DIB BELAGERUNG VON MISSOLONGHI.
ie Missolonghi auf das tapferste unter dem Helden Markos
Botzaris gegen eine grosse Uebermacht der Türken verthei-
digt wurde, ist der Nachwelt auf bewahrt, aber die letzte
Belagerung Missolonghi’s durch die Rebellen von Aetolien und
Akarnanien im Februar und März 1836 ist bis auf eine
flüchtige Zeitungs-Nachricht noch wenig bekannt geworden,
es möchte daher nicht ohne Interesse sein auch sie zu schildern.
Indem ich mich auf das beziehe, was ich früher über
die Wichtigkeit von Missolonghi sagte, habe ich noch das
hinzuzufügen, dass, wenn Missolonghi in die Hände der Rebellen
gefallen wäre, auch sogleich der obere Theil von
Morea in Aufruhr gestanden haben würde. Die Griechen betrachteten
dann Romelien als verloren und in Morea hätte
sich der Aufruhr weiter fortgewälzt. Er kam unerwartet und
schnelle, kräftige Hülfe war nöthig, aber nicht gleich herbei
zu schaffen, da trat ein Leonidas neuerer Zeit auf, wie jener
einst aus reinster Liebe zu seinem Vaterlande, so dieser jetzt
aus Treue für seinen König und das allgemeine Wohl; jener
mit 300 Spartanern, dieser mit einer Handvoll meist fieberkranker
Leute; jener in einem Engpass, dieser hinter einer
zerfallenen Mauer, deren Länge anfangs nicht einmal mit Streitern
besetzt werden konnte, denn Missolonghi wird zwar ein
fester Waffenplatz genannt, es wird sich aber aus dem folgenden
sogleich ergeben, ob es diesen Namen auch verdient.
Zwei bis drei Hundert Schritt hinter den letzten Häusern
des Ortes ist freier Platz, dieser wird nördlich, durch
einen längs von W. nach O. vorgezogenen Graben, von der
grossen gegen Nord anstossenden und sich westlich und östlich
ausbreitenden nassen Ebene, welche durch viele Wassergräben
durchzogen ist, abgeschnitten. Dieser Stadtgraben ist
sehr flach und ohne Wasser, über ihm erhebt sich der ausgeworfene
Wall, der mit einer lockern zerfallenen Mauer befestigt
ist. Es wäre leicht gewesen, die Brustwehr mit nur
einige Klafter hohen Leitern zu ersteigen; keine Kanone war
auf dem Wall; keine Munition für die Musqueten vorhanden
und am ersten des Monats war eine hier stehende Compagnie
griechische Infanterie nach Patras versetzt. Das einzige grosse
Thor nach der Landseite ging nicht zu schliessen. Es befanden
sich damals in Missolonghi einige deutsche Offiziere, die
in ihr Vaterland zurückkehrten und diesen Platz noch hatten
sehen wollen, einige Offiziere der Phalanx, kriegerische Su-
lioten, 20 Mann Infanterie von der vor drei Tagen nach Patras
versetzten Compagnie, sie hatten fieberkrank im Hospital
zurückgelassen werden müssen, 10 Mann Pionniere, auch
meist fieberkrank, und einige Gensdarmes. Das war des
Commandanten, Oberst v. Almeida, Garnison, und so erklärte
derselbe Missolonghi am 5ten Februar in Kriegszustand. Tags
zuvor, den
4t en Abends war die Nachricht n a c h Missolonghi gekommen,
dass in Dragomester und an ändern Punkten des Distri-
ctes Xe'rome'ros (Akarnanien) ein Aufstand ausgebrochen sei
und sich nach Missolonghi wälze,
5 ten. Missolonghi wurde in Kriegszustand erklärt und
die Breschen der niedrigen Brustwehr mit übereinander gelegten
Steinen ausgebessert. Was in den Kaufläden noch an
Pulver und Blei zu finden war, wurde gekauft, um scharfe
Patronen zu machen.
6 ten langten mehrere königliche Beamte, die den Rebellen
entflohen waren, an. Allgemeiner Schrecken verbreitete
sich unter den Einwohnern von Missolonghi; sie waren geneigt
sich auf die Seite der Rebellen zu wenden. Der Comman