Tage hier bleiben, da man wegen der durch die immer fortwährenden
Regengüsse angeschwollenen Bäche weder vor- noch rückwärts
reisen konnte. Man wundert sich, dass das Kloster im
rauhesten, unzugänglichsten Theile des Gebirges liegt und nur
einen kleinen Garten hat; seine Besitzthümer liegen aber südlich
ausser dem Gebirg in fruchtbarem Lande, einige Stunden
entfernt, dort Sind Metochieen mit Klostergeistlichen (Mönchen),
welche den Anbau besorgen und den Ertrag theils in natura, theils
in Geld verwandelt, in das Hauptkloster bringen, weil diess in
frühem Zeiten der sicherste Zufluchtsort war. Die Mönche dieses
Klosters sind sonst tüchtige Vertheidiger desselben gewesen.
In jedem Kloster hatte ich mir zur Regel gemacht, das genossene
Gute einiger Maassen zu vergüten, besonders da die
hiesigen Klöster im Allgemeinen nicht reich sind, und so schieden
wir auch hier mit Segenswünschen begleitet.
13t e n . Es hatte sich ein wenig aufgehellt, ich liess
aufbrechen, aber bald trieben wieder finstere Wolken über
das enge Thal und es regnete stark. Nachdem man von dem
Kloster aufwärts gelangt ist auf den allgemeinen Weg, an
welchem die beiden Thürme stehen, zieht er sich am steilen
Bergabhange über der linken Seite des Baches hin, der sich
zwischen hohen rothbraunen Klippen weit von Norden herschlängelt.
Der Weg ist 1 Klafter breit, geebnet und war
bisher gut, jetzt aber an mehrern Stellen vom Regenwasser
eingerissen, was im steilen Gebirge meist unvermeidlich ist;
oft sieht man an seiner Seite wohl 60 Klafter tief ganz steil
hinab. Wo nur ein kleines Plätzchen Erde Anbau erlaubt,
da sind Felder und Terrassen angelegt, die, bei welchen
man zuerst vorbei kommt, gehören zum Kloster und liegen
jenseit des Baches; bald sieht man unterhalb auf dieser Seite
eine vorspringende Klippe mit schwarzen Feldern und auf
dem schmal auslaufenden Kamme gewährt eine runde Tenne
zum Austreten des Getreides einen eignen Anblick. Nachdem
man etwa 2 Stunden zurückgelegt hat, senkt sich der Weg
sehr steil schlangenförmig in das Thal, die bisher enge
Schlucht erweitert sich hier etwas , der Bach war ungefähr
20 Schritt breit und gegen £ Klafter tief. Schon auf der
Höhe zeigte sich ein schwarzer Querstreifen über das schäumende
Wasser und im Thale fanden wir eine Brücke der
Wildniss; armstarke Zweige waren an einander gebunden, 2
Fuss von einander, mit Tannenzweigen bedeckt, über welche
Steinplatten gelegt waren, in der Mitte hatte man einen jungen,
einige Zoll starken Baumstamm untergestützt, die Brücke
schwankte stark und darunter toste der Bach. Sattel und
Gepäck wurden hinüber getragen und glücklich gelangten alle
auf die andere Seite. Den Pferden wurde ein Strick um den
Hals geschlungen, damit sie das Wasser nicht zu weit fortriss,
so wurden sie schwimmend durchgezogen. Bald nachdem
man diesen Bach überschritten hat, fällt ein anderer in
ihn, an seiner linken Seite wendet sich der Weg am Gebirgs-
abhange rechts. Hier steht graues sandiges Gestein zu Tage,
es ist geschichtet, voll von weissen kleinen Glimmerblättchen,
braust etwas mit Säuren ohne zu zerfallen und hat starken
Thongeruch; dann folgt wieder das rothe eisenkieselige Gestein.
Zur Nacht kamen wir durchnässt nach Micro Gorio,
einem Dorf von ungefähr 100 Häusern. Von hier sandte ich
einen Boten nach Lastöwa und liess dort den Tschembo Jani
sagen, mir von der ihm bekannten Erde, worinn Kupfer
sei, zu senden. In Karpenitze erhielt ich die Probe, es ist
ein dunkelviolettes, thoniges, mildes Gestein, in welchem sich
mandelsteinartig kleine rundliche, blassgrüne Körnchen zeigen.
Zwischen diesem Gestein kommen einzelne, mehrere Zoll
breite, ganz dünne Blättchen gediegenes Kupfer vor. Er liess
mir berichten: nur mit grösser Mühe sei ein junger Mann bis an
den Abhang des Gebirges gekommen, was 1 | St. von Lastöwa
entfernt ist; die Berge lägen voll Schnee die Bäche
seien jetzt zu sehr angeschwollen und es könne kommen, dass
man beim ersten starken Regengüsse mehrere Tage hindurch
nicht zurückkönne, man müsse diesen. Platz im August besuchen.
Diess hielt mich natürlich ab, dahin zu reisen. Der
Platz muss, obgleich die eingesandte Probe nicht viel verspricht,
doch später einmal untersucht werden.