wenn Gewächse in einem ihrer Theile Aehnlichkeit mit Organen
des menschlichen Körpers zeigen, sie auch auf diese
besonders wirken, z. B. die Blüthe von Äristolochia longa
sieht genau einem Uterus ähnlich und wirkt auf ihn ganz
auffallend; die Blüthe von Euphrasia officinalis zeigt ein Auge
lind ihr geistiger Auszug wirkt bei gewissen Entzündungen
der Augen wunderbar; so wirken die testikelartigen Knollen
der Orchisarten stärkend auf die Testikeln durch den Salep;
der gelbe Saft des Chelidonium officinale gegen die Gelbsucht
u. s. w. Nach v. Martins folgen auch die Wilden der Signatur.
Bei weitem wichtiger ist aber was Paracelsus bewies: dass
nur einfache Arzneien, in möglichst kleiner Gabe, wohlthätig und
meist mit mathematischer Sicherheit auf .den Körper wirken.
„D i e br aun e Ag ame d e , de s Augia s T o c h t e r ,
kannt e a l l e G i f t k r ä u t e r , d i e di e w e i t e Erd e nur
t r ä g t . ” Iliad. XI. 737.
A. Reitzend - scharfe Giftpflanzen.
So schnell diese und die der beiden folgenden Abtheilungen
den Tod herbeiführen können, so wohlthätig wirken
mehrere derselben in Krankheiten, wenn sie richtig angewendet
werden. Die Gegenmittel bei Vergiftungen sind am Ende
jeder Abtheilung angegeben.
HELLEBORUS. Ni e s swu r z .
H. viridis 21. Südöstliches Akarnanien, in Wäldern.
H. Niger 21. Lakonien, Athos.
H. o r i e n t a l i s 2j.. EkXsßogog (isXctg, Diosk. SxctQfprfo ngr.
Er wächst südlich vom Parnass auf dem Dirphis und in der
Nähe des alten Antikyra, nach welchem ihn die Alten auch
’A v t Lk v q u nannten; ferner auf dem Athos; bithyn. Olymp;
sehr häufig bei Konstantinopel. Der beste orientalische schwarze
N. wuchs nach Theophrast auf dem Helikon. Die Alten
brauchten ihn als Abführungsmittel, die pulver. Wurzel als
Niesspulver. Er ist wirksamer als der gemeine schwarze und
dieser mehr als der grüne.
„ A ls die Amphiktyonen Kirrha bei Delphi belagerten und
„ e s nicht eimiehmen konnten, ersann Solon von Athen folg
e n d e List: er leitete das Wasser, was aus dem Pleistos
„ in einem Kanal nach Kirrha floss, ab, warf dann Helleborus-
,, Wurzeln in den Pleistos, und als er glaubte, dass das Was-
,, ser hinreichend von dem Mittel habe, wendete er es wieder
„in den Kanal: und die Kirrhäer — denn sie tranken ungeh
in d e r t das Wasser — versäumten durch unaufhörlichen
„ Durchfall die Bewachung der Mauer, die Amphiktyonen aber
„nahmen die Stadt u. s. w.” Pausan. X. 37. 5.
So heftig wirkte der durch einen starken Bach verdünnte
wässrige Auszug, denn hätte man etwas gemerkt von dem
widrigen Geschmack und Geruch dieser Wurzel, so würden
die Kirrhäer nicht davon getrunken, sondern Gift vermuthet
und sich wie, als ihnen das Wasser abgeschnitten wurde, mit
Brunnen- und Regenwasser beholfen haben. Zu wundern ist,
dass die denkenden Alten dieser Thatsache nicht mehr Aufmerksamkeit
schenkten und die Entdeckung neuern Zeiten
liessen.
Der ausgepresste Saft der Wurzel wird mit Weingeist
vermischt und hinreichend verdünnt angewandt.
VERATRUM. Germe r .
V. album 2J.. 'EXXsßogog Xsvxog, Diosk. Wächst auf der
Höhe des Pindus; nach Theophrast kam der beste weisse El-
leworos vom Oeta. Die Alten heilten damit den Wahnsinn
und brauchten ihn zum Erbrechen. Der geistige Auszug der
pulv. Wurzel dient noch jetzt hinreichend verdünnt bei Geistesstörung,
bei Brechdurchfall, bei Krämpfen mit Kälte des
Körpers.
V. nigrum W. Exugcpi, ngr. Auf den Gebirgen Lako-
niens, wirkt heftiger als der vorige.
Die Alten unterschieden schwarzen und weissen 'EXZsßogos, ohne
beide so verschiedenen Pflanzen näher zu bezeichnen.
ACONITUM. Sturmhut .
A. N apellus 2J.. ’Anovuov, ngr. In Lakonien.