Das Köstlichste von allen Früchten Griechenlands und
der umgebenden Länder sind die We in t r a u b e n , und ganz
vorzüglich die der Inseln des südlichen Archipelagos. Sie
verdienten schon allein, dass man um ihretwillen dahin reiste.
Die Weintrauben werden heut zu Tage noch Staphyli ( 2 t a -
cpvXi) genannt, wahrscheinlich nach dem Staphylos, dem
Sohn des Dionysos.
Die Weinlese wird in Griechenland jetzt nicht weiter,
als durch Traubenessen gefeiert. Man hat zu viel zu thun.
Die Feier des Dionysos ist nach Deutschland gewandert. Am
Rhein, wo unsere Reben wachsen, wird überall die Weinlese
feierlich begangen. Zu Vevay, wo es die trefflichsten Trauben
giebt, zieht der Weingott mit seinem Gefolge bei der
Weinlese festlich und fröhlich einher. In Italien geht man
Abends unter Getöse von kleinen Trommeln und Castagnet-
ten vom Weinberg nach Hause.
Reist man in Griechenland vor oder zur Zeit der Weinlese
bei Weingärten vorbei, so wird man freundlich gerufen,
oft genöthigt, einige Weintrauben auf den Weg zu nehmen,
doch war es nicht überall so, manchmal flogen Steine, um
die, welche Trauben kosten wollten, zu vertreiben.
Manche Hunde wandern zurZeit, wenn die Trauben reif
sind, des Nachts in die Weinberge und kehren vor Tages Anbruch
wieder zurück (siehe Beschreib, von Serpho); sie sind
zu dieser Zeit wohlgenährt und glatt; sie fressen die einzelnen
Beeren sehr zierlich nach einander ab.
Aus gutem Mo s t und Stärkemehl von Weitzen bereitet
man eine durchschimmernde, gelbliche Gallerte, die gewöhnlich
noch mit Rosenöl, Orangenöl u. s. w. versetzt wird, um
ihr einen Wohlgeschmack zu geben; auch Nusskerne werden
hinein gemengt. Diese Gallerte wird in 4eckige, zollgrosse
Stücke geschnitten; und wenn sie gehörig trocken ist, dicht
übereinander in Schachteln gepackt und fest gepresst. So
hält sie sich Jahre lang und kann weit versendet werden. Sie
ist als Confect sehr beliebt, sehr nahrhaft, aber etwas theuer;
sie wird in Athen und in Constantinopel gut bereitet, am bc
sten aber in Chios.
In gutem starken Most werden zerschnittene Quitten,
noch nicht ganz reife Feigen, Schalen von Wassermelonen
(weil sie voller Zellen sind, in die der wohlschmeckende Most
dringt), Citronen, Orangen, Citronat, getrocknete Kirschen,
auch wohl Weinbeeren (die aber nicht lange kochen dürfen),
eingesotten, um zum Glüko oder als Nachtisch zu dienen.
Erdbeeren und Himbeeren würden, auf diese Weise behandelt,
trefflich sein, allein sie sind noch nicht angebaut.
In schon stark eingesottenen, syrupartigen Most taucht
man an Schnüre gereihte Nüsse und Mandeln wiederholt ein,
bis sie das Ansehen einer Wurst bekommen, diese hängt man
an einem luftigen, kühlen Orte auf, und schneidet sie im
Winter als Confect in Scheiben, was nicht bitter schmeckt.
Der zu Traubensyrup eingesottene Most ist sehr süss und
meist etwas aromatisch; er heisst neugriechisch itytfia, wird
aber meist noch türkisch peckmehsi genannt.
Aus den T r e s t e r n , in welchen noch viel Saft zurückbleibt,
bereitet man Branntwein, dieser muss aber noch einmal
abgezogen werden, um Raki zu geben, man setzt daher,
um ihn gleich bei der ersten Destillation stark zu bekommen,
zu den Trestern geistigen Wein, oder zieht ihn auch wohl
nur aus starkem Wein ab. In die Blase kommt fein pulv.
Mastix und Anis und damit wird er abgezogen, wenn man daher
Wasser mit Raki mischt, so wird es milchig, weil der
im Weingeist aufgelöste Mastix u. s. w. sich nun trennt.
Die T r e s t e r n können zur Grünspan- und Essigbereitung
dienen. £g|| Als Brenn - Material und selbst als Futter für
Pferde und Geflügel. *)
Aus verbrannten Trestern stellt man in einigen deutschen
Städten das sog. F r a n k f u r t e r s c hw a r z dar, dessen man
sich zum Kupferdrucken bedient.
*) Journal des connoissances usuelles 1833. Mai p. 282. — Pharm.
Centralbl. 1833. 2. p. 863.