250 EPIDAURIS.
geringer Tiefe vor, so würde diess für artesische Bohrungen
günstige Resultate hoifen lassen.
Die nahen Gärten haben eine für Südfrüchte zu kühle,
feuchte Lage, es wuchsen dort Apfelsinen, die aber, so schön
als sie aussahen, auch so sauer waren. Man erbaute ferner
dort Citronen, weissgelbe Glas-Aepfel (wie die in Kleinasien
wilden), kleine Aprikosen; die letztem beiden wurden mir unreif
abgenommen gebracht, das ist so hier Sitte, theils weil man
es nicht länger erwarten will, theils weil sie sagen, sie würden
sonst gestohlen, wenn man sie zu lange am Baume liesse,
theils weil sie das Saure lieben. Auch Granatäpfelsträucher
standen in diesen Gärten und Mais, der eben blühete.
Bei Piadda, ging die Rede, sollten auch Braunkohlen
Vorkommen, aber es fehlt hier die in Griechenland bedingende
Süsswasserformazion, auch sind keine Anzeigen von Kohlen
unter ändern 'Verhältnissen vorhanden.
Ein Mann führte mich östlich, zwischen den Gärten
durch, auf einen niedern Kalkberg, zwischen den senkrecht
zerklüfteten Klippen zu einer kleinen Stelle, die mit röthli-
cher eisenschüssiger Erde und röthlich gefärbten Kalksteinbrocken
ausgefüllt ist, wie diess auf den hiesigen Kalkgebirgen
sehr häufig vorkommt; er meinte, wenn man nur tief
grübe, so fände man Blei; es wären Mastöri (sog. Meister)
unter Graf Kapodistria hergekommen, hätten von dieser Erde
weggeholt und nach Nauplia gebracht, sie seien aber nicht
wiedergekommen.
Nachmittags zogen wir am östlichen Bergabhange südlich
weiter; an ihm steht rother Eisenkiesel zu Tage; ich fand in
dem rothen eisenkieseligen Gestein ein Stück Feuerstein mit
weissen Flecken und etwas blassrothen Karneol. Später trat
wieder Serpentin hervor. Es wurde Abend und der Weg
senkte sich hinab nach Epid aur i s . Diess ist ein kleiner,
ziemlich regelmässig neu erbauter Ort, nahe an einem guten
Hafen, in welchem man sich, wenn man aus Nauplia kommt,
nach dem Piräeus einschifft, und umgekehrt.
EPIDAURTS.
Um Epidauris herum tritt an den untern Abhängen des
Gebirges Serpentin an mehrern Stellen zu Tage.
Hier lag das alte Epidauros; es war dem Asklepios (Aescu-
lap) heilig, einem Sohn des Apollon, der von seiner Mutter
Koronis auf dem Berge Tittheion ausgesetzt wurde. Eine
Ziege nährte den kleinen Halbgott und der Hund der Heerde
bewachte ihn. Als er erwachsen war, konnte er Alles, was er
wollte, an den Kranken heilen und sogar die Todten erwecken.
Es wurde ihm ein Tempel erbaut, sein Heiligthum und ein
Theater liegt südwestlich von Epidauris über dem Gebirg;
ich werde später von diesen Ruinen sprechen.
22 sten. Von Epidauris führt ein Weg längs der Meeresküste
über Fanäri (Laterne, Leuchtfeuer) nach Poros, er soll
aber sehr klippig und schwer mit Gepäck zu passiren sein,
ich schlug daher den ändern ein. Anfangs zieht man ein
Stück in der Ebene hin, dann geht der Weg eine halbe Stunde
lang sehr steil aufwärts. In der mit Sträuchern dicht bewachsenen
Schlucht unterhalb des bergauf führenden Weges
sollen sich viel wilde Schweine aufhalten; am Wege wurden
Felsenhühner aufgejagt, die Jungen konnten kaum erst fliegen.
Der Kalkstein fällt in S. W. und das rothe eisenkieselige
Gestein tritt oft hervor; es enthält häufig chalcedonartige Par-
thieen, besonders in der Nähe des Serpentins, der etwas verwittert
zum Theil in Kugeln vorkommt; auch etwas Thonschiefer
.zeigt sich.
Ungefähr 2 J St. von Epidauris findet man jenseits des
Gebirges am untersten südlichen Abhange eine Quelle schlechtes
Wasser; sie ist die einzige auf ein Paar Stunden weit,
es müssen daher aus der dürren Umgegend die Felsenhühner
und Hasen hierher um des Wassers willen kommen. Dergleichen
isolirte Quellen sind in Griechenland nicht selten; sie
werden von den Landleuten benutzt, um sich in ihrer Nähe
zu verstecken und des Abends oder des Nachts bei Mondschein
die Thiere zu schiessen, welche brennender Durst zur
Quelle treibt.