E U B Ö A .
D i e s e Insel hiess nach Strabo X. S. 444 fin. vor alten Zeiten,
weil sie so lang und schmal war, M äk r is. Homer nennt
sie Euböa , welches Abanter (nicht Euböer) bewohnten. Iliad. II,
556. „Die Tapferkeit hauchenden Abanter, welche Euböa
besitzen.” Auch nannte man sie O c h e , nach diesem Berge,
den man für den höchsten der Insel hielt. Ferner E l lo p ia
vom Ellops, des Jon Sohn. Eine Höhle an der Küste des
Aegäischen Meeres, worinn die Jo den Epaphos geboren haben
soll, hiess der Ochsenkopf (ßovg av^rf), wesshalb einige
glauben, dass die Insel E u b ö a genannt worden ist. Seit dem
Mittelalter wurde sie durch Corrumpirung der Benennung der
Meeresenge, des Euripos, E g r ip o s , und weil über diesen
eine Brücke führte, Egripont, N e g r o p o n t genannt. So wurde
sie bis auf die letzten Jahre genannt, jetzt wird ihr wieder
ihr alter Name Euböa zu Theil.
Zu Zeiten des Strabo war Chalkis die vorzüglichste Stadt
von Euböa, nach ihr Eretria. Von der Stadt Euböa, welche
ein Erdbeben zerstörte, schreibt Aeschylos in seinem Glaukos
Pontios: „Euböa, welches da liegt, wenn man um Ke-
näon, Zeus Vorgebirge, hinweg kommt, neben dem Grabe
des unglücklichen Lichas.”
Ausser den genannten Städten waren Oreos, Karysto,
Aedepsos, Orobia, Styra und Marmarion im Alterthum die
berühmtesten der Insel.
Die Meerenge Euripos zählten die Alten zu den merkwürdigsten
Naturerscheinungen, wegen der dort so unregelmässigen
Ebbe und Fluth.
Den Flüsschen Kireus und Nileus schrieben die Alten
die wunderbare Eigenschaft zu, dass sich die Schafe, wenn
sie aus dem einen tränken, weiss, und wenn aus dem ändern,
schwarz färbten.
Die berühmteste Quelle der Insel war die Arethüsa bei
Chalkis. Ileisse Quellen giebt es bei Aedepsos und im Le-
lanteischen Felde bei Chalkis.
Strabo schreibt ferner, dass sonst diese Insel sehr dem
Erdbeben unterworfen gewesen sei, vorzüglich aber neben
der Meerenge, auch nimmt sie unterirdische Winde auf,
eben so wie in Böotien u. a. 0 . Erdbeben verstopfte die
Quelle der Arethusa, die nach einigen Tagen an einer ändern
Stelle wieder zu fliessen anfing und die Insel wurde so lange
hier und da erschüttert, bis sich ein Erdpfuhl im Lelantei-
schen Gefilde eröffnete, aus dem ganze Ströme feuriger Lava
herausflossen. Demetrios der Kalatiner, der alle Erdbeben
durchgeht, welche Griechenland von den ältesten Zeiten her
betroffen haben (seine Schrift ist verloren), erzählt, dass bei
solchen Erdbeben viele Eiländer der Lichaden und ganze
Stücke vom Vorgebirge Kenäon versunken sind; einmal seien
die Quellen der Bäder bei den Thermopylen und bei Aedepsos
verstopft worden, dass sie ganz und gar zu fliessen aufhörten,
bis nach Verlauf von 3 Tagen die bei Aedepsos aus einer
ganz ändern Quelle zum Vorschein kamen. Ein andermal wäre
die Mauer zu Orion mit 700 Häusern eingestürzt. Der Sper-
cheios verliess sein gewöhnliches Bett und trat so aus, dass
die Landstrassen schiffbar wurden und der Boagris bei lhro -
nion floss durch ein ganz andres Thal als er gewöhnlich zu
thun pflegte. Alope, Kyne und Opunt erlitten grosse Erderschütterungen
und Oeon, die Akropolis von Opunt, versank