Wir hatten guten Wind bis Cap Kandili, dort war aber
Gegenwind, so dass wir den ändern Morgen noch ganz in der
Nähe von Euböa waren.
I l t e n . Wir hatten den ganzen Tag Gegenwind, mussten
kreuzen und waren lange Skyro-Pulo gegenüber, zum Abend
trat Windstille (Bonatza) ein. Der Schiffer, die zwei Matrosen
und der Schiffsjunge (Mutzo) ruderten bis Skansöra, wo ein
kleiner guter Hafen is t, der häufig von Seeräubern aus dem
nahen türkischen Gebiet besucht wird.
Skans ö ra (Skandile) ist eine öde, flache Felseninsel,
sie besteht aus weisslichem dichten Kalkstein. Es war schon
Nacht, als wir ankamen und mit Mühe konnten 3 Pionniere
so viel Gestrüpp zusammenbringen , um sich auch nur ein
halbes Stündchen an einem kleinen Feuer ein wenig zu erwärmen,
denn in dieser Jahreszeit ist es des Nachts empfindlich
nasskalt. Wir schliefen sorglos ruhig, denn wir wussten
nicht, was auf den nächsten Dämonsinseln für Geister hausten.
Gegen 2 Uhr Nachts segelten wir nach Gewohnheit der Seeleute
wieder ab. Es musste immer noch gerudert werden;
wir kamen bei der Insel Chi l iodr omia vorbei, sie zeigte an
dieser Seite flache Hügel mit dünner Waldung und Weinbergen
bedeckt.
An S k op e lo ’s südlicher Küste sah man zerrissne Kalkfelsen;
weiterhin geschichtet und gegen die Insel, in Nord,
einfallend. Wir mussten in eine kleine Bucht einlaufen, denn
weiter zu kommen war es zu spät und mit einem so kleinen
Fahrzeuge ist es in der stürmischen Jahreszeit nicht rathsam
See zu halten; die Schiffer suchen zur Nacht stets eine Bucht
zu erreichen oder sich wenigstens hinter einer Klippe zu bergen
, wie diess im folgenden oft erwähnt werden wird.
Des Nachts kamen mehrere Kähne, vorn mit einem kleinen
eisernen Feuerkorbe, in welchem Kienholz brannte, bei dessem
hellen Scheine man die Fische gewahrt, welche des Nachts
an die Oberfläche zu kommen pflegen und, vom Feuerschein
geblendet, still stehen, sie werden dann mit einem kleinen
Hamen schnell aus dem Wasser geschöpft, die grössern mit
Fischstechern gestochen; es erfordert Uebung und Gewandheit,
denn der Kahn wird dabei stets fortgerudert, sehen und fangen
muss schnell auf einander folgen. Wenn stilles Wetter ist,
sieht man an den meisten Küsten solche Feuer-Kähne. Die erwähnten
Inseln werden später genauer beschrieben werden.
13 t en. Vor Tagesanbruch segelten wir wieder ab und
kamen Nachmittags 3 Uhr auf die Rhede unterhalb Xerochöri,
einen Hafen giebt es dort nicht. Die Ufer von Euböa zeigten
sich, ehe wir dahin kamen, sehr waldig, weil die dem Meere
nächste Ebene sumpfig ist. Am Strande stand eine nur zum
Theil bedachte Schilfhütte. Unser Schiffchen wurde mit
einer Winde auf den Sand gezogen. Es waren Bauern da,
die aus dem Gebirg Holzkohlen zum Verkauf herabgebracht
hatten, sie verlangten aber, um unser Gepäck auf ihren Pferden
nach Xdrochöri zu schaffen, durch welchen Ort sie leer
ins Gebirg zurückkehren mussten, das Doppelte, was man sonst
für ein Pferd zu zahlen pflegt. Ich blieb daher diesen Tag
noch in dem Hause, was uns hierher gebracht hatte und sandte
den Gensdarmes nach Xerochöri, um Quartier und Pferde zu
bestellen; heute wäre er schwerlich zurückgekommen, denn
so brav die Gensdarmes auch auf der Reise sind, so finden
sie doch bei der Ankunft an einem Orte viel Bekannte, da
muss geraucht, Kaffee getrunken und erzählt werden, wie es
auf der Reise gegangen ist u. s. w., man muss daher auf diese
Verzögerung stets gefasst sein, sie glauben nach der glücklichen
Ankunft ihr Geschäft somit beendigt zu haben.
Ich besuchte die nahen Ruinen von Oreos und liess das
Zelt über unser kleines Schiffchen spannen, denn aus Thessalien
kamen finstre Wolken, zur Nacht donnerte und blitzte
es heftig und der dichte Drillich des Zeltes vermochte nicht
deii: starken Schlagregen abzuhalten, der uns nur auf eine
feinere Weise, als Staubregen durchnässte. Unter dem Gebraus
der Elemente schliefen wir ruhig, bis bei Tagesanbruch
heftiges Getöse uns verkündete, dass wir nahe daran gewesen
waren hinüber zu schlummern, denn eine Wasserhose (trompe)
war ganz in unsrer Nähe zerplatzt.