süssen Trockenweine, die wahre Lebensessenzen sind. Da hat
man die nöthige Vorsorge bei der Pflege der Weinstöcke;
bei der Weinlese, die Trauben werden auf den flachen Dächern,
Vorplätzen u. s. w., nachdem sie abgeschnitten sind,
noch eine Zeitiang der Sonne ausgesetzt, dann abgebeert,
man hat Kelter, der Most wird auf reine Gefässe gelegt,
die Gährung sorgfältig beobachtet u. s. w.
Von griechischen Trockenweinen sind Tinos Muskat, süsser
Santorino, Samos Muskat, Cyper Muskat, süsser Ulysses
von Ithaka, Homeros von Smyrna (aus den kleinen Beeren
ohne Kern, Sultania genannt, an der trojanischen Küste) zu
nennen. Sie halten sich selbst, wenn schon von der Flasche
getrunken worden ist, und können weit versendet werden*).
Die meisten griechischen Weine sind weiss, dann blass-
roth, die wenigsten dunkelroth. — Die Weine vom Festlande,
Morea und Euböa sind meist geharzt, von den Inseln nur die
von Skyro und Thermia und auch dort nicht alle Sorten. —
Das Festland liefert nicht besonders geschätzte Weine. —
Unter den geharzten von Morea sind der Tschakoniko (weiss)
und der von Korinth (dunkelroth), unter den ungeharzten der
von Nisi bei Kalamäta und der von Pyrgos die besten und
geschätztesten. Auf Euböa der von Kumi (dunkelroth, unge-
harzt). — Auf den Inseln der von Naxos, Santorino (beide
weiss, ungeharzt), der von Zea, Tino (beide roth, ungeharzt)
und der von Scopelo (dunkelroth, ungeharzt), die vorzüglichsten;
auch der von Paros und Syra (beide dunkelroth, ungeharzt)
werden geschätzt. — Auf den Inseln hat jede wenigstens
Eine, meistens mehrere von den Weinen der ändern Inseln
ganz verschiedene Sorten, und wer zur rechten Zeit reist,
könnte auf ihnen wohl zum e st, e st, est, verleitet werden.
Wein heisst neugriechisch xq c /g i , d.i. k r a s s lh , ein Wort,
was die Fremden stets am schnellsten lernen, so schlecht der
Wein im Allgemeinen auch ist.
*) Sie sind jetzt auch in Dresden acht und billig zu bekommen.
Der Ausländer, der in Griechenland kräftig bleiben will,
muss von seiner gewohnten Lebensweise nicht ganz abweichen,
sondern nur Modificationen machen und sich dabei auch an
den gewöhnlichen Wein gewöhnen, jedoch stets mit Wasser
gemischt, wie es bereits die Najaden lehrten. Mit Limonade
wird bald die Verdauung gestört, der Nordländer
im heissen Clima erschlafft und muss in* den Sommermonaten
die Nacht oft schlaflos zubringen. — Raki unter
Wasser zu trinken, ist wohl zuweilen bei heftiger Sonnenhitze
und nach starken Anstrengungen gut, zum gewöhnlichen Getränk
spannt es aber zu sehr ab und verursacht Haemorrhoi-
dalbeschwerden, mehr als der schlechteste Wein. — Etwas geistiges
muss man aber unter das meist schlechte Wasser giessen,
sonst wird man bald für Fieber, Colik u. s. w. empfänglich
werden.
Noch vor nicht langer Zeit war es gebräuchlich, den
Wein auf der Reise in einem grossen oder kleinen Schlauche,
wie Seite 573 beschrieben wurde, mit sich zu führen und es
gehörte eine eigene Fertigkeit dazu, aus dem etwas geöffneten
Schlauche den Wein in einem dünnen Strahle in den geöffneten
Mund fliessen zu lassen; denn anders kann man
nicht aus der schlaffen Haut trinken. Es war eine Charakter
Skizze, einen Capitano, mit seinen Palikaren umgeben,
auf einer felsigen Kuppe auf der Lauer zu sehen, wie er den
Wein mit Wohlbehagen und ohne Unbequemlichkeit sich aus
dem Schlauche in die Gurgel laufen lässt.
Jetzt sind auf der Reise flache, runde, hölzerne, ausgepichte
Flaschen, die meist etwas über 2 Okka fassen (man
kann sie bis zu 5 Okka haben), gebräuchlich, sie werden, so
viel ich weiss, in Ungarn aus Buchenholz als 2 Hälften gedreht
und zusammengesetzt. Man nennt sie Bl o t z k a oder
Ts i t ra . Erfahrung ist, dass, wenn sie vor dem Einfüllen
mit Wasser ausgespült wurden, der Wein in ihnen schneller
sauer wird, als wenn man sie mit demselben Wein, sei er
auch schon säuerlich, ausspülte.
Erster Theil. 37