannten Inseln noch mehr hervor und unten
braust das Meer, mit weissem Schaum die Küste beleckend,
Felsenriffe zeigen ihre gefährliche Nähe durch Streifen schäumenden
Wassers; aber die Küsten waren öde, nicht Eine
Möve mit kreischendem Geschrei belebte die starren Klippen,
nur das Meer rauschte nimmer ruhend gegen die Felsen. Aber
auch im zerstörten Castel und rings herum war alles still, kein
Aar kreiste in der Luft und kein hungriger Geier schrie nach
Beute, nur des Nachts ändert sich die Scene, auf dem Gemäuer
mauet das Käutzlein und aus den Gründen tönt das Geheul
der Wölfe und das Klagen der Schakale. Keinem von uns
behagte die öde Stille, schweigend kletterten wir zum Kloster
hinab.
Der Igoumenos rief uns in eins der kleinen Gebäude, es
war die Kirche gegen Osten gestellt; sie enthält einige Heiligenbilder
in Lebensgrösse, mehrere kleinere, ferner 3 grosse
Wachskerzen, 4 ewige Lampen. Der innere Raum ist etwa
2 Lr. breit, 3 Lr. lang, an beiden Seiten befinden sich hölzerne
Stände oben mit einem Handgriff. Der oberste Geistliche
trat rechts in den ersten Stand und zwei andere in die Stände
links, zu jedem trat ein Knabe.. Es wurde Liturgie gehalten
und ein stilles Gebet war den Lieben im theuern Vaterlande
geweiht. Der Capitain kam und sagte, ob wir uns ausruhen
wollten, denn der Gottesdienst werde noch lange dauern; wir
empfahlen uns den Geistlichen und wurden in ein leeres ödes
Zimmer geführt, in welchem auf dem erhöhten, zum Schlafen
bestimmten Theile 3 Lagerstätten mit Kopfkissen und Decken
vorgerichtet waren, da wir hier übernachten sollten. Mit untergeschlagenen
Beinen setzten wir uns um das schwarz verräucherte
Kamin, Sessel giebt es nicht, aber das nasse Holz
qualmte und gab kein muntres Feuer.
An diesem Hause war rückwärts ein Hintergebäude, in
welchem sich ein grösser Bottich zum Weinkeltern befand,
er roch sauer und modrig, weil eine Menge Weinbeerschalen
darinn liegen geblieben waren. Das übrige Haus war öde, als
sei es schon längst verlassen. In dem einige Schritte breiten
Hofe stand ein Apfelsinenbaum mit einer einzigen grossen
Frucht, der Sonne goldner Strahl drang nicht zu ihr; wilde
Schösslinge strebten munter über die einkerkernde Mauer.
Lange sassen wir still am düster glimmenden Kamin und
von der Kirche her tönte tausendfaches Kyr i e e l e i son.
Endlich kam der Abt und der, welcher uns auf das Castel
geführt, ein Knabe brachte nach türkischer Weise eine grosse
kupferne und verzinnte Scheibe, mit einem ein Paar Zoll hohen
Rande umgeben, auf welcher ein Teller mit ausgeflossnem
Honig und ein Teller mit Wallnüssen (Juglans regia), nebst
einer gläsernen Flasche mit gekrümmtem langen Halse aufgesetzt
waren. Die Knaben und die Mönche schlugen die Nüsse
auf und warfen die Kerne in den Honig, in welchem man sie
mit einer Gabel herumwickelte und ass. Der Abt goss ein
Glas starken süssen Raki ein und überreichte es mit Gesundheitswunsch.
Diess süsse Gericht, was zu empfehlen ist, beschäftigte
uns eine gute Weile, wir unterhielten uns, die
Mönche entfernten sich und wir gingen wieder an das Kamin.
Nach einiger Zeit wurde eine ganz ähnliche, aber bei weitem
grössere Scheibe gebracht, auf welcher die Gerichte
standen: eine Schüssel mit zwei zerschnittnen Hühnern, die
in Butter und Zwiebeln gedünstet waren, und eine andere mit
im Kloster bereiteten Nudeln, die man Maccaroni nannte, in
vielem Fett gedünstet; dazu wurde geharzter Wein gebracht
und Ein Glas. Der Abt trank zuerst, ein andrer machte
den Mundschenk und überreichte Jedem nach der Reihe das
gefüllte Glas mit einem Gesundheitswunsche, den Jeder mit
einer Höflichkeit, einem Glückwünsche erwiederte. Der Mundschenk
war ein schöner Mann, Wie man selten in den Klöstern
findet, er hatte eine offne freie Stirn, schön geformte grade
Nase, schönen braunen Bart, schönen Teint, aber seine klaren
Augen bekam man nicht ganz zu sehen, denn stets sah er vor
sich hin und niemanden grad ins Angesicht; er schenkte rasch