658 ACKERBAU IM ALLGEMEINEN»
men die Winterregen, die Saat geht freudig auf, im Juni
wird geerntet und in der Regel 10 für 1. Das Getreide
wird mit Sicheln geschnitten, in kleine Garben gebunden und.
auf Pferden nach Hause getragen, was sie unterwegs an
Sträuchern abstreifen, hat nichts zu sagen. Dann wird es auf
einem runden, geebneten, fest getretenen, zuweilen gepflasterten
Platze, durch im Kreis herumgetriebene Pferde, selten
Rindvieh, ausgetreten; nur an wenig Puncten, z. B. bei
Ajio Petro in Morea, hatten die Leute eine Art von langen,
schwanken Dreschflegeln, die aber nicht nur unbequem zu
führen sind, sondern auch keinen regelmässigen Schlag erlauben.
Das durch das Vieh ausgetretene Korn wird durch
Werfen gereinigt, das kurz zertretene Stroh, Ache ra , ist
das gewöhnliche Futter für Pferde und Rindvieh.
Das Getreide wird auf kleinen Wasser-Mühlen mit liegendem
Rade, auf welches ein einige Fnss hoher Strahl her-
abschiesst, bei weitem das meiste aber auf Windmühlen zu
Mehl gemahlen. — Die Mühlsteine sind leicht, sie theilen dem
Mehl eine Menge Sand mit. — Das Mehl wird mit Wasser
zu einem Teig gemacht, ohne Zusatz von Sauer, es bleibt
über Nacht stehen und wird den ändern Tag gebacken. —
Oft macht man nur einen ein Paar Zoll dicken Kuchen, legt
ihn auf die heisse Stelle unter einem Feuer und bedeckt ihn
mit heisser Asche; manche haben dazu zwei Eisenbleche,
zwischen denen er gebacken wird. Der grösste Genuss ist
für sie, diesen teigigen Kuchen so heiss wie möglich zu
essen. J
Das meiste Brod wird aus Gerste gemacht; Weissbrod
von Waitzeri, aber stets schwer und unausgebacken, bekommt
man in den Klöstern. Das beste Weissbrod bekam man sonst
in Hydra und zu Poros. Roggenbrod ist selten, auch liebt
man es nicht. Wenn Pferde besseres Futter auf der Reise
bekommen, so ist es Gerste, Hafer ist nur sehr selten zu
bekommen.
VOM DÜNGER. 659
Vom Dünger.
Die Felder zu düngen ist nicht gebräuchlich, man lässt
nach einer Ernte den Acker 2 bis 3 Jahr Brache liegen.
Um düngen zu können, muss der Landmann erst Dünger zu
bereiten, dann in den passenden Boden zu bringen wissen;
hierzu gehört taugliches Ackergeräthe und Ackervieh. Denn
den Dünger ohne Wahl auf das Feld zu bringen, wird mehr
schaden als nützen.
Der Dünger ist fünffach zu betrachten:
1) Hausdüri g er . In keinem Bauernhause und nicht in
den städtischen giebt es eine Düngergrube. Der Dünger wird
nach südlicher Sitte vertragen in den nächsten Winkel, des
Nachts oft mitten auf den Weg, früh ist das meiste rein,
denn die Schweine halten strenge Aufsicht; auf den meisten
Dörfern haben sie wenig andres zu fressen und bekommen
in dem Gehöfte ihres Besitzers nur zuweilen etwas Maysu s.w.,
damit sie wiederkommen. Auch die Hunde dienen zur nächtlichen
Reinigung der Gassen und kämpfen oft mit den Schweinen
darum.
Es müssten überall gute Düngergruben vorgerichtet werden
und wenn auch vor der Hand das zertretene Stroh sorgfältig
zum Futter gebraucht wird und man es nicht zum Einstreuen
hergeben würde, so könnte man P u t r id e n bereiten
und diese auf solchen Boden bringen, der es verträgt.
2) S t a l l d ü n g e r ist nur von Pferden zu haben, wo diese
des Nachts stehen. — Ziegenmist findet sich auf den Man-
dren in grösser Menge, aber Niemand führt ihn ab, höchstens
ein Paar Körbe, um ihn um einen Olivenbaum zu verbreiten,
in der Mandra liegt er oft mehr als Fussdick und den Hirten
endlich im Wege. Dasselbe gilt von Schafmist, wo es grössere
Heerden giebt. Iedoch ist, wie bereits erwähnt, der
Hausdünger, und der von Pferden, Ziegen, Schafen nicht auf
jedem Boden anzuwenden, da derselbe meist, obgleich mager,
hitzig ist. Wenn aber sich Land-, Obst- und Gartenbau verbessert,
so werden viele Ortschaften auch zufrieden sein
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