Folgende Art, saftige Früchte wohlschmeckend auf eine
sehr einfache Weise aufzubewahren, ist wenig bekannt, ich
theile sie daher mit: Man kocht Zuckergläser stark aus, um
vor dem Zerspringen sicher zu sein, trocknet sie vollkommen
aus, und füllt sie dann mit sorgfältig abgenommenen, völlig
reifen, fehlerfreien Früchten, die von aussen völlig trocken
sind, bindet eine gute Blase drüber, lässt sie so eine Weile
kochen, und nachher vorsichtig abkühlen, sie halten sich dann
lange und schmecken angenehm.
Die Pflaumen und besonders die Zwetschen gehören zu
den nutzbarsten Fruchtarten. — Man kocht sie in Zucker ein,
legt sie in Essig; macht Mus; getrocknet geben sie einen bedeutenden
Handelsartikel; der ungarische Zwetschen-Branntwein,
S l i b owi t z a , ist geschätzt. — Schlechtere Früchte
zur Mast für Schweine. — Ueber Z w e t s c h e n k e r n e abgezogener
Branntwein bekommt einen Persiko-Geschmack, er
rührt von Blausäure her, ist daher nachtheilig. — Die Kerne
enthalten ein fettes Oel; wenn sie gehörig geröstet worden
sind, sollen sie ein unschädliches Kaffeesurrogat geben. —
Aus den Stämmen quillt oft ein Gummi , was wie das von
den Kirschen benutzt werden kann; auch eine Art Manna
soll sich aussondern. Die Pflaumen, Zwetschen u. s. w.,
selbst die Schlehen sind sehr häufig dem Auswachsen der
Früchte zu einer langen, bald abfallenden Hülse unterworfen,
besonders wenn kurz nach dem Verblühen ein kalter Regen
auf vorhergegangene starke Hitze folgt. — Es sollen nun die
Haupt-Pflaumen-Sorten, von denen Plinius schon ein Paar
Hundert kannte, kürzlich betrachtet, und am Schluss des Geschlechtes
Prunus einige Literatur für Obstcultur angeführt
werden.
Unter P. domestica begriff Linné die folgenden species, welche von
neuern Botanikern getrennt werden.
P. s a t i v a . D e r g eme i n e z a hme P f l a umenbaum. Er ist ursprünglich
in Asien zu Hause. Von ihm stammen nachstehende Hauptgruppen.
I. P. s. c v a n o c a r p a . Früchte gross, rund, blau, schwärzlich oder
violett. Hierher die s p a n i s c h e ; die S c hw e i z e r ; die P f i r s i c h -
P f l a ume , die letztere ist die vorzüglichste dieser Gruppe.
II. P. s. e r y t h r o c a r p a . Gross, rundlich, roth oder röthlich. Hierher
die bunt e Pf l a ume , Diaprée, zu Prunellen tauglich. Die Mangerò
u - P f 1 au m e u. s. w.
III. P. s. x a n t h o c a r p a . Gross, meist rund, gelb oder röthlichgelb.
Hierher die g e l b e Ma r u n k e , fast wie ein Enten-Ei gross. Die Pap-
p a coni von Neapel u. s.w.
P. d a m a s c e n a . De r Zwe t s c h e n b a um.
Die erste Nachricht von ihm gab Came r a r iu s im löten Jahrhunderte.
Sie wird getrocknet von Damascus versendet. Gegen Ende des I7ten
Jahrhunderts brachten einige Wiirtemberger, als Venetianer Soldaten, die
ersten Zwetschenkerne nach Morea. Dann wurde er allgemein verbreitet.
Die veredelten Spielarten theilt Dr. Di e r b a c h in folgende Hauptgruppen
:
I . Blaue, rothe und röthliche, z.B. die u n g a r i s c h e Z w e t -
s c h e u. s. w. ^ .
II. Gelbe, grüne oder grünliche, z. B. die R e i t z e n s t e i n e r
Z we t s ch e u. s. w.
P. c e r a s i f e r a . D i e M y r o b a 1 a n e. Ist ein ansehnlicher Baum,
er blüht früh; Früchte w ie Mirabellen gross, roth, weichsaftig, an dünnen
Stielen.
P. b r i c a n t i a c a . D ie f r a n z ö s i s c h e Al p en —Pf l a ume .
Ist im südlichen Frankreich einheimisch. — Die Ke r n e geben ein
nach bittern Mandeln riechendes Oel, hui le de Ma rmo t e. — Die
Oelkuchen sind blausäurehaltig und daher als Futter nachtheilig. Von
ihr stammen die Mi r a b e l l e n , Re i n e c l a u d e n , A p r i c o s e n - P f l a u -
men u. s. w.
P. iN s iT iT iA L. De r wi l d e Plaumenb auro.
Er wächst wild zwischen Smyrna und Magnesia, wäre daher leicht
nach Griechenland zu verpflanzen. — Es ist ein mässig hoher Baum von
etwa 20 Fuss Höhe. — Die F r ü c h t e werden von dem Volke gegessen,
sie sind süsslich herb, man nennt sie auch wohl Haberschlehen, Kriechen
u. s.w. — 100 Pfund Kerne gaben 33 Pfund Oel *). — Das Ho l z ist
hart, fest, schön gefleckt, wird wie das vom gem. Pflaumenbaum benutzt
.S
ein Ha u p t n u t z e n ist die veredelten Sorten Pflaumen, Zwetschen
oder Apricosen auf ihn zu pfropfen.
*) Grossh. Bad. landw. Wochenblatt, 1834. p. 223.
F. J. v. G ü n d e r o d e und M. B. B o r k h a u s e n : Die Pflaumen.
4 Hefte mit illum. Kupf. Darmstadt 1804. 12 fl.