wieder festgestellt werden, so wie es einst an dieser Stelle errichtet
wurde.
Die Aeolosstrasse durchschneidet die Herinesstrasse recht—
winklich und ist bis jetzt nach ihr die ansehnlichste.
Unter den Pallastartigen Gebäuden zeichnet sich vor allen
ändern das neu erbaute Hotel des als Ehrenmann, Staatsmann
und Schrifsteller rühmlichst bekannten K. K. Oesterreichischen
Gesandten Herrn von Osten-Prokesch aus. Es ist ein kolossaler
Würfel, aus dessen Mitte sich ein andrer grösser Würfel hebt,
um den herum und auf dem man spatzieren gehen kann.
Der schönere grossartigere Theil Athens zieht sich nördlich
über die Grenze der alten Stadtmauer hinaus, deren mächtige,
aus grossen Quadern bestehende Grundmauern frei gegraben worden
waren. Dieser höher liegende Theil der Stadt hat eine bei
weitem gesündere Lage, als der untere nach dem Tempel des
Theseus zu. Es wird daher auch nordöstlich, oberhalb der Stadt,
die neue Residenz erbaut, aus deren obern Gestock man die tiefer
liegende Stadt, die Ebene mit dem Olivenwalde, das Meer,
Salamis, Aegina und Morea’s blaue Küsten sieht. Nur noch Ein
Platz war zu einem Königlichen Schlosse günstig: auf dem Lyka-
bettos, von ihm ist die Aussicht zwar auch sehr einladend, dieser
Punkt aber sehr den Dünsten des Olivenwaldes und der Niederungen
ausgesetzt.
Dass man jetzt in Athen die meisten Producte und Luxuswaa-
renEuropa’s und desOrient’s, wohleingerichtete Gasthäusern, s. w.
findet? bedarf keiner Erwähnung, jedoch ist fast alles bedeutend
theuer, besonders aber Wohnung.
Das Dach des übrigens wohl erhaltenen Tempels des Theseus
war eingebrochen, der König liess es wieder hersteilen und den
Tempel mit Thüren versehen, damit er zur Aufbewahrung der
auf der Akropolis und sonst wo in Griechenland gefundenen Alter-
thiimer dienen könne. Von diesem Tempel giebt es viele Beschreibungen
und Abbildungen. Häufig ist bei ihm die Bemerkung
gemacht worden: der Marmor, aus welchem er erbaut-wurde, sei
von den Alten mit einem gelben goldglänzenden Firniss überzogen
worden. Hierauf ist folgendes zu erwiedern: Dieser pentelische
Marmor, der über 2000 Jahr seine Politur bewahrte,
hat allerdings eine gelbliche, glänzende, fast wie mit zartem
Goldschimmer überflogene Aussenfläche, was am schönsten bei
Sonnenuntergang bemerklich ist; diess rührt aber nur von der
langen Einwirkung der Atmosphärilien h e r , durch welche der
Marmor den beliebten, das hohe Alterhum anzeigenden Stich annahm.
Diess ist auch bei dem Parthenon der Fall. Dodwell nennt
diesen Schimmer eine goldne Patina.
Der pentelische Marmor sticht an und für sich stark ins gelbliche,
doch kann er nur erst nach einer guten Politur jenen
Schimmer annehmen, nicht mit rauher Oberfläche wie im Marmorbruche.
Die Akropolis liess der König unter der Leitung des gelehrten
Archäologen Dr. Ross vom Schutt befreien. Es erhebt sich nun
fr e i, was nach barbarischer Zerstörung von den Propyläen, vom
Parthenon, vom Tempel der Athene Polias u. a. noch übrig blieb.
Bei den Trümmern des Parthenon konnte mein Dollmet-
sclier, ein seltner Grieche, der hundertfach den Tod gesehen,
ein Held des Alterthums, mit feuchtem Auge nicht mehr zu
mir sprechen.
Man versicherte mir, dass nicht durch eine Bombe, wie allgemein
angenommen is t, sondern durch einen Sclaven, den der
Pascha schlecht behandelt hatte, das Pulvermagazin in die Luft
gesprengt worden sei. Es kommt jedoch darauf nichts an, die
Zerstörung war dieselbe. Im Innern dieses herrlichsten Tempels
des Alterthum’s ist eine kleine Moschee erbaut, sie steht noch,
denContrast greller zu machen. Ob man imErechtheion die Wurzel1
des ersten Oelbaum’s und den Brunnen auch gefunden mit
salz’ger Welle, von dem Pausanias spricht (Paus.1.26,), das weiss
ich nicht.
Die Karyatide , die Lord Eigin im brittischen Museo vergrub,
so wie andre Kunstwerke von der Akropolis, werden, wie zu hoffen
ist, von dem grossartigen Albion dahin zurückgestellt werden, wohin
sie gehören und wo sie das meiste Interesse haben. Dank sei
dann, dass sie so lange vor der Zerstörungswuth gesichert
wurden.