P O R T O Q U A G L I O .
D e s Nachts im Finstern ankerten wir in dem Hafen Porto
Quaglio, vom Ital. guaglia, die Wachtel, einige leiten seinen
Namen von Orangen, Portogalli, ab und schreiben ihn Porto
Gallio. Die erste Schreibart und Ableitung ist aber wohl die
richtigere, denn es fallen hier seit Jahrhunderten jährlich auf
dem Zuge grosse Schaaren Wachteln ein, wie weiterhin erörtert
werden wird. Es war in der Vorzeit der Hafen des
Achilleus.
Wir sahen bei unsrer Ankunft kein Licht, kein Haus, nur
einmal unterbrach der Schall eines Hornes die Stille der
Nacht.
5 t en. Des Morgens sah man die Grösse dieses Hafens,
der tiefen, guten Ankergrund hat, und ringsum begrenzt ist
von hohem Gebirg. Nördlich liegt auf einer Felsenkuppe ein
festes, einsames Kloster, östlich sieht man auf dem hohen
Bergrücken einen Wartthurm. Südlich steht nah am Strande
unter dem aufsteigenden Gebirg ein weisses, breites, thurmartiges
Gebäude, welches sich Capitain Gligörä Konchönä seit
kurzem erbaut hat. Ich ging an’s Land, um ihn zu besuchen,
er hatte schöne neue Uniform angethan, empfing mich freundlich
und führte mich in seine Behausung. Eine steile Treppe
mit schmalen Bretern leitete in die 1 Stock hoch befindliche
fh üre, zur Seite der Treppe war ein langes Holz schief gegen
die Wand gestellt, um als Lehne zu dienen. Der innere
Raum war nicht abgetheilt; wie gewöhnlich über der Breite
des Einganges um 1 Stufe erhöht; darauf waren braune gesteppte
Decken ausgebreitet, zwei Kopfpolster; eine Lade, mit
einer rothen Decke überdeckt, war zum Sitz für mich bestimmt;
an den Wanden hingen Kleidungsstücke, Hemden,
Fustanelle, Pistolen und ein neuer, 2 Fuss hoher Nürnberger
Spiegel, darunter standen hölzerne Koffer, Laden u. s. w.
In der niedrigem Abtheilung beim Eingänge befanden sich
Fässer, Mulden u. s. w., zwei alte Weiber siebten Mehl und
kneteten nachher Brodteig. Die wenigen kleinen Fenster waren
alle zugemacht; von der offenen Eingangsthüre kam das
Tageslicht von der Seite herein. Der Capitain holte aus einem
Wandschranke ein kleines Fläschchen mit Raki, suchte
aus einer Truhe ein Paar englische Kaffeetassen und liess
Kaffee machen, eine grosse, zerbrochne, trockne Bretzel diente
als Zwieback, eine gläserne Wasserflasche war voll klaren
Zucker und aus einer grossen Lade brachte er einen Topf
mit Honig; wir frühstückten. Der Capitain war so gefällig
mich zu den Eisenerzen und nach seinem Thurm zu begleiten.