Vor Ajio Wläsis öffnet sich ein schönes fruchtbares Thal
voll Weingärten; die vor 2 Jahren angepflanzten Weinstöcke
trugen jetzt, im dritten Jahre, reichlich dunkelblaue süsse
Trauben. Am Wege stand der unterste Ueberrest eines altgriechischen
runden Thurmes aus grossen Quaderstücken
(rund sind sie bekanntermassen selten).
Aj io Wl ä s i s ist ein massig grosses Dorf, es liegt an
und auf einem Hügel an der Südseite des Thaies. Von hier
geht es anfangs in einem obern Thale fort durch ein zweites
Dorf, dann sehr steil bergauf, das Gebirg erhebt sich hoch.
Dunkle Edeltannen stehen an den steilen Abhängen und bilden
zuweilen ganz hübsche Bestände, aber meist liegen die Gehänge
voll verfaulter oder verbrannter Baumstämme, sie sind
vom Wind umgebrochen oder umgehauen und liegen gelassen.
Ein schmaler Fussweg, der sich oft ganz verlor, führte auf
eine steile Kalkkuppe und eben so steil wieder herab und
nochmals steil hinauf und steil hinab, eiu schauderhafter Weg
für unsre Pferde, kaum dass sie noch klimmen konnten.
Es ist ein ödes, wildes Gebirg, nur steile Felsenkuppen und
schwarzer Tannenwald, den selten eine Meise oder ein durchziehender
Nusshäher belebte; wolkenschwer verkündete der
finstre Himmel den Eintritt der Herbststürme.
Des Nachts erst gelangten wir an ein einsames Kloster
zur heiligen Mutter Gottes. Die Paar Mönche, die es bewohnten,
trauten anfangs nicht uns einzulassen, waren dann
aber freundlich und willig.
6teil. Vor der Abreise besuchte ich noch die Kirche
und gab zu Kerzen wie gewöhnlich. Wir zogen weiter im
öden Gebirg. Ehe der Weg sich aufwärts zieht nach Nusla,
steht im Thale eine Sägemühle. ^ St. vor Nusia führt ein
gepflasterter Weg am Gebirgsabhang aufwärts, mein Pferd,
der Ebene gewohnt, glitt auf den glatten Kalksteinen aus
und stürzte rückwärts mit mir, es hob sich, stürzte nochmals
rückwärts und wäre auf mich gefallen, aber es gelang
mir glücklicherweise, mich mit dem Fusse abzustossen. Mein
Säbel, der am Sattel angehangen war, flog aus der Scheide
den Abhang herab und mein treues Doppelgewehr warf ich
noch im Stürzen auf ein Gestrüpp. Alle hielten mich für
verloren, aber mir und meinen Sachen war, Gott sei Dank,
nichts geschehen. Der Grieche, dem das Pferd gehörte, und
die Gensdarmes sagten: es habe die heilige Mutter Gottes
(Panajia), deren Bild ich heut’ gesehen, mich beschützt.
In Nausla, einem kleinen Dorfe, machten wir Mittag;
Leute und Pferde bedurften einer Erholung, die meisten
Einwohner waren 2 St. weit im Thale, wo sie ihre Winterwohnungen
und Ernte-Vorräthe haben. Es waren viel
Hühner da, ich bot für eins 100 Lepta ( l Drachme), die Leute
antworteten: sie wüssten nicht, wem jedes gehörte; da brachte
einer der Griechen, die bei mir waren, einen jungen Hahn,
den er mit einem Steine niedergeworfen hatte, er wurde zubereitet;
bald kam eine Frau und sagte, er gehöre ihr, sie
verlangte 1 Grosso (40 Lepta), und als sie diess erhalten,
wollte sie gern noch einige Hühner bringen. Ich erhielt hier
eine grosse schöne Weintraube, sie war aber noch sauer.
Wir hatten von hier noch einen beschwerlichen Weg zurückzulegen,
bis wir zum Kloster Pan a g la Ch r y s o p l g i gelangten.
Nahe bei diesem Kloster sollte sich Gold gefunden haben,
es war darüber Anzeige gemacht worden und die Mönche
beschuldigt, sie hätten sich des Platzes bemächtigt und ihn
vermauert. Die Klostergeistlichen führten mich gleich bei
meiner Ankunft an den Fundort ohne viele Fragen, womit
man, wie gewöhnlich, hier einer Sache auf den Grund kommen
muss, und schmähten nicht über den Verläumder.
Kaum zehn Minuten weit vom Kloster N. N. O. in einer
engen Wasserschlucht streicht eine vom Wasser durchgerissene
gegen \ Lr. mächtige Lage schwarzer jaspisartiger Kieselschiefer
(Lydischer Stein) h. 4 und fällt 30° in N. O.; er bricht in
regelmässigen Lagen, die 2 bis 2J Zoll stark sind, ist voller
Sprünge, und wo er grössere Bruchflächen bildet, eignet er sich
sehr gut als Probirstein. Dieser Kieselschiefer ist häufig auf den
Ablosungsflächen mit einer weissen Haut kohlensauren Kalk,