schildert den Tempel schon als arm. Pausanias sah noch
137 Statuen, Kunstwerke und reiche Schatzkammern; diese
waren unterirdisch, rund wie die des Atreus zu Mykenä, die
vorzüglichsten waren die der S ik y o n i e r , der Ko r in th e r ,
der Siphni e r , von deren Goldgruben Apollon den Zehnten
erhielt (siehe im 2ten Theil Insel Siphno), der T h e baue r
und der Athener. Alles ist geraubt, zerstört, verschwunden,
und auf dem heiligen Bezirk des Apollon steht ein kleines
armes Dorf aus leichten Häusern. Der Grund des Apollon
Tempels Hesse sich noch mit vieler Sicherheit auffinden,
wenn man im mittlern Theil des Dorfes KastrI, noch unterhalb
dem Hause des ehemaligen Aga, bei welchem sich grosse
canelirte Marmorstücke dorischer Ordnung fanden, längs dem
Abhang mit hinreichender Breite und Tiefe eine Ausgrabung
begönne und damit gegen das Gebirg zu forfcführe. Die darauf
erbauten Häuser müsste man auskaufen, und sie entweder
südöstlich von dem Abfluss der Kastalischen Quelle, oder südwestlich
von KastrI übersiedeln, wo sonst die Stadt Delphi
lag; dabei müsste man ihnen bei der Grundgrabung beistehen,,
damit sie sich nicht wieder über altertliümlichen Resten festsetzten.
Wasser kann ihnen dahin von der Kastalischen Quelle
geleitet werden. So wird man den viereckigen Peripteros
des Tempels wiederfinden, die Dunsthöhle, wenn auch zusammengestürzt
oder verschüttet, und den grossen Nabel von
Marmor, der nach der Phantasie der Delphier der Mittelpunkt
der Erde war, vielleicht weil sie meinten, die Gottheit
müsse im Mittelpunkt der Erde wohnen, um von hier überall
hin gleich weit die Erde auch gleichförmig regieren zu können.
Um diesen Punkt zu bestimmen, liess Zeus zwei Adler
von den beiden Enden der Welt aus Osten und aus Westen
zu gleicher Zeit fliegen und hier kamen sie zusammen; siehe
Taf. II. Dieser schwere Nabel möchte wohl den Plünderern
zu unbedeutend gewesen sein, mit Mühe auch ihn zu rauben,
und könnte daher noch gefunden werden.
Man zeigte mir ein Marmorstück mit Reitern, die aber
ganz verstümmelt waren, und alte mächtige Mauerstücke im
mittlern Theil des Dorfes, unlängst bei Erbauung eines Hauses
ausgegraben. Zu oberst über dem Dorfe sieht man die
Pythische Rennbahn, in welcher Wettlauf und Kämpfe gehalten
wurden; sie ist nicht breit, aber ziemlich lang (über 200
Schritt), an der Ost-Seite sind einige wenige Sitze wie grosse
Stufen im grauen Kalkfelsen ausgehauen, sie sollen einst mit
weissem Marmor belegt gewesen sein. Südlich ist diess Stadion
längs hin durch mächtige Quaderstücke, die eine Mauer
bildeten, begrenzt. Eine Ansicht von Delphi, den Phädriaden
(zwischen beiden am Fuss der östlichen befindet sich die Ka-
stalische Quelle) und dem Parnassos giebt Taf. II. Das Orakel
lag in einer Umgebung, die einen ernsten, erhabenen und
geheimnissvollen Character hat.
Westlich von KastrI einige Minuten weit kommt man zu
einem Felsen, in welchem durch eine grosse Thüre man in
eine schön ausgearbeitete Höhle gelangt; dem Eingang gegenüber
ist ein Grab im Felsen ausgehauen und an jeder Seite
ein ähnliches. Dass sie leer sind, versteht sich von selbst,
auch die Gebeine sind nicht mehr darinn. Die Wölbung über
jedem Grabe ist mit feinem Mörtel überzogen und gemalt,
aber später ganz zerkratzt, nur über dem mittlern Grabe
sieht man noch deutlich genug einen roth und grünen Papagey
mit langem Schweife (Psittacus Älexandri). Die Farben
sind noch schön und die Zeichnung ist sehr richtig. Kurz
zuvor, ehe man zu diesem schönen Grabe kommt, sieht man
unterhalb des Weges Mauerreste der Stadt Delphi.
Der Fremden, welche nach KastrI kommen, hat sich der
dortige Demarch bemächtigt, sie wohnen und nähren sich bei
ihm; er hat einige Bogen Papier zusammengeheftet und bittet
jeden Fremden sich einzuschreiben. Man hat ihn mit Recht
nicht gelobt, er ist zuletzt als un grandissime fripon geschildert.
Der Parnassos erhebt sich nach B, SC V . Messung über
2400 Metres über das Meer; er besteht ganz aus weisslicli-
grauem zur Kreide gehörigen Kalkstein. Gegen 3 Stunden
nördlich von Delphi ist auf dem Parnass die merkwürdige Ko-
rykische Höhle; von ihr aus kann man, wiewohl sehr be