Die warmen Quellen der Thermopylen.
Nach etwa ^ Stunde bemerkt man zur Seite weit ausgebreitet
sintrischen Absatz einer Quelle, auf diesem aufwärts
gelangt man zu den warmen Quellen, welche mit zum Namen
des berühmten Eng-Passes beitrugen.
Dieser Absatz besteht grösstentheils aus kohlensaurem Kalk,
er löst sich in Salzsäure mit Hinterlassung eines thonigen
Rückstandes auf. Er bildet rundliche Goncretionen und mag,
wo er am dicksten ist, wohl 2 Lr. stark sein. Die entfernteste
Quelle, welche ihn abgesetzt hat, kommt mächtig aus
gelblichweissgrauem, dichtem Kalkstein hervor, sie ist angenehm
lauwarm (leider war auch mein drittes Thermometer zerbrochen).
Der Geschmack des Wassers ist nicht unangenehm,
schwach salzig, wie dünne Fleischbrühe. Der Quelle entsteigt
Schwefelwasserstoffgas, sie setzt auch etwas Schwefelhydrat
ab. Die Steine in der Nähe ihres Ausflusses haben einen
grünen schleimigen Ueberzug. Nahe unterhalb der Quelle ist
ein viereckiger gemauerter Behälter, um das Wasser zum
Bade aufzustauen, es hat bis hierher nur ein Paar Fuss Gefälle.
Weiter herab, östlich von der obersten Quelle, kommt
in einer Wasserriese eine bei weitem stärkere Quelle heftig
aufwallend hervor, sie ist mit einem länglich 4eckigen Gemäuer
umgeben. In dem warmen Wasser leben eine Menge
kleine Fische, Smarlda (Stint), sie können aus dem Meere
in dem abziehenden Wasser heraufkommen. Es halten sich um
die warmen Quellen mancherlei Sumpfvögel auf, weil sie hier
gute Nahrung finden, z. B. Gewürme, auch gerathen viele
kleine Fischchen auf die breite, nur dünn überflossene Fläche
des Abzuges der obern Quelle, hier waren eine Menge Bachstelzen
geschäftig. Das Wasser der untern Quelle war vor
wenig Jahren noch auf 3 Mühlen geleitet. Regelmässig gefasst
könnte es 3 bis 4 Räder von 7 bis 8 Ellen Durchmesser
treiben, nur hat es die üble Eigenschaft, mit seinem
kalkigen Absatz in kurzer Zeit alles zu überziehen. Das aufgemauerte
Gefluder der ersten Mühle ist völlig mit solchem
Sinter überzogen, so dass das Mauerwerk oben einige Zoll,
unten 1^ Fuss dick übersintert ist. Neben dieser Mühle
quillt unterhalb auch Wasser hervor, es ist nicht merklich
warm, und scheint nur unter dem Sinter - Absatz herabgesickertes
ausgekühltes Wasser zu sein, was hier Abfluss findet.
Ehe ich diese Quellen verlasse, ist noch zu bemerken,
wie sich hier in einer kleinen Erstreckung unterirdische Thä-
tigkeit entwickelt.
Die warmen Quellen ziehen sich in grader Linie von
Westen nach Osten. Es sind deren 3 Gruppen:
1) Die Quellen bei Patradschik.
2) Die an den Thermopylen.
3) Die heissesten bei Lipso (Aedepsos) auf Euböa.
Die letztem müssen dem Sitz der unterirdischen Hitze
am nächsten sein (sie werden in der Folge näher beschrie^-
ben werden).
Wenig nördlich von der Linie der heissen Quellen wird
kaltes salzigbittres Meerwasser heftig und reichlich emporgetrieben,
wahrscheinlich nach der dabei gegebenen Erklärung (S.199.)
durch eine unterirdische Quelle, oder treiben vielleicht gespannt
stehende unterirdische vulkanische Dämpfe Meerwasser empor,
wie bei den Rheitoi. Wer dringt in’s Innere der Natur.
Endlich ist noch die sich von der Linie der warmen
Quellen nicht weit entfernt, beinahe parallel nördlich vorzie.-
hende Reihe Serpentinkuppen hier wieder in Erinnerung zu
bringen. Auch in der Richtung der warmen Quellen östlich
von den Thermopylen fand ich 2mal Serpentin; ob er sich
nach Patradschik hin findet, ist mir nicht bekannt.
Der Eng-Pass des Leonidas.
Nahe bei dem östlichen Abfluss der warmen Quellen der
Thermopylen zieht sich ein niedriges, einige Klafter hohes
Bergjoch vor, so dass nordöstlich nur Platz ist für einen
schmalen, ein Paar Fuss breiten Mühlgraben und einen Fuss-
Erster Theil. 14